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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Hunderte Jahre bevor sie kamen, um zu wüten?»
    «Das erscheint seltsam.»
    «Wenn die Schätze der Kupferrolle also nicht aus dem zweiten Tempel stammen, dann müssen sie aus dem ersten stammen. Quod erat demonstrandum.»
    Sie erreichten die Straße am Nil und fuhren nach Süden. Die gelbe, rosarote und türkisfarbene Lichterkette eines Minaretts erleuchtete die Dunkelheit wie einen Rummelplatz. Gaille bog nach rechts und dann nach links, durchquerte ein kleines Dorf, fuhr durch üppige, blühende Kornfelder und schließlich einen sanften Hang hinab zum Nil, der träge vorbeifloss. Die aufkommende Dämmerung färbte den östlichen Horizont blau, obwohl es noch eine Weile dauerte, ehe die Sonne über die Felsen von Amarna steigen würde.
    «Zufrieden?», fragte sie.
    «Perfekt», sagte Lily grinsend.
    Sie stiegen gähnend aus und streckten sich. Lily baute die Kamera auf und überprüfte den Ton, während Stafford sich für die Aufnahmen zurechtmachte. Gaille setzte sich auf die Haube, genoss die Wärme, die noch vom Motor ausging, und hing ihren Gedanken nach. Irgendwo in der Ferne erklangen die Rufe eines Muezzins.
    Die Kupferrolle. Verschollene, antike Schätze. Sie lachte laut auf. Knox würde sie dafür lieben.

II
    «Das muss reichen», stöhnte Griffin, als sie die Mischung aus Sand, Steinen und Erde feststampften, mit der sie den Schacht gefüllt hatten. Obwohl jeder mit angepackt hatte, waren sie fast die ganze Nacht damit beschäftigt gewesen, und er war erschöpft. Die zwei oder drei Stunden Schlaf, die sie noch bekommen konnten, waren nicht viel, aber besser als nichts.
    «Was ist mit dem Reverend?», fragte Mickey unschlüssig. «Sollten wir nicht auf ihn warten?»
    «Er wird jetzt kaum auftauchen, oder?», blaffte Griffin verärgert. Peterson musste sich nie erklären. Wenn er etwas befahl, gehorchten diese verdammten Trottel. «Wir kommen später zurück.»
    «Ich finde trotzdem, dass wir   …»
    «Tu einfach, was ich sage, ja?» Er wischte sich die Hände an der Hose ab, drehte sich um und marschierte mit so viel Autorität, wie er aufbringen konnte, zum Wagen, hoffend, dass seine Studenten ihm folgen würden. Doch als er sich umschaute, sah er sie Arm in Arm im Kreis auf dem Boden knien und dem Herrn danken.
    Neid kam in Griffin auf, ein Gefühl, das ihm vertraut war unddas sich auf beunruhigende Weise zur Sehnsucht steigerte. Wie wundervoll musste es sein, sich in einer solchen Gruppe aufzulösen und allen Zynismus und Zweifel zu überwinden. Doch sein Charakter war vor Jahrzehnten ausgeprägt worden und kannte weder Unterwerfung noch Glauben. «Kommt schon», sagte er und verabscheute den schleimigen Ton seiner Stimme. «Wir müssen los.»
    Aber sie schenkten ihm keine Beachtung und ließen sich nicht hetzen. Aus seiner Ungeduld wurde so etwas wie Angst, er spürte ein drohendes Unheil. Wie zum Teufel war es so weit gekommen? Nathan hatte nicht gesagt, was mit Tawfiq und Knox geschehen war, doch angesichts seines Schockzustands war es bestimmt nicht gut ausgegangen. Er hatte ihn fortgeschickt, ehe die anderen ihn sehen konnten, aber jetzt befürchtete Griffin, er könnte im Hotel zufällig Claire getroffen haben. Claire war nicht wie die anderen. Sie zog ihre eigenen Schlüsse. Wenn sie herausfand, dass etwas wirklich Schlimmes geschehen war   … Himmel! Das ganze Kartenhaus würde ziemlich schnell in sich zusammenfallen.
    Schließlich waren sie fertig. Noch immer von ihrem Gebet beseelt, kamen sie zum Pick-up und stiegen auf die Ladefläche. Niemand setzte sich zu ihm in die Kabine. Manchmal hasste er sie. Wie tief war er nur gesunken? Nur weil er sich einen Moment der Schwäche erlaubt hatte. Nur einen Moment. Das Mädchen hatte während seiner Vorlesungen in der ersten Reihe gesessen und ihn ungerührt mit ihren treuherzigen blauen Augen angestarrt. Er war es nicht gewohnt, so offen von einer attraktiven jungen Frau angehimmelt zu werden. Sein Herz hatte wild zu schlagen begonnen. Vorlesung für Vorlesung war er ihrem Blick ausgewichen. Trotzdem hatte sie ihn hingerissen angestarrt. Dann war sie eines Mittags in sein Büro gekommen und hatte sich auf einen Stuhl neben ihn gesetzt. Als ihr Knie ihn unter dem Schreibtischberührte, hatte sich seine Hand krampfhaft, aber wie von allein auf ihren Oberschenkel gelegt und war dann an der Innenseite bis nach oben geglitten, wo sich seine Finger in ihr warmes Fleisch gepresst hatten.
    Ihr erschrockener Schrei verfolgte ihn noch immer. Jedes Mal,

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