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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Arbeit, glauben Sie mir. Wer sich diese Mühe gemacht hat, hat den Text für echt gehalten.»
    «Für echt gehalten?», wiederholte Gaille.
    Wie ein Lehrer, der einen aufmerksamen Schüler belohnte, schenkte er ihr ein leichtes Lächeln. «Der Text wurde offenbar von einem anderen, älteren Dokument übernommen, wahrscheinlich von jemandem, der mit der Sprache nicht vertraut war. Daher ist es durchaus möglich, dass irgendein Unruhestifter eine Fälschung auf Pergament oder Papyrus geschrieben hat und dass diese Fälschung von den Essener irrtümlich für echt gehalten wurde und sie den Text dermaßen verehrt haben, dass sie ihn, als sich das ursprüngliche Material auflöste, kopierten, allerdings dieses Mal auf Kupfer. Aber das ist ziemlich weit hergeholt, finden Sie nicht?»
    Vor ihnen zuckelte ein Eselskarren, der mit langem, grünen Zuckerrohr beladen war, das auf- und abhüpfte wie die Röcke hawaiianischer Tänzerinnen. Der Karren versperrte die schmale Straße, sodass Gaille nicht überholen konnte. Es war noch dunkel, doch am östlichen Horizont begann langsam die Dämmerung aufzuziehen. Stafford lehnte sich hinüber und drückte mehrmals auf die Hupe, bis Gaille seine Hand wegschlug. «Er kann nirgendwohin ausweichen», sagte sie.
    Stafford starrte finster vor sich hin, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme. «Ist Ihnen klar, wie wichtig die Aufnahme des Sonnenaufgangs für meinen Film ist?», fragte er.
    «Wir werden es schaffen.»
    «Echnaton wählte Amarna als Hauptstadt, weil die Art, wie sich die Sonne zwischen zwei Felsen erhob, an das ägyptische Symbol Atons erinnerte. Das soll meine Eingangsszene werden. Wenn ich die nicht kriege   …»
    «Sie werden sie kriegen», versicherte sie ihm. Der Karren fand endlich einen Platz zum Anhalten. Gaille winkte dankbar, als sie vorbeifuhr. Durch die Beschleunigung rutschte Staffords Buch vom Armaturenbrett. Er hob es auf, blätterte voller Stolz durch die Seiten und hielt inne, um ein Fotos von ihm selbst vor der Klagemauer zu bewundern. Mit einem Nicken deutete Gaille auf das Bild. «Wie können Sie so sicher sein, dass diese Schätze der Kupferrolle aus dem salomonischen Tempel stammen?», fragte sie.
    «Ich dachte, Sie haben es gelesen.»
    «Ich bin noch nicht dazu gekommen, es zu Ende zu lesen.»
    «Die Schriftrolle ist in Hebräisch», antwortete er leicht beleidigt. «Sie gehörte den Essenern. Deshalb waren die Schätze ohne Zweifel jüdische. Und die erwähnten Mengenangaben sind überwältigend. Über vierzig Tonnen Gold. Die wären heutzutage mehrere Milliarden Dollar wert. Eine solche Menge konnte nur ein ungemein wohlhabender König oder eine sehr mächtige Institution besessen haben. Einige der Schätze wurden jedoch als Abgaben beschrieben, und Abgaben wurden nur an religiöse Organisationen gezahlt. Ansonsten handelt es sich um religiöse Artefakte wie Kelche und Kandelaber. Also war es eine religiöse Institution. Im antiken Israel konnte das nur der erste Tempel gewesen sein, der salomonische Tempel, der 586 vor Christus von den Babyloniern zerstört wurde, oder der zweite Tempel, der auf den Ruinen des ersten errichtet und 70 nach Christus von den Römern zerstört wurde. Die meisten Wissenschaftler schreiben die in der Kupferrolle erwähnten Schätze dem letzteren zu. Mein Buch beweist jedoch, dass das unmöglich ist.»
    «Beweist?»
    «Und zwar vor allem anhand der Daten», sagte Stafford. «Die Kupferrolle wurde in Qumran gefunden, wie Sie wissen. Und Qumran wurde im Jahre 68 nach Christus von den Römern erobert und besetzt, zwei Jahre bevor Jerusalem fiel. Die Verfechter der Theorie des zweiten Tempels wollen uns glauben machen, dass die Schätze von Juden aus jüdischem Gebiet herausgebracht wurden, um sie in dem römisch besetzten Gebiet zu vergraben und dann die Karte direkt vor der Nase einer römischen Garnison zu verstecken. Wie verrückt müssten sie gewesen sein, um das zu tun? Aber selbst das ist nebensächlich. Die Kupferrolle war
unter
anderen Schriftrollen vergraben, die dort mindestens zwanzig Jahre vor der römischen Invasion zurückgelassen worden waren. Außerdem wurde der Text – wie gesagt – von einem anderen, älteren Dokument kopiert. Und die Schrift ist eine sehr seltene Form eines archaischen, eckigen Hebräisch, das man auf 200 vor Christus oder noch früher datieren kann. Halten Sie es für wahrscheinlich, dass die Schätze des zweiten Tempels vor den Römern versteckt wurden, und zwar

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