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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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folgt.«
    Moiraine amüsierte sich schon beinahe über die Sicherheit, mit der Liandrin das behauptete. Ihr waren die Wirklichkeit all dessen und die daraus erwachsenden Möglichkeiten nur zu klar. »Haben wenige Monate bereits ausgereicht, um Euch vergessen zu machen, Schwester? Der letzte falsche Drache hat Ghealdan beinahe zerstört, bevor sein Heer – zerlumptes Pack oder nicht – geschlagen wurde. Ja, jetzt ist Logain in Tar Valon, gedämpft und besänftigt, denke ich, aber einige unserer Schwestern mussten sterben, um ihn zu überwinden. Selbst eine einzige tote Schwester ist mehr, als wir uns leisten können, und doch waren die Verluste in Ghealdan viel schlimmer. Die zwei anderen vor Logain konnten die Macht nicht lenken, aber trotzdem werden sich die Menschen in Kandor und Arad Doman noch gut an sie erinnern. Verbrannte Dörfer, und die Männer in der Schlacht gefallen. Wie leicht wird es der Welt fallen, mit dreien auf einmal fertig zu werden? Wie viele werden sich um sie scharen? Es hat nie Mangel geherrscht an Anhängern jedes Mannes, der behauptete, der Wiedergeborene Drache zu sein. Welch furchtbare Kriege werden jetzt wieder wüten?«
    »Es ist nicht so schlimm, wie Ihr es seht«, sagte Anaiya. »Soweit wir wissen, kann nur der in Saldaea die Macht benützen. Er hatte noch nicht genug Zeit, um viele Anhänger um sich zu scharen, und mittlerweile sollten bereits Schwestern dort sein, um ihn unter Kontrolle zu bringen. Die Leute am Taren jagen ihren falschen Drachen und seine Anhänger durch die Haddon-Sümpfe, während der Bursche aus Murandy bereits in Ketten liegt.« Sie lachte erstaunt auf. »Dass ausgerechnet die Murandianer ihren Feind so schnell überwinden konnten! Frage sie, und sie nennen sich noch nicht einmal Murandianer, sondern Lugarder oder Inischlinni oder sagen, sie gehören zum Gefolge dieses Lords oder jener Lady. Aber nun hatten die Murandianer Angst, einer ihrer Nachbarn könne den Krieg als Vorwand benutzen, um eine Invasion zu beginnen, und prompt stürzen sich alle auf ihren falschen Drachen, kaum dass er den Mund aufmachte, um sich zu erklären.«
    »Trotzdem«, sagte Moiraine, »kann man nicht leugnen, dass nun drei auf einmal da sind. War irgendeine Schwester in der Lage, eine Voraussage zu machen?« Die Möglichkeit war nur gering. In den letzten Jahrhunderten war dieses Talent kaum andeutungsweise bei den Aes Sedai aufgetaucht. Also war sie auch nicht überrascht, als Anaiya den Kopf schüttelte. Nicht überrascht, jedoch ein wenig erleichtert.
    Sie erreichten einen Kreuzungspunkt von Korridoren zur gleichen Zeit wie Lady Amalisa. Sie knickste, wobei sie sich tief bückte und die blassgrünen Röcke ausbreitete. »Ehre sei Tar Valon«, murmelte sie. »Ehre den Aes Sedai.«
    Bei der Schwester des Herrn von Fal Dara war mehr als nur ein Kopfnicken angebracht. Moiraine nahm Amalisas Hände und zog sie auf die Füße. »Ihr ehrt uns, Amalisa. Erhebt Euch, Schwester.«
    Amalisa richtete sich anmutig auf. Sie errötete dabei. Sie war noch niemals in Tar Valon gewesen, und von einer Aes Sedai Schwester genannt zu werden war selbst für jemanden von ihrem gesellschaftlichen Rang erhebend. Sie war klein, in mittleren Jahren, und sie besaß eine dunkle, reife Schönheit, die durch die Röte ihrer Wangen noch betont wurde. »Ihr ehrt mich zu sehr, Moiraine Sedai.«
    Moiraine lächelte. »Wie lange kennen wir uns bereits, Amalisa? Muss ich Euch jetzt Lady Amalisa nennen, als hätten wir niemals zusammen Tee getrunken?«
    »Natürlich nicht.« Amalisa lächelte zurück. Die innere Kraft, die man am Gesicht ihres Bruders ablesen konnte, war auch in ihrem deutlich, trotz des weichen Schwungs der Wangen und des Kinns. Es gab Leute, die behaupteten, obwohl Agelmar ein harter und gefürchteter Kämpfer sei, könne er sich nur mit Mühe gegen seine Schwester behaupten. »Aber da die Amyrlin nun einmal hier ist … Wenn König Easar Fal Dara besucht, dann nenne ich ihn privat meinen Magami , meinen Kleinen Onkel, wie ich das schon als Kind tat, wenn er mich auf seinen Schultern reiten ließ, aber in der Öffentlichkeit geht das nicht.«
    Anaiya zischte leicht durch die Zähne. »Manchmal sind Formalitäten notwendig, aber oft werden sie von Männern wichtiger genommen, als sie sind. Bitte nennt mich doch Anaiya, und ich nenne Euch Amalisa, wenn Ihr erlaubt.«
    Aus dem Augenwinkel sah Moiraine Egwene weit hinten in einem Seitengang, wie sie hastig um eine Ecke herum verschwand. In ihrem

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