Die Jagd des Adlers
für einen Angreifer aus der Wüste als unwiderstehlich erweisen würde.
Nach einem kurzen Halt, bei dem die Soldaten die Roben übergestreift hatten, die von Symeon und seinen Männern besorgt worden waren, war die Karawane von der Signalstation aus in Richtung Philadelphia weitergezogen. Langsam verstrichen die Stunden, während Pack- und Reitkamele in ihrem endlos schwankenden, hypnotischen Gang der Handelsroute folgten. Weil Macro fürchtete, dass ein feindlicher Späher die Stimmen der Römer hören könnte, hatte er jede Unterhaltung verboten, und außer dem leicht schlurfenden Auftreten der Kamele sowie dem Knirschen der Pferdehufe und der Stiefelsohlen unterbrach kein Geräusch die Stille der Wüste.
Plötzlich murmelte Murad etwas, und eine kurze, gedämpfte Unterhaltung zwischen ihm und Symeon schloss sich an, bevor Symeon sich an Macro wandte.
»Centurio, wir werden beobachtet, aber sieh dich nicht um. Murad hat die Männer gerade erst in den Dünen entdeckt. Man konnte sie nur einen kurzen Augenblick lang erkennen, dann waren sie schon wieder verschwunden.«
»Unsere besonderen Freunde, die Räuber?«, fragte Macro leise.
»Fast mit Sicherheit. Ich glaube, sie werden bald angreifen.«
Macro blickte unverwandt nach vorn und sah, dass der Weg sie in Kürze durch eine Senke führen würde, an der sich auf beiden Seiten eine steinige Böschung erhob. Er wusste, dass das ein guter Ort für einen Hinterhalt war. Symeon hatte recht.
»Ich werde meinen Männern die Anweisung geben, sich bereitzuhalten.«
Symeon deutete ein Nicken an, als Macro sein Pferd zum Stehen brachte und ohne Eile aus dem Sattel glitt. Er beugte sich vor und tat so, als untersuche er eines der Vorderbeine seines Tieres. Der erste von seinen Männern kam an ihm vorbei.
»Seid auf der Hut«, sagte Macro leise. »Sie sind ganz in der Nähe.«
Er wiederholte die Warnung gegenüber mehreren Männern, die auf den ersten folgten. Schließlich richtete er sich wieder auf, als sei er zufrieden mit dem, was die Untersuchung seines Pferdes ergeben hatte, woraufhin er das Tier wieder in die Karawane zurückführte. Dort warnte er die übrigen Soldaten, dann stieg er wieder in den Sattel und trabte an die Spitze der Karawane, die soeben die Senke erreicht hatte. Die Hänge rechts und links reflektierten die grellen Strahlen der Sonne und machten die Luft noch heißer und bedrückender, während die locker aufeinanderfolgenden Menschen und Tiere dem Weg zwischen den beiden Hügelreihen folgten. So unauffällig wie möglich sah Macro von einer Seite zur anderen. Sein Mund wurde trocken, während er sich innerlich in gespannter Erwartung auf den Angriff der Räuber vorbereitete. Lautlos schob sich die Karawane durch die Senke. Als die Sonne ihren höchsten Punkt erreicht hatte und wieder langsam zu sinken begann, stieg der Weg nach und nach an, um kurz darauf wieder die übliche Höhe des Plateaus zu erreichen. Macro spürte, wie die Anspannung in seinen Muskeln nachließ, und drehte sich zu Symeon um, weil er eine abschätzige Bemerkung über die Räuber machen wollte, die sich eine scheinbar so leichte Beute entgehen ließen. Doch plötzlich erstarrte er und sah über Symeons Kopf hinweg zur Hügelreihe rechts von ihnen. Überall auf den Hängen wurden schwarz gekleidete Gestalten sichtbar, die ihre Kamele auf die Karawane zutrieben. Zunächst war überhaupt nichts zu hören, doch als die Angreifer in einer lang gezogenen Welle näher kamen, durchbrachen sie die Stille mit einem schrillen, an- und abschwellenden Geschrei. Macros Männer reagierten, wie er es ihnen befohlen hatte. Sie eilten davon, indem sie die kleinen Gruppen von Tieren, die sie bisher geführt hatten, hinter sich herzogen. Die Männer am vorderen und am hinteren Ende der Karawane schienen langsamer zu sein; es sah aus, als hätten sie große Mühe damit, ihre Tiere von den Angreifern wegzuführen.
Symeon schrie einen Befehl, und die kleine Eskorte galoppierte zu ihm nach vorn. Macro zog sein Schwert, richtete es jedoch nach unten, sodass die Angreifer nicht erkennen konnten, dass seine Waffe nicht die gekrümmte Klinge besaß, die die Männer der Eskorte bevorzugten. Neben ihm warfen Tabor, Adul und Murad ihre Tarnroben ab und zogen ihre Schwerter, die im hellen Sonnenlicht funkelten. Sie reckten die Waffen über ihre Köpfe und schüttelten sie in einer provozierenden Geste gegenüber den Räubern, die die Hänge herab auf die Karawane zustürmten. Als die anderen
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