Die Jagd beginnt
davon zu erzählen, aber der Schöpfer bestraft uns eben hart.«
»Trollocs«, beharrte Ingtar. »Habt Ihr Trollocs gesehen?«
Urien schüttelte den Kopf. »Wenn ich welche gesehen hätte, hätte ich sie getötet, aber ich habe außer Felsen und dem Himmel nichts bemerkt.«
Ingtar schüttelte in nachlassendem Interesse ebenfalls den Kopf, aber Verin sagte mit äußerst konzentriert klingender Stimme: »Dieses Rhuidean. Was ist das? Wo ist es? Wie wählt man die Mädchen aus, die dorthin gehen sollen?«
Uriens Gesicht wurde ausdruckslos. Seine Augenlider sanken herab. »Ich kann darüber nicht sprechen, Weise Frau.«
Unwillkürlich griff Perrin nach seiner Axt. Uriens Stimme forderte das irgendwie heraus. Ingtar hielt sich auch bereit, nach dem Schwert zu greifen, und unter den Berittenen machte sich Unruhe breit. Doch Verin trat vor den Aielmann hin, bis sie beinahe seine Brust berührte, und blickte hoch in seine Augen.
»Ich bin keine Weise Frau von der Art, die Ihr kennt, Urien«, sagte sie eindringlich. »Ich bin Aes Sedai. Sagt mir, was Ihr über Rhuidean wisst.«
Der Mann, der bereit gewesen war, zwanzig Männern gegenüberzutreten, wirkte nun, als suche er verzweifelt nach einem Weg, dieser einen molligen Frau mit grauem Haar zu entkommen. »Ich … kann nur sagen, was jeder weiß. Rhuidean liegt im Gebiet der Jenn Aiel, des dreizehnten Clans. Ich kann nichts weiter über sie sagen als den Namen. Niemand darf dorthin gehen, außer Frauen, die Weise Frauen werden möchten, oder Männer auf dem Weg zum Clanführer. Vielleicht werden sie von den Jenn Aiel ausgesucht – ich weiß es nicht. Viele gehen, wenige kehren zurück. Diese wenigen weisen die Merkmale ihres neuen Standes auf – Weise Frauen oder Clanführer. Mehr kann ich nicht sagen, Aes Sedai. Weiter nichts.«
Verin sah unverwandt zu ihm auf und schürzte die Lippen.
Urien blickte zum Himmel auf, als bemühe er sich, ihn sich einzuprägen. »Werdet Ihr mich jetzt töten, Aes Sedai?«
Sie blinzelte überrascht. »Was?«
»Werdet Ihr mich jetzt töten? Eine der alten Prophezeiungen sagt, wenn wir die Aes Sedai wieder enttäuschen, werden sie uns töten. Ich weiß, dass Eure Macht größer ist als die der Weisen Frauen.« Der Aiel lachte plötzlich auf. Es war ein freudloses Lachen, und seine Augen blitzten wild. »Ruft Eure Blitze herbei, Aes Sedai. Ich werde mit ihnen tanzen!«
Der Aiel glaubte, er werde sterben, und er hatte keine Angst davor. Perrin wurde bewusst, dass sein Mund offen stand, und so klappte er ihn zu.
»Was würde ich nicht darum geben«, murmelte Verin, die Urien immer noch in die Augen sah, »Euch in der Weißen Burg zu haben. Oder wenigstens zum Sprechen gewillt. Oh, seid ruhig, Mann! Ich werde Euch nichts zuleide tun. Außer Ihr wollt mir an den Kragen, mit Eurem Geschwätz vom Tanzen.«
Urien schien überrascht. Er sah die Shienarer an, die um ihn herum auf den Pferden saßen, als glaube er, Verins Worte seien nur eine Finte. »Ihr seid keine Tochter des Speers«, sagte er bedächtig. »Wie könnte ich eine Frau angreifen, die nicht mit dem Speer verheiratet ist? Es ist verboten, außer um Leben zu retten, und dann würde ich lieber selbst Wunden empfangen, um den Angriff auf eine Frau zu vermeiden.«
»Warum seid Ihr hier, so weit von Eurem Land entfernt?«, fragte sie. »Warum habt Ihr Euch an uns gewandt? Ihr hättet Euch weiter zwischen den Felsen verbergen können, und wir hätten nicht einmal gewusst, dass Ihr da seid.« Der Aielmann zögerte, und sie fügte hinzu: »Sagt nur das, was Ihr zu sagen gewillt seid. Ich weiß nicht, was Eure Weisen Frauen machen, aber ich werde Euch nichts tun und auch nicht versuchen, Euch zum Reden zu zwingen.«
»Das sagen die Weisen Frauen auch«, meinte Urien trocken, »aber selbst die Clanführer müssen eine Menge Ausdauer haben, wenn sie ihren Befehlen zuwiderhandeln wollen.« Er wählte seine Worte sorgfältig. »Ich suche nach … jemandem. Einem Mann.« Sein Blick streifte Perrin und Mat, die Shienarer, blieb aber an niemand hängen. »›Der mit der Morgendämmerung kommt‹. Es heißt, man werde große Zeichen seines Kommens empfangen. Ich sah an der Ausrüstung Eurer Eskorte, dass Ihr aus Shienar kommt. Dazu habt Ihr auf mich wie eine Weise Frau gewirkt. So hoffte ich, Ihr hättet vielleicht Nachrichten über bedeutende Ereignisse. Ereignisse, die Vorzeichen seines Kommens sein könnten.«
»Ein Mann?« Verins Stimme klang sanft, doch ihre Augen blitzten scharf wie
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