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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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beleuchtete alles. Die beiden Landestege ragten wie Steinfinger in den Mora hinein, und an jedem hatte ein Paar zweimastiger kleiner Schiffe festgemacht. Dort wurden bereits Pferde mithilfe von Ladebäumen, Tauen und Segeltuchbahnen an Bord gehievt. Weitere Schiffe mit hohen Bordwänden und Laternen an den Masten lagen auf dem mondbeschienenen Fluss. Sie waren bereits beladen oder warteten, bis sie an die Reihe kamen. Ruderboote brachten Bogenschützen und Pikeure heran. Die erhobenen Piken ließen die Boote wie riesige Stachelschweine aussehen, die an der Wasseroberfläche schwammen. Auf dem linken Landesteg entdeckte Egwene Anaiya, die den Ladevorgang beaufsichtigte und diejenigen ausschimpfte, die nicht schnell genug waren. Obwohl sie noch nie mehr als zwei Worte mit Egwene gewechselt hatte, erschien ihr Anaiya anders als die anderen – mehr wie eine Frau von zu Hause. Egwene konnte sich vorstellen, wie sie in der Küche stand und buk; das fiel ihr bei den anderen schwer. »Anaiya Sedai, habt Ihr Moiraine Sedai gesehen? Ich muss mit ihr sprechen.«
    Die Aes Sedai blickte sich stirnrunzelnd um. »Was? Ach, Ihr seid es, Kind. Moiraine ist weg. Und Eure Freundin Nynaeve ist bereits draußen auf der Flusskönigin . Ich musste sie persönlich auf ein Boot verfrachten. Sie schrie, sie wolle nicht ohne Euch abfahren. Licht, welch ein Durcheinander! Ihr solltet auch schon an Bord sein. Sucht ein Boot, das zur Flusskönigin hinausfährt. Ihr beide reist mit der Amyrlin, also benehmt Euch, wenn Ihr an Bord seid. Keine weiteren Szenen oder Wutanfälle!«
    »Auf welchem Schiff befindet sich Moiraine Sedai?«
    »Moiraine ist auf keinem Schiff, Kind. Sie ist schon seit zwei Tagen fort, und die Amyrlin macht sich Sorgen um sie.« Anaiya verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf, obwohl der größte Teil ihrer Aufmerksamkeit immer noch den Arbeitern galt. »Zuerst verschwindet Moiraine mit Lan, anschließend Liandrin und dann Verin, ohne dass eine von ihnen ein Sterbenswörtchen verlauten ließ. Verin hat nicht einmal ihren Behüter mitgenommen. Tomas kaut sich vor Sorge die Nägel ab.« Die Aes Sedai blickte zum Himmel hinauf. Der zunehmende Mond war diesmal nicht von Wolken verdeckt. »Wir werden wieder den Wind heraufbeschwören müssen, und das wird der Amyrlin nicht gefallen. Sie sagt, sie wolle, dass wir noch innerhalb einer Stunde nach Tar Valon aufbrechen, und sie wird keinen Aufenthalt dulden. Ich möchte nicht in Moiraines, Liandrins oder Verins Haut stecken, wenn sie ihnen das nächste Mal begegnet. Sie werden sich wünschen, wieder Novizinnen zu sein. Ja Kind, was ist denn los?«
    Egwene atmete tief durch. Moiraine weg? Das kann nicht sein! Ich muss mit jemandem sprechen, der mich nicht auslacht. Sie stellte sich Anaiya zu Hause in Emondsfelde vor, wie sie sich die Probleme ihrer Tochter anhörte. Die Frau passte in dieses Bild. »Anaiya Sedai, Rand ist in Schwierigkeiten.«
    Anaiya sah sie nachdenklich an. »Der große Junge aus Eurem Dorf? Ihr vermisst ihn bereits, nicht wahr? Na ja, es sollte mich nicht überraschen, wenn er wirklich in Schwierigkeiten steckt. Das passiert jungen Männern in seinem Alter ständig. Obwohl eher der andere – Mat? – so aussah, als habe er Probleme. Schon gut, Kind. Ich will mich nicht über Euch lustig machen oder es auf die leichte Schulter nehmen. Welche Art von Schwierigkeiten? Und woher wisst Ihr überhaupt davon? Er und Lord Ingtar sollten mittlerweile das Horn gefunden haben und wieder zurück in Fal Dara sein. Oder sie mussten ihm in die Fäule folgen, und daran kann man nichts ändern.«
    »Ich … ich glaube nicht, dass sie in der Fäule oder in Fal Dara sind. Ich hatte einen Traum.« Sie sagte es beinahe trotzig. So ausgesprochen, klang es einfältig, aber es war ihr so real erschienen. Ein echter, aber eben ein realer Albtraum. Erst war da ein Mann gewesen mit einer Maske vor dem Gesicht und Feuer in den Augen. Trotz der Maske hatte sie einen Anflug von Überraschung auf seinem Gesicht festgestellt, als er ihrer ansichtig wurde. Sein Blick hatte ihr Angst eingejagt, bis sie glaubte, ihre Knochen würden vor Zittern zerbröckeln, doch plötzlich verschwand er, und sie sah Rand, der in einen Umhang gehüllt auf dem Boden schlief. Eine Frau stand über ihm und betrachtete ihn. Ihr Gesicht lag im Schatten, aber ihre Augen leuchteten so hell wie der Mond, und Egwene wusste, dass sie böse war. Dann gab es einen Lichtblitz, und sie waren verschwunden. Beide. Und hinter

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