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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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murmelte Egwene so leise, dass die Aes Sedai es nicht hören konnte.
    »Wenn Moiraine mit ihr zusammenarbeiten kann, können wir es auch«, sagte Nynaeve ruhig. »Nicht, dass mir Moiraine lieber wäre als Liandrin, aber wenn sie sich wieder in die Angelegenheiten Rands und der anderen einmischen …« Sie schwieg und zog ihren Umhang hoch. Die Dunkelheit strömte keine Kälte aus, doch irgendwie erschien es ihnen kalt.
    »Was ist der Schwarze Wind?«, fragte Min. Als Elayne es ihr unter vielen Versicherungen, Elaida habe das behauptet und ihre Mutter hätte dies gesagt, erklärt hatte, seufzte Min. »Das Muster ist uns eine ganze Menge schuldig. Ich weiß nicht, ob irgendein Mann das Risiko wert ist.«
    »Du hättest ja nicht mitzukommen brauchen«, machte ihr Egwene klar. »Du hättest zu jeder Zeit gehen können. Keiner hätte dich aufgehalten, wenn du die Burg verlassen hättest.«
    »Ja, ich hätte durchaus weglaufen können«, sagte Min trocken. »Genauso einfach wie du oder Elayne. Das Muster kümmert sich nicht um unsere Wünsche. Egwene, was ist, wenn Rand dich trotz allem, was du seinetwegen durchmachst, nicht heiratet? Was, wenn er eine Frau heiratet, die du noch gar nicht kennst, oder Elayne oder mich? Was dann?«
    »Mutter hätte etwas dagegen«, schnaubte Elayne.
    Egwene schwieg eine Weile. Rand lebte vielleicht nicht lange genug, um irgendjemanden zu heiraten. Und falls doch … Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Rand jemandem wehtun würde. Nicht einmal, wenn er wahnsinnig wird? Es musste einen Weg geben, das aufzuhalten oder zu ändern; Aes Sedai wussten so viel und konnten so viel tun. Wenn sie es verhindern könnten, warum tun sie es dann nicht? Die einzige Antwort war, dass sie es nicht konnten, und die Antwort wollte sie nicht hören.
    Sie bemühte sich, heiter zu klingen: »Ich glaube nicht, dass ich ihn heiraten werde. Aes Sedai heiraten nur selten, das wisst ihr doch. Aber ich würde mich an eurer Stelle auch nicht auf ihn versteifen. Auch du nicht, Elayne. Ich glaube nicht …« Ihre Stimme brach, und sie hustete schnell, damit es die anderen nicht merkten. »Ich glaube nicht, dass er jemals heiraten wird. Aber wenn doch, dann wünsche ich derjenigen viel Glück, auch wenn es eine von euch sein sollte.« Sie glaubte, dass es überzeugend geklungen hatte. »Er ist stur wie ein Maulesel und hat so manchen Fehler, aber er ist auch lieb.« Ihre Stimme schwankte, doch sie brachte es gerade noch fertig, das Schwanken in ein Auflachen zu verwandeln.
    »Du magst ja behaupten, dass es dich nicht interessiert«, sagte Elayne, »aber du hättest noch mehr dagegen als Mutter. Er ist wirklich interessant, Egwene. Interessanter als jeder andere Mann, den ich je kennen gelernt habe, auch wenn er nur ein Schafhirte ist. Wenn du dumm genug bist, ihn dir durch die Lappen gehen zu lassen, hast du es dir selbst zuzuschreiben, wenn ich ihn dir und Mutter zum Trotz heirate. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Prinz von Andor vor seiner Heirat keinen Titel besitzt. Aber so dumm bist du nicht, also hör auf, dich dumm zu stellen. Zweifellos wirst du eine der Grünen Ajah und machst einen deiner Behüter aus ihm. Die einzigen Grünen, von denen ich weiß, dass sie nur einen Behüter haben, sind auch mit ihm verheiratet.«
    Egwene zwang sich zum Mitspielen und meinte, wenn sie zu den Grünen gehöre, werde sie zehn Behüter haben.
    Min beobachtete sie mit gerunzelter Stirn, und Nynaeve wiederum beobachtete Min nachdenklich. Als sie dann bequemere Reisekleider aus ihren Satteltaschen holten und anlegten, breitete sich Schweigen aus. Es war schwer, in dieser Umgebung nicht trübsinnig zu werden.
    Egwene schlief erst spät ein, und dann war es ein unruhiger Schlaf mit vielen Albträumen. Sie träumte nicht von Rand, sondern von dem Mann mit den Augen aus Feuer. Diesmal war sein Gesicht nicht maskiert, und es sah mit seinen kaum verheilten Verbrennungen furchtbar aus. Er sah sie nur an und lachte, aber das war schlimmer als die folgenden Träume, in denen sie sich in den Kurzen Wegen verirrte und vom Schwarzen Wind verfolgt wurde. Sie war dankbar, als Liandrins Stiefelspitze sich in ihre Rippen bohrte, um sie aufzuwecken. Sie fühlte sich, als habe sie kein Auge zugemacht.
    Liandrin trieb sie den ganzen nächsten Tag hart an – oder was man hier als Tag bezeichnen mochte. Ihre Laternen mussten das Tageslicht ersetzen. Sie ließ sie nicht rasten, bis sie müde im Sattel schwankten. Der Steinboden war ein hartes

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