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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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den ersten Blick problematisch, denn es gibt keine anderen Berichte über einen Pharao Osarsiph oder über einen anderen Pharao der achtzehnten Dynastie, der dreizehn Jahre lang geherrscht hat. Aber schauen wir uns die möglichen Kandidaten doch einmal genauer an. Zum Beispiel Eje oder Haremhab. Beide waren nicht königlicher Abstammung, der eine war Wesir, bevor er den Thron bestieg, der andere Oberbefehlshaber des Heeres. Aber Eje regierte nur vier Jahre lang, und Haremhabs neunzehn Jahre waren ziemlich konventionell und erfolgreich. Semenchkare überdauerte nur vier Jahre, während Tutanchamun schon als junger Mann starb. Keiner von ihnen passt. Doch eine Möglichkeit gibt es noch: Echnaton. Er folgte auf seinen Vater Amenophis   III. Er regierte zwar insgesamt siebzehn Jahre lang, aber während seines fünften Jahres geschah offenkundig etwas Außergewöhnliches: Er hat nicht nur seinen Namen geändert, er hat auch seine neue Hauptstadt Achet-Aton gegründet, den Ort, den wir als Amarna kennen. Und von dort aus hat er bis 1332 vor Christus regiert. Von 1345 bis 1332.   Sagen Sie mir: Wie viele Jahre sind das?»
    «Dreizehn», sagte Fatima.
    «Genau», sagte Stafford nickend. «Als haben wir eine Übereinstimmung, auf jeden Fall eine oberflächliche. Aber daraus ergeben sich neue Fragen. Warum wurde Echnaton zum Beispiel als Eindringling angesehen? Er war doch ein legitimer Pharao. Und gibt es abgesehen von Manethos Darstellung nicht noch etwas, was Echnaton mit Moses verbindet?»
    Fatima breitete ihre Arme aus. «Spannen Sie uns nicht auf die Folter.»

II
    Knox überquerte einen kleinen Felshügel und schaute sich um. Die Verfolger kamen immer näher. Eine Wolke zog vor den Mond. Er nutzte die Verfinsterung und lief fast blind nach rechts vom Zaun weg. Er stolperte über einen großen Stein und stürzte zu Boden. Als er sich aufrappelte, sah er Plastikplanen vor sich. Der Friedhof. Der Mond tauchte wieder auf. Hinter sich hörte er einen Schrei. Er lief zu dem Bewässerungskanal, rutschte die Böschung hinab, platschte durch das Wasser und krabbelte mit nassen und schlammverschmierten Schuhen auf der anderen Seite hinauf.
    Von rechts näherten sich Scheinwerfer. Es war einer der Pickups, der auf der Straße herangejagt kam. Die Türen flogen auf, zwei junge Männer sprangen hinaus. Knox kletterte über das Tor, hinter dem er geparkt hatte, aber weder Omar noch der Jeep waren zu sehen, nur die Reifenspuren am Boden.
    Er blieb stehen, stützte die Hände auf die Knie und rang nach Atem. Seine Beine waren schwer und schmerzten. Drei junge Männer erreichten das Tor hinter ihm. Mit der Gewissheit, ihn geschnappt zu haben, kletterten sie ohne Eile herüber. Der Windpresste sein durchnässtes Hemd auf die Haut. Die Kälte der Nacht gepaart mit Angst ließ ihn erzittern.
    Ein alter Motor dröhnte auf. Knox drehte sich um und sah den Jeep auf sich zu holpern. Omar saß am Steuer, die Beifahrertür schwang bereits auf. Knox lief auf den Wagen zu, stürzte hinein und knallte seinen Verfolger die Tür vor der Nase zu. Schnell verriegelte er sie, sodass die jungen Männer nur noch frustriert gegen die Fenster schlagen konnten. Omar riss das Lenkrad herum, schaltete mit knirschendem Getriebe hoch und raste quer über das Feld davon.

III
    Peterson umklammerte seine Bibel, als er das Wandgemälde anstarrte, auf das Michael ihn aufmerksam gemacht hatte, kurz bevor Knox entdeckt worden war. Das destillierte Wasser hatte nicht nur die dicke Schmutzschicht abgewaschen, sondern auch die Farbpigmente aufgefrischt, sodass das Gemälde wieder richtig leuchtete. Zwei Männer in weißen Gewändern waren darauf zu sehen, die aus einer Höhle kamen. Vor ihnen kniete eine Gestalt in Blau, darunter stand eine einzelne Textzeile.
    Peterson hatte erst spät Sprachen gelernt, aber für diese Zeile reichte sein Griechisch, nicht zuletzt weil sie in den letzten Jahren, seit er zum ersten Mal auf die Karpokratianer gestoßen war, immer wieder in seinen Albträumen aufgetaucht war.
     
    Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir.
     
    Sein Schädel dröhnte, mit einem Mal wurde ihm so schwindelig, dass er sich an der Wand abstützen musste.
     
    Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir.
     
    Und Knox hatte eine Kamera bei sich gehabt! Ausgerechnet dieser Knox! Es hämmerte dumpf in Petersons Brust, wie eine entfernte Stahlpresse.
Was hatte er getan?
Er schaute sich um. Alle waren Knox hinterhergejagt und hatten ihn allein gelassen. Immerhin. Er hob einen

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