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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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konzentrischen Kreisen aus verschiedenfarbigem Stein zum Rand hinauf. Um den Rand herum standen rußgeschwärzte, verformte Bäume, über die ein Feuersturm hinweggerast zu sein schien. Alles kam ihm blasser vor, als es sein sollte, genau wie der trübe Sonnenschein, als sehe er sie durch einen Nebel hindurch. Nur dass es keinen Nebel gab. Nur sie drei und die Pferde kamen ihm wirklich greifbar vor. Doch als er den Stein unter sich berührte, fühlte er sich fest an.
    Er streckte die Hand aus und rüttelte Loial und Hurin auf. »Aufwachen! Wacht auf und sagt mir, dass ich träume. Bitte wacht auf!«
    »Ist es schon Morgen?«, begann Loial. Er richtete sich auf, und dann blieb ihm der Mund offen stehen. Seine großen runden Augen weiteten sich.
    Hurin zuckte beim Erwachen zusammen, sprang auf wie ein Floh auf einem heißen Stein und blickte sich nach allen Seiten um. »Wo sind wir? Was ist geschehen? Wo sind all die anderen? Wo sind wir, Lord Rand?« Er sank händeringend auf die Knie, aber sein Blick huschte unruhig von einem zum anderen. »Was ist bloß passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Rand bedächtig. »Ich hoffte, es sei nur ein Traum, aber … Vielleicht ist es ein Traum.« Er hatte ja seine Erfahrungen mit Träumen, die keine waren, Erfahrungen, die er weder wiederholen noch in die Erinnerung zurückrufen wollte. Er stand vorsichtig auf. Alles blieb, wie es war.
    »Ich glaube nicht«, sagte Loial. Er betrachtete die Säule und schien dabei nicht glücklicher zu werden. Seine langen Augenbrauen fielen ihm über die Wangen herunter, und seine behaarten Ohren wirkten wie verwelkt. »Ich glaube, das ist der gleiche Stein, neben dem wir uns letzte Nacht schlafen legten. Ich glaube, ich weiß jetzt, was es ist.« Ausnahmsweise klang es einmal, als sei er unglücklich darüber, etwas zu wissen.
    »Das ist …« Nein . Dass dies der gleiche Stein sein sollte, war auch nicht verrückter als alles andere Verrückte, das um ihn herum geschah: Mat und Perrin und die Shienarer verschwunden und alles verändert. Ich dachte, ich sei entkommen, aber es hat schon wieder begonnen, und es gibt nichts Verrücktes mehr. Es sei denn, ich bin verrückt. Er sah Loial und Hurin an. Sie benahmen sich nicht so, als sei er verrückt. Auch sie sahen das Gleiche. Etwas an den Treppen zog seinen Blick an. Es waren die unterschiedlichen Farben, sieben, von Blau bis Rot. »Eine für jede Ajah«, sagte er.
    »Nein, Lord Rand«, stöhnte Hurin. »Nein. Aes Sedai täten uns das nicht an. Das täten sie nicht. Ich wandle im Licht!«
    »Das tun wir alle, Hurin«, sagte Rand. »Die Aes Sedai werden dir nichts tun.« Es sei denn, du stehst ihnen im Weg. Konnte das irgendwie Moiraines Werk sein? »Loial, du weißt, was dieser Stein bedeutet. Was stellt er dar?«
    »Ich sagte, ich weiß es vielleicht, Rand. Es gab da eine Stelle in einem alten Buch, nur ein paar Seiten lang, und auf einer Seite befand sich eine Zeichnung dieses Steins – dieses Steins …« – er wiederholte die Worte auf ganz bestimmte Weise und mit besonderer Betonung – »… oder eines sehr ähnlichen Steins. Und darunter stand: ›Von Stein zu Stein verlaufen die Linien des Möglichen zwischen den Welten, die existieren könnten.‹«
    »Was soll das heißen, Loial? Das ergibt doch keinen Sinn.«
    Der Ogier schüttelte traurig das mächtige Haupt. »Es waren nur ein paar Seiten. Und da stand, dass Aes Sedai im Zeitalter der Legenden, jedenfalls einige, die springen konnten, die mächtigsten unter ihnen, diese Steine zu benutzen wussten. Es stand nicht dort, wie sie das bewerkstelligten, aber ich glaube, dass diese Aes Sedai die Steine vielleicht dazu benutzten, um solche Welten zu erreichen.« Er blickte hinauf zu den verkohlten Bäumen und senkte den Blick schnell wieder, weil er nicht daran denken wollte, was sich jenseits des Randes befinden mochte. »Doch selbst wenn bestimmte Aes Sedai die Macht benutzen konnten oder können – wir hatten jedenfalls keine Aes Sedai dabei, die die Macht zu lenken imstande war. Also weiß ich nicht, wie dies alles geschehen konnte.«
    Rands Haut juckte. Sie wurden von Aes Sedai angewendet. Im Zeitalter der Legenden, als es noch männliche Aes Sedai gab. Er erinnerte sich schwach, dass sich beim Einschlafen das Nichts um ihn geschlossen hatte, erfüllt von diesem unsteten Glühen. Und er erinnerte sich an das Zimmer in diesem Dorf und an das Licht, nach dem er gegriffen hatte, um zu entkommen. Falls das die männliche Hälfte der

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