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Die Jagd beginnt

Die Jagd beginnt

Titel: Die Jagd beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Ich weiß, in welchen Stall sie Bela gesteckt haben, aber ich glaube nicht, dass wir sie dort herausholen können.«
    »Wir müssen Bela hier lassen«, sagte Nynaeve zu ihr. »Wir fahren mit dem Schiff.«
    »Wo sind all die Leute?«, fragte Min, und plötzlich bemerkte auch Nynaeve, dass die Straßen leer waren.
    Die Menschenmengen waren verschwunden; es war überhaupt kein Lebenszeichen mehr zu entdecken. Jeder Laden und jedes Fenster an der Straße war verrammelt. Die Straße vom Hafen herauf marschierte eine Hundertschaft Seanchaner in geordneten Reihen. An ihrer Spitze schritt ein Offizier in bunt bemalter Rüstung. Sie befanden sich noch recht weit von den Frauen entfernt, aber sie marschierten mit grimmig entschlossenen Schritten, und Nynaeve schien es, als seien alle Augen nur auf sie gerichtet. Das ist doch lächerlich. Ich kann ihre Augen in den Helmen gar nicht erkennen, und falls jemand Alarm gegeben hat, dann doch hinter uns! Trotzdem blieb sie stehen.
    »Hinter uns kommen noch mehr«, sagte Min leise. Auch Nynaeve vernahm nun das Trampeln ihrer Stiefel. »Ich weiß nicht, welche uns eher erreichen werden.«
    Nynaeve holte tief Luft. »Die haben mit uns nichts zu tun.« Sie blickte an den sich nähernden Soldaten vorbei zum Hafen hinunter, in dem die schachtelförmigen großen Schiffe der Seanchaner lagen. Sie konnte die Gischt von hier aus nicht erkennen, aber sie stieß im Inneren ein Stoßgebet aus, dass sie noch dort liegen möge. »Wir gehen einfach an ihnen vorbei.« Licht, hoffentlich geht das gut.
    »Was tun wir, wenn sie verlangen, dass wir mit ihnen gehen, Nynaeve?«, fragte Elayne. »Du trägst dieses Kleid. Falls sie Fragen stellen …«
    »Ich kehre nicht zurück«, sagte Egwene grimmig entschlossen. »Ich sterbe lieber. Ich werde ihnen schon zeigen, was sie mir beigebracht haben.« Nynaeve schien es, als bilde sich um Egwene herum eine goldene Aura.
    »Nein!«, sagte sie, aber es war zu spät.
    Unter einem donnerähnlichen Grollen bäumte sich die Straße auf und explodierte. Erdbrocken, Pflastersteine und gerüstete Soldaten wurden in die Luft geschleudert. Immer noch von diesem Glühen umgeben, fuhr Egwene herum und blickte die Straße hinauf. Donner und Explosion wiederholten sich. Erdbrocken und Steinchen regneten auf die Frauen herab. Schreiende Soldaten brachten sich mehr oder weniger geordnet in Seitenstraßen und Gassen und unter Vorbauten in Sicherheit. Augenblicke später sah man keinen mehr, außer denjenigen, die um die beiden großen Krater in der Straße herum verstreut dalagen. Einige davon rührten sich schwach, und ihr Stöhnen war bis zu den Frauen herüber zu hören.
    Nynaeve hob abwehrend die Hände und bemühte sich, in beide Richtungen gleichzeitig zu blicken. »Du Närrin! Wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen!« Das nützte jetzt natürlich nichts mehr. Sie hoffte nur, dass sie an den Soldaten vorbei durch die Gassen den Hafen erreichen konnten. Die Damane wissen jetzt bestimmt auch Bescheid. Das können sie nicht überhört haben.
    »Ich gehe nicht zurück und trage dieses Halsband«, sagte Egwene wild entschlossen. »Niemals!«
    »Pass auf!«, schrie Min.
    Unter schrillem Heulen erhob sich ein pferdegroßer Feuerball über den Dächern und fiel herab. Geradewegs auf sie zu.
    »Rennt!«, rief Nynaeve, warf sich in die nächste Gasse und landete zwischen zwei dicht verrammelten Läden.
    Als sie auf dem Bauch landete, blieb ihr erst einmal die Luft weg. Dann schlug der Feuerball ein. Heißer Wind fegte über sie hinweg durch die Gasse. Sie schnappte nach Luft, rollte sich herum und blickte auf die Straße hinaus.
    Die Pflastersteine an der Stelle, wo sie gestanden hatten, waren auf mindestens zehn Schritt im Umkreis gesprungen und geschwärzt. Elayne kauerte in einer Gasse gegenüber. Von Min und Egwene war nichts zu sehen. Nynaeve schlug vor Schreck die Hand vor den Mund.
    Elayne glaubte zu verstehen. Die Tochter-Erbin schüttelte heftig den Kopf und deutete die Straße hinunter. Sie waren dorthin gelaufen.
    Nynaeve atmete erleichtert auf. Im nächsten Moment jedoch stieg Zorn in ihr hoch. Diese Närrin! Wir hätten einfach an ihnen vorbeigehen können! Aber für Reue war jetzt keine Zeit. Sie eilte gebückt zur Ecke und spähte vorsichtig hinaus. Ein kopfgroßer Feuerball schoss die Straße hinunter auf sie zu. Sie sprang zurück. Er explodierte genau an der Stelle, wo sich ihr Kopf befunden hatte. Ein Regen von abgesplitterten Steinchen ergoss sich über

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