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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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mit ihrer halb zerfallenen Balustrade zwischen Brücken und Rampen und mit ihrem Wegweiser, dessen Aufschrift Liandrin mit ihrem Pergament verglich. Die Insel bestand aus festem Gestein, genau wie die erste. Egwene hatte das beunruhigende Gefühl, dass sich die erste Insel genau über ihren Köpfen befand.
    Plötzlich sprach Nynaeve Egwenes Gedanken laut aus. Ihre Stimme klang fest, doch mittendrin unterbrach sie sich und schluckte.
    »Es … es könnte doch sein«, sagte Elayne mit schwacher Stimme. Ihr Blick ging ganz kurz nach oben. »Elaida sagt, in den Wegen gelten die Naturgesetze nicht. Zumindest nicht so wie draußen.«
    »Beim Licht!«, knurrte Min und erhob dann ihre Stimme: »Wie lange sollen wir hier drinnen bleiben?«
    Die honigfarbenen Zöpfe der Aes Sedai schwangen herum, als sie sich zu ihnen umwandte. »Bis ich euch hinausbringe«, sagte sie kurz angebunden. »Je mehr ihr mich stört, desto länger wird es dauern.« Damit beugte sie sich wieder über ihr Pergament und verglich es weiter mit dem Wegweiser.
    Egwene und die anderen schwiegen.
    So ritt Liandrin mit ihnen von Wegweiser zu Wegweiser, über Rampen und Brücken, die sich ohne Stützen durch die endlose Dunkelheit schwangen. Die Aes Sedai achtete kaum auf die anderen, und Egwene fragte sich, ob sie zurückreiten und suchen würde, falls eine von ihnen zurückbleiben sollte. Den anderen ging möglicherweise der gleiche Gedanke durch den Kopf, denn sie hielten sich alle dicht beieinander, gleich hinter der dunklen Stute.
    Egwene war überrascht, als sie an sich bemerkte, dass Saidar sie immer noch lockte. Sie fühlte sowohl die Gegenwart der weiblichen Hälfte der Wahren Quelle als auch den Wunsch, sie zu berühren und den Fluss der Macht zu lenken. Irgendwie hatte sie sich eingebildet, dass der verderbliche Einfluss des Schattens auf die Wege Saidar vor ihr verbergen werde. Sie konnte auf gewisse Weise diese Verderbtheit spüren. Es war ein schwaches Gefühl und hatte nichts mit Saidar zu tun, aber sie war sicher, wenn sie hier versuchen würde, die Wahre Quelle zu berühren, wäre das, als strecke sie ihren nackten Arm durch übel riechenden, schmierigen Qualm, um eine saubere Tasse zu ergreifen. Was auch immer sie tat, würde etwas von dieser Verderbnis berühren. Zum ersten Mal seit Wochen hatte sie überhaupt keine Schwierigkeiten, der Verlockung von Saidar zu widerstehen.
    Es musste draußen, in der Welt außerhalb der Kurzen Wege, schon längst Nacht sein, als Liandrin auf einer Insel vom Pferd stieg und verkündete, dass sie hier ihr Essen einnehmen und schlafen würden und dass sich unter den Lasten auf dem Packpferd auch Lebensmittel fänden.
    »Teilt es euch auf«, sagte sie, ohne jemand Bestimmtes damit zu beauftragen. »Wir werden gute zwei Tage bis zur Toman-Halbinsel benötigen. Ich will nicht, dass ihr hungrig ankommt, falls ihr selbst nicht an Essen gedacht haben solltet.« Mit sparsamen Bewegungen nahm sie ihrer Stute den Sattel ab und legte ihr Beinfesseln an. Dann setzte sie sich auf den Sattel und wartete darauf, dass ihr jemand etwas zu essen brachte.
    Elayne brachte ihr Fladenbrot und Käse. An der Haltung der Aes Sedai war klar zu erkennen, dass sie keinen Wert auf ihre Gesellschaft legte, also aßen die anderen ihr Brot und ihren Käse ein Stück weiter weg. Sie hatten ihre Sättel zusammengeschoben und sich ebenfalls draufgesetzt. Die Dunkelheit jenseits der Lichtkreise ihrer Laternen hob ihre Stimmung auch nicht gerade.
    Nach einer Weile sagte Egwene: »Liandrin Sedai, was passiert, wenn wir dem Schwarzen Wind begegnen?« Min formte fragend das Wort mit dem Mund, aber Elayne keuchte erschreckt auf. »Moiraine Sedai hat gesagt, man könne ihn nicht töten und ihm nicht einmal besonders wehtun, und ich spüre hier deutlich die Verderbnis dieses Orts, die nur darauf wartet, alles zu verdrehen, was wir mithilfe der Macht tun.«
    »Ihr werdet noch nicht einmal an die Wahre Quelle denken, bis ich es Euch befehle«, sagte Liandrin schroff. »Ach, wenn eine wie Ihr hier die Macht zu lenken versuchte, könnte sie genau wie ein Mann dem Wahnsinn verfallen. Ihr habt noch nicht die nötige Übung, um der Verderbnis dieser Männer zu widerstehen, die dies angelegt haben. Falls der Schwarze Wind auftaucht, werde ich mich mit ihm befassen.« Sie spitzte die Lippen und betrachtete einen Brocken Käse. »Moiraine weiß nicht so viel, wie sie sich einbildet.« Lächelnd schob sie den Käse in den Mund.
    »Ich kann sie nicht leiden«,

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