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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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geschehen wird. Das triebe mich bestimmt in den Wahnsinn. Der Ort, den wir gerade verließen, hat mich schon beinahe überwältigt. Ich konnte es dort die ganze Zeit riechen: Töten und Verletzen und das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Ich konnte es sogar an uns riechen. An uns allen. Selbst an Euch, Lady, falls Ihr mir vergebt, wenn ich das sage. Es lag einfach an diesem Ort, der mich verdreht hat, so wie er die Sicht verdrehte.« Er schüttelte sich. »Ich bin froh, dass wir da weg sind. Ich kann meine Nase noch immer nicht von diesem Geruch freibekommen.«
    Rand rieb abwesend über das Brandzeichen in seiner Hand. »Was denkst du, Loial? Könnten wir uns wirklich vor Fains Schattenfreunden befinden?«
    Der Ogier runzelte die Stirn und zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht, Rand. Ich weiß darüber rein gar nichts. Ich glaube, dass wir wieder in unserer Welt sind. Ich glaube, wir befinden uns an Brudermörders Dolch. Darüber hinaus …« Er zuckte erneut die Achseln.
    »Wir sollten Euch nach Hause bringen, Selene«, sagte Rand. »Eure Familie wird sich Sorgen um Euch machen.«
    »In ein paar Tagen werden wir wissen, ob ich Recht hatte«, sagte sie ungeduldig. »Hurin kann den Ort wieder finden, an dem wir die Spur verlassen haben; er hat das selbst gesagt. Wir können sie überwachen. Das Horn von Valere wird bestimmt bald dort sein. Das Horn von Valere, Rand. Denkt doch einmal. Der Mann, der das Horn bläst, wird für immer in die Legende eingehen.«
    »Ich will nichts mit Legenden zu tun haben«, erwiderte er scharf. Aber wenn die Schattenfreunde dich überholen … Was ist, wenn Ingtar ihre Spur verloren hat? Dann haben die Schattenfreunde das Horn von Valere für immer, und Mat stirbt. »Also gut, noch ein paar Tage. Schlimmstenfalls treffen wir vielleicht Ingtar und die anderen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dort geblieben oder gar umgekehrt sind, nur weil wir … weggingen.«
    »Ein weiser Entschluss, Rand«, sagte Selene, »und gut durchdacht.« Sie berührte seinen Arm und lächelte, und er fühlte schon wieder den Wunsch, sie zu küssen.
    »Äh … wir müssen näher dort sein, wo sie herkommen werden. Falls sie kommen. Hurin, kannst du vor Einbruch der Dunkelheit einen Lagerplatz finden, von dem aus wir die Stelle beobachten können, an der du die Spur verloren hast?« Er blickte zum Portalstein hinüber und überlegte, ob sie in der Nähe schlafen sollten. Dann dachte er daran, wie ihn das Nichts beim letzten Mal im Schlaf überrascht hatte, und an das Licht im Nichts. »Irgendwo ein gutes Stück von hier entfernt.«
    »Überlasst das nur mir, Lord Rand.« Der Schnüffler kletterte in den Sattel. »Ich schwöre, dass ich mich nie wieder schlafen lege, ohne vorher genau nachzusehen, welche Art von Steinen es in der Nähe gibt.«
    Als Rand auf dem Braunen aus der Mulde ritt, wurde ihm bewusst, dass seine Blicke vor allem Selene galten und nicht Hurin. Sie schien so kühl und beherrscht, nicht älter als er, doch so königlich, und wenn sie ihn anlächelte so wie jetzt, dann … Egwene hätte nicht gesagt, ich sei weise. Egwene hätte mich Wollkopf genannt. Gereizt gab er dem Braunen die Fersen.

KAPITEL 18

    Zur Weißen Burg
    E gwene stand unsicher auf dem Ladedeck, als die Flusskönigin den breiten Erinin unter einem dunkel bewölkten Himmel hinunterfuhr. Die Segel blähten sich im Wind, und die Flagge mit der Weißen Flamme flatterte wild am Hauptmast. Der Wind hatte sich erhoben, kaum dass die Letzte von ihnen in Medo an Bord gegangen war, und er hatte keinen Moment nachgelassen oder gar aufgehört, weder bei Tag noch bei Nacht. Der Fluss führte nun Hochwasser, das gegen die Schiffe klatschte und sie schneller vorwärtstrieb. Wind und Fluss hatten nicht locker gelassen, genau wie die Schiffe, die in einem Verband dahintrieben. Die Flusskönigin führte sie an, und das gebührte ja auch dem Schiff, das die Amyrlin trug.
    Der Steuermann hielt grimmig sein Ruder fest. Er hatte die Beine gespreizt, um das Gleichgewicht besser zu halten. An Deck gingen die Matrosen barfuß und konzentriert ihrer Arbeit nach. Wenn sie zum Himmel hinauf oder auf den Fluss hinunter blickten, wandten sie den Blick schnell wieder ab und murmelten leise Flüche. Ein Dorf verschwand gerade hinter ihnen, und am Ufer lief ein Junge entlang. Für eine kurze Strecke hatte er mit den Schiffen mitgehalten, doch jetzt ließen sie ihn hinter sich zurück. Als er verschwand, kehrte Egwene unter Deck zurück.
    In

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