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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Seanchaner?«
    »Weder noch, Lordhauptmann.« Muadhs Stimme klang heiser, wie ein geflüstertes Grollen. Auch eine Erinnerung an die Schattenfreunde. Er sagte nicht mehr.
    Bornhald runzelte die Stirn. »Na, die dort haben es sicher nicht getan«, sagte er und deutete auf die Gefangenen. Die Kinder sahen nicht mehr so gepflegt aus wie bei ihrem Aufbruch, als er sie über den Tarabon geführt hatte, aber verglichen mit dem zerlumpten Pack, das unter ihren wachsamen Blicken am Dorfbrunnen kauerte, wirkten sie noch hübsch genug für eine Parade. Männer in Lumpen und Resten von Rüstungen. Männer mit enttäuschten, müden Gesichtern. Die Überreste des Heers, das Tarabon gegen die Invasoren von der Toman-Halbinsel ausgesandt hatte.
    Muadh zögerte und sagte dann bedächtig: »Die Dorfbewohner sagen, sie hätten Waffenröcke der Taraboner getragen, Lordhauptmann. Es war ein großer Mann dabei mit grauen Augen und einem langen Schnurrbart, dessen Beschreibung sich anhört wie die Kind Earwins, und ein junger Bursche, der versuchte, ein hübsches Gesicht hinter einem blonden Bart zu verstecken, und mit der linken Hand kämpfte. Das klingt beinahe wie Kind Wuan, Lordhauptmann.«
    »Zweifler!« Bornhald spuckte förmlich das Wort aus. Earwin und Wuan waren unter denen, die er dem Befehl der Zweifler hatte unterstellen müssen. Er hatte die Taktik der Zweifler schon früher kennen gelernt, aber es war das erste Mal, dass er vor den Leichen von Kindern stand.
    »Wenn Lordhauptmann meinen.« Bei Muadh klangen die nüchternen Worte wie begeisterte Zustimmung.
    »Schneidet sie ab«, sagte Bornhald müde. »Schneidet sie ab und bringt den Dorfbewohnern bei, dass es kein weiteres Töten geben wird.« Wenn nicht irgendein Narr meint, er müsse seiner Frau oder wem auch immer beweisen, wie mutig er ist, und ich muss dann ein Exempel statuieren. Er stieg ab und musterte die Gefangenen, während Muadh loslief und nach Leitern und Messer verlangte. Er musste sich über einiges mehr Gedanken machen als über den Übereifer der Zweifler. Er wünschte, er bräuchte sich über die Zweifler überhaupt keine Gedanken mehr machen.
    »Sie wehren sich nicht heftig, Lordhauptmann«, sagte Byar. »Weder diese Taraboner, noch was von den Domani übrig geblieben ist. Sie schnappen wie in die Enge getriebene Ratten, aber sie rennen weg, sobald jemand zurückschnappt.«
    »Wir werden ja sehen, was wir gegen diese Invasoren ausrichten können, Byar, und dann beurteilen wir diese Männer hier vielleicht anders, ja?« Die Gesichter der Gefangenen zeigten einen Ausdruck von Hoffnungslosigkeit, und der war schon vorhanden gewesen, bevor seine Männer kamen. »Lasst Muadh einen für mich aussuchen.« Muadhs Gesicht allein brachte die meisten Männer schon dazu, keinen Widerstand mehr zu leisten. »Wenn möglich, einen Offizier. Einen, der intelligent genug wirkt, um zu berichten, was er gesehen hat, ohne es unnötig auszuschmücken, aber jung genug, um noch nicht halsstarrig zu sein. Sagt Muadh, er braucht nicht unbedingt sanft mit ihm umzugehen, ja? Der Bursche soll glauben, ihm werde bei mir Schlimmeres geschehen, als er sich je erträumt hat, außer er stimmt mich sanftmütig.« Er warf seine Zügel einem der Kinder des Lichts zu und ging in die Schenke.
    Erstaunlicherweise war der Wirt da, ein schwitzender, unterwürfiger Mann, dessen schmutziges Hemd sich so über seinem Bauch spannte, dass die roten Stickereien darauf abzuplatzen drohten. Bornhald bedeutete dem Mann zu gehen. Er war sich undeutlich der Anwesenheit einer Frau und einiger Kinder bewusst, die sich an eine Tür drückten, aber der dicke Wirt trieb sie nach draußen.
    Bornhald zog die Handschuhe aus und setzte sich an einen Tisch. Er wusste einfach zu wenig über die Invasoren, diese Fremden. So nannte sie mittlerweile beinahe jeder, jedenfalls diejenigen, die nicht pausenlos von Artur Falkenflügel plapperten. Er wusste, dass sie sich Seanchaner und Hailene nannten. Er kannte die Alte Sprache gut genug, um zu verstehen, dass Letzteres ›Die vorher kommen‹ hieß, oder einfach Vorläufer. Sie nannten sich manchmal ebenfalls Rhyagelle , ›Die Heimkehrer‹, und sprachen von Corenne , der Wiederkehr. Es reichte wirklich beinahe, um ihn an die Märchen glauben zu lassen, dass Falkenflügels Armee zurückgekehrt sei. Niemand wusste, woher die Seanchaner kamen, außer dass sie auf Schiffen gekommen waren. Bornhalds Anfragen beim Meervolk, ihm weitere Informationen zukommen zu lassen, waren

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