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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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mir und nicht vor ihnen. Du dachtest, es sei vorüber, nicht wahr? Aber der Kampf wird nie vorüber sein, al’Thor. Sie holen mich, und sie werden dich holen, und der Krieg geht weiter. Ob du lebst oder stirbst, es wird nie vorüber sein für dich. Nie.« Plötzlich begann er zu singen:
    »Es nähert der Tag der Freiheit sich.
    Auch für dich und selbst für mich.
    Es naht der Tag, da sterben alle.
    Besonders du, doch ich entrinn der Falle.«
    Er ließ den Arm fallen, und sein Blick hob sich erneut. Er starrte angestrengt nach oben in die Dunkelheit hinein. Ein schiefes Grinsen verzerrte seinen Mund. Er lachte tief und kehlig, als amüsiere er sich über das, was immer er auch sehen mochte. »Mordeth weiß mehr als ihr alle. Mordeth weiß Bescheid.«
    Egwene schob sich nach hinten von der Zelle weg, bis sie Rand erreicht hatte und nur der äußerste Rand des Lichtscheins noch die Gitterstäbe von Fains Zelle berührte. Die Dunkelheit verbarg den Händler, doch sie konnten sein Lachen noch immer hören. Obwohl er ihn nicht mehr sehen konnte, war Rand sicher, dass Fain nach wie vor ins Nichts blickte.
    Schaudernd löste er die Finger vom Schwertgriff. »Beim Licht«!, sagte er heiser. »Und du sagst, er ist so wie früher?«
    »Manchmal ist es besser und manchmal wieder schlimmer.« Egwenes Stimme klang unsicher. »Jetzt ist es schlimmer – viel schlimmer als sonst.«
    »Ich frage mich, was er da sieht. Er spinnt – starrt im Dunklen an die Decke.« Wenn der Stein nicht wäre, würde er genau in die Wohnquartiere der Frauen blicken. Dort ist Moiraine, und auch die Amyrlin. Er schauderte wieder. »Er ist verrückt.«
    »Es war kein guter Einfall, Rand.« Sie blickte über die Schulter zur Zelle und zog ihn weg. Sie senkte die Stimme, als fürchte sie, dass Fain sie belauschen könnte. Fains Lachen verfolgte sie. »Selbst wenn sie hier nicht suchen, kann ich nicht bei ihm bleiben, und ich glaube auch nicht, dass du hier bleiben solltest. Heute hat er etwas an sich …« Sie holte bebend Luft. »Es gibt einen Ort, an dem du noch sicherer wärst als hier. Ich habe ihn bloß nicht erwähnt, weil es leichter war, dich hier herein zu bringen, aber sie würden niemals in den Frauenquartieren nachschauen. Nie.«
    »Die Frauen …? Egwene, Fain mag ja übergeschnappt sein, aber du bist noch verrückter. Du kannst dich doch vor Hornissen nicht ausgerechnet im Hornissennest verstecken!«
    »Welcher Ort wäre besser geeignet? Was ist der einzige Ort in der Festung, den kein Mann ohne die Einladung einer Frau betreten würde, noch nicht einmal Lord Agelmar? Was ist der einzige Ort, an dem niemals jemand nach einem Mann suchen würde?«
    »Welches ist der einzige Ort in der Festung, bei dem du sicher sein kannst, dass er voll von Aes Sedai steckt? Das ist verrückt, Egwene.«
    Sie deutete auf seine Bündel und redete, als sei alles beschlossene Sache. »Du musst dein Schwert und den Bogen in deinen Umhang wickeln, dann sieht es aus, als würdest du mir die Sachen tragen. Es sollte nicht zu schwierig sein, ein Wams und ein Hemd für dich zu finden, die nicht so hübsch aussehen. Du musst aber gebückt laufen, ja?«
    »Ich sage dir doch, ich mache das nicht mit.«
    »Da du so stur wie ein Maulesel bist, geschieht es dir nur recht, wenn du meinen Träger spielen musst. Es sei denn, du möchtest lieber hier unten bei ihm bleiben.«
    Fains von Gelächter erfülltes Flüstern drang durch die schwarzen Schatten. »Die Schlacht wird niemals enden, al’Thor. Mordeth weiß das.«
    »Meine Chancen wären wohl noch besser, wenn ich von der Mauer springen würde«, murmelte Rand. Aber er legte seine Bündel ab und machte sich daran, Schwert und Bogen und Köcher einzuwickeln, wie sie es vorgeschlagen hatte.
    In der Dunkelheit lachte Fain. »Es ist nie vorbei, al’Thor. Nie!«

KAPITEL 4

    Herbeizitiert
    I n ihrem Zimmer im Frauenquartier zupfte sich Moiraine die mit Efeuranken und Weinblättern bestickte Stola um ihre Schultern zurecht und betrachtete sich in dem großen, gerahmten Spiegel, der in einer Ecke stand. Ihre großen, dunklen Augen konnten so scharf wie die eines Falken dreinblicken, wenn sie zornig war. Im Moment schienen sie das versilberte Glas zu durchbohren. Es war nur Zufall, dass sie die Stola in ihren Satteltaschen hatte, als sie nach Fal Dara kam. Solch eine Stola trug man selten außerhalb Tar Valons, und selbst dort meist nur in der Weißen Burg. Sie hatte die leuchtende weiße Flamme von Tar Valon auf dem Rücken,

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