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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Messers Schneide wandelten, fügte sie ein fröhliches »Schlaft gut!« hinzu. Und damit war sie weg.
    Egwene legte die Arme um Nynaeve und drückte sie an sich. »Es ist schon gut, Nynaeve. Es gibt keinen Grund zur Furcht. Wenn du erst lernst …«
    Nynaeve lachte krächzend. »Ich habe keine Angst.« Sie blickte zur Seite auf die qualmenden Decken und riss sich dann wieder davon los. »Es ist schon mehr als ein kleines Feuer nötig, um mir Angst einzujagen.« Aber sie sah die Decken nicht mehr an, selbst als ein Behüter kam, sie mitnahm und neue daließ. So wie sie gesagt hatte, kam Verin nicht wieder zu ihnen. Während sie Tag um Tag nach Südwesten weiterzogen, so schnell die Fußsoldaten marschieren konnten, kümmerte sich Verin genauso wenig wie Moiraine um die beiden Frauen aus Emondsfelde. Keine der Aes Sedai nahm sich ihrer an. Sie waren nicht direkt unfreundlich, diese Aes Sedai, sondern eher distanziert und zurückhaltend, als seien sie mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Ihre Kühle steigerte Egwenes Unsicherheit und rief ihr wieder alle die Geschichten in Erinnerung, die sie als Kind gehört hatte.
    Ihre Mutter hatte ihr immer gesagt, die Geschichten von den Aes Sedai seien eine Ansammlung von männlichem Unsinn, aber weder ihre Mutter noch irgendeine andere Frau in Emondsfelde hatte je eine Aes Sedai kennen gelernt, bevor Moiraine dorthin gekommen war. Sie selbst hatte viel Zeit mit Moiraine verbracht, und Moiraine stellte für sie den Beweis dar, dass die Aes Sedai keineswegs so waren, wie sie in den alten Geschichten beschrieben wurden: kalte Intrigantinnen und gnadenlose Zerstörerinnen. Zerstörer der Welt. Sie wusste nun, dass wenigstens diese – die Zerstörer der Welt – männliche Aes Sedai gewesen waren, als es sie noch gab, im Zeitalter der Legenden. Aber das half ihr auch nicht viel. Nicht alle Aes Sedai waren so wie in den Sagen, doch wie viele und welche von ihnen?
    Die Aes Sedai, die jede Nacht in ihr Zelt kamen, waren derart unterschiedlich, dass es ihr nicht weiterhalf, Klarheit zu gewinnen. Alviarin war so kühl und geschäftsmäßig wie ein Kaufmann, der gekommen war, Wolle und Tabak zu erwerben. Sie war überrascht, dass auch Nynaeve an dem Unterricht teilnahm, nahm es aber hin. Sie tadelte unerbittlich, war aber immer bereit, es noch einmal zu versuchen. Alanna Mosvani lachte und verbrachte ebenso viel Zeit damit, über die Welt und die Männer zu sprechen, wie sie zu unterrichten. Alanna zeigte allerdings für Egwenes Geschmack zu viel Interesse an Rand, Perrin und Mat. Besonders an Rand. Die Schlimmste von allen war Liandrin, die Einzige, die ihre Stola trug; die anderen hatten ihre Stolen vor der Abreise aus Fal Dara eingepackt. Liandrin saß da, befühlte die roten Fransen und brachte ihnen wenig bei, und das auch nur zögernd. Sie verhörte Egwene und Nynaeve, als habe man sie eines Verbrechens bezichtigt, und alle ihre Fragen drehten sich um die drei Jungen. Sie machte so weiter, bis Nynaeve sie aus dem Zelt warf – Egwene war nicht sicher, warum Nynaeve das tat –, und dann ging sie mit einer Drohung auf den Lippen.
    »Nehmt Euch in Acht, meine Töchter. Ihr seid nicht mehr in Eurem Dorf. Jetzt hängt Ihr die Zehen in ein Wasser, in dem Dinge leben, die beißen könnten.«
    Schließlich erreichte die Kolonne das Dorf Medo am Ufer des Mora, der an der Grenze zwischen Shienar und Arafel entlang floss und in den Erinin mündete.
    Egwene war sicher, dass die Fragen der Aes Sedai ihre Träume von Rand ausgelöst hatten, das und die Sorge um ihn, ob er und die anderen dem Horn von Valere bis in die Fäule hinein hatten folgen müssen. Die Träume waren immer quälend, aber anfangs waren es wenigstens nur einfache Albträume. Bis zu jenem Abend jedoch, an dem sie Medo erreichten, hatten sich die Träume verändert.
    »Verzeiht, Aes Sedai«, fragte Egwene schüchtern, »habt Ihr Moiraine Sedai gesehen?« Die schlanke Aes Sedai winkte ihr zu weiterzugehen und hastete die überfüllte, von Fackeln beleuchtete Dorfstraße entlang. Sie rief jemandem zu, ihr Pferd vorsichtig zu behandeln. Die Frau gehörte zu den Gelben Ajah, obwohl sie gerade ihre Stola nicht trug. Mehr wusste Egwene nicht; nicht einmal ihren Namen.
    Medo war ein kleines Dorf, das nun mehr Neuankömmlinge beherbergte, als es Einwohner hatte. Pferde und Menschen füllten die engen Straßen und drängten sich an den Einwohnern vorbei, die jedes Mal niederknieten, wenn eine Aes Sedai vorbeikam. Greller Fackelschein

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