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Die Jagd am Nil

Die Jagd am Nil

Titel: Die Jagd am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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dann: «Aber ich dachte, wir würden   …»
    «Wir müssen sie zum Schweigen bringen», blaffte Khaled. «Das ist ein Befehl. Habe ich mich klar ausgedrückt?»
    «Ja, Sir.»
    «Gut. Dann kümmert euch darum, bis ich zurück bin.»

IV
    Auf dem Fernseher im Aufenthaltsraum wurde ein weiteres Fußballspiel gezeigt, das jetzt seinen Höhepunkt erreichte. Die beiden Zellengenossen von Knox waren Fans und standen abwechselnd vor der Tür, um angespannt und jubelnd durch das Sichtfenster zu spähen und kameradschaftlich mit den Polizisten draußen zu plaudern.
    Omar war tot, das wurde Knox erst jetzt richtig bewusst. Er kannte ihn noch nicht lange, hatte sich aber schnell mit ihm angefreundet. Sie waren geistesverwandt gewesen. Omar war ein so liebenswürdiger, nachdenklicher und schüchterner junger Mann gewesen, dass man kaum glauben konnte, dass er einer Familie ägyptischer Verbrecher entstammte. Aber vielleicht war er gerade deshalb so geworden, wie er war. Vielleicht hatte er sich der Archäologie gewidmet, um sich von seinen Wurzeln zu lösen. Andererseits hatte seine Familie aber vielleicht auch etwas mit seiner jüngsten Beförderung zu tun.
    Das Schlimmste an alldem war, dass Farooq recht hatte: Omars Tod war sein Fehler. Er hatte seinen Jeep seit Jahren mit einem kaputten Sicherheitsgurt gefahren. Er hatte immer gewusst, dass ein solcher Unfall passieren konnte, und nichts dagegen getan. In Ägypten schienen solche Dinge keine große Rolle zu spielen. Jedenfalls so lange, wie sie keine Konsequenzen hatten.
    Großer Jubel brach aus. Irgendjemand hatte ein Tor geschossen.
    Er vergrub den Kopf in seinen Händen, betrauerte seinen Freund und versuchte, seine verlorene Erinnerung wiederzuerlangen. Er war es Omar schuldig, sich genau daran zu erinnern, was geschehen war und wie viel Schuld er auf sich geladen hatte.Doch die Minuten verstrichen zäh wie Sirup, ohne dass etwas passierte.

V
    Faisal folgte Abdullah mit schweren Schritten durch den Gang des Grabmals, seine Kalaschnikow im Anschlag, als wollte er Dämonen abwehren. Er war von Natur aus ein ruhiger Mann, der lediglich seine drei Jahre Wehrpflicht ableisten und dann wieder nach Hause wollte. Er glaubte an harte Arbeit, an Allah, an das Gute in seinen Mitmenschen, daran, eine liebe Frau zu heiraten und viele, viele Kinder zu haben. Sein Onkel hatte ihm versichert, dass die Armee einen Mann aus ihm machen würde. Wer hätte auch nur im Traum daran gedacht, dass sie
das
aus ihm machen würde? Doch Khaled hatte seine Befehle erteilt, und Khaleds Befehle verweigerte man höchstens einmal.
    Sie erreichten den Schacht und blieben stehen. «Wer ist da oben?», rief Gaille. «Was ist los?» Ihre traurige Stimme versetzte ihm einen Stich. Er musste daran denken, wie sie ihm noch am Morgen Schokolade gegeben hatte, wie sie gemeinsam Späße gemacht und gelacht hatten. Wie zum Teufel hatte alles so schnell aus dem Ruder laufen können?
    «Ich leuchte mit der Taschenlampe runter», brummte Abdullah. «Du tust es.»
    «Warum ich?»
    «Lassen Sie uns gehen?», fragte das Mädchen. «Bitte. Wir flehen Sie an.»
    «Warum fragst du?», meinte Abdullah finster. «Ich leuchte mit der Taschenlampe runter. Du   … du weißt schon.»
    «Warum leuchte nicht ich mit der Lampe und du tust es?»,entgegnete Faisal. Er spähte über den Rand, als würde sich das Problem dadurch von allein lösen. Gaille zündete ein Streichholz aus einem Heftchen an, das sie dort unten liegengelassen haben mussten. Die plötzlich in der Dunkelheit aufflackernde Flamme erleuchtete ihr Gesicht, das flehend zu ihnen hochblickte.
    «Wenn wir eine der Granaten des Captain hätten», murmelte Abdullah. «Das wäre viel leichter.»
    «Für uns, meinst du?»
    Unten im Schacht begann die andere Frau, jämmerlich zu schluchzen. Faisal konnte nicht hinhören.
    «Wir machen es zusammen», sagte Abdullah schließlich. «Danach schauen wir mit der Taschenlampe nach. Okay?»
    «Mir gefällt das nicht», sagte Faisal.
    «Glaubst du, mir etwa?», gab Abdullah zurück. «Aber was sollen wir Khaled sagen?»
    Faisal holte tief Luft. Seit er denken konnte, hatte er zu Hause auf dem Hof Vieh geschlachtet. Im Grunde war es jetzt das gleiche. Vieh, das geschlachtet werden musste. «Okay», sagte er. Als er sein Gewehr in Anschlag brachte, begann unten das Geschrei.
    «Auf drei», sagte Abdullah.
    «Auf drei», wiederholte Faisal.
    «Eins   …», zählte Abdullah, «zwei   …»

Kapitel 31
    I
    Erschöpft und besorgt

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