Die Jagd des Adlers
wurde ihm klar, wie heiß dieses verfluchte Land tagsüber war. Der Staub sank auf den Grund der Senke, und die Packtiere der Karawane waren geduldig an Ort und Stelle stehen geblieben und warteten darauf, dass man sie wieder in eine Reihe führte, damit die Reise weitergehen konnte. Zu ihren Füßen lagen die Leichen der Männer, die während des kurzen Kampfes gestorben waren. Überall um sie herum tränkten dunkle Blutlachen den trockenen Sand. Ein paar von Macros Männern gingen zwischen den Leichen umher und töteten jeden, der bisher nur verwundet worden war, mit einem schnellen Stich in den Hals. Nur eine Handvoll Römer hatte sich Verletzungen zugezogen, und kein einziger war gestorben. Macro befahl, einen Sonnenschutz zu errichten, um ihnen in der glühenden Hitze ein wenig Erleichterung zu verschaffen. Ein Reiter wurde zur Signalstation zurückgeschickt, um einen Karren für die Verwundeten zu besorgen und die Kameltreiber mitzubringen. Die meisten Verwundeten würden überleben. Das Knie eines der Männer war von einem Schwerthieb zerschmettert worden, und es war offensichtlich, dass seine Tage als Soldat beendet waren, selbst wenn es dem Arzt in der Festung gelang, das Bein zu retten.
Während die Soldaten die Karawane neu formierten, wartete Macro auf die Eskorte und den Rest seiner Männer. Im Lauf der nächsten Stunde kamen diese einzeln oder in kleinen Gruppen zurück, erschöpft, aber voller Jubel über ihren schnellen und umfassenden Sieg. Sie führten ihre Pferde wieder in die Karawane und ließen die Tiere ausruhen, bevor sie ihnen Futter und Wasser gaben. Symeon und seine Freunde erschienen als Letzte. Sie ritten als kompakte Gruppe lachend und plaudernd den Hügel hinab. Aduls Arm, der aufgeschlitzt worden war, hatte man notdürftig verbunden, aber seine Laune war so gut, dass er den Schmerz gar nicht zu spüren schien. Symeon grinste, als er auf Macro zuritt.
»Du hast dir Zeit gelassen«, maulte Macro.
Symeon ignorierte den barschen Ton und antwortete aufgeregt: »Wir haben sie alle erledigt, bis auf einen, genau wie du befohlen hast. Wir haben ihm die Nase abgeschnitten und ihn auf einem Pferd zurückgeschickt. Ich habe ihm gesagt, er soll die anderen in der Wüste vor dem Schicksal warnen, das all diejenigen erwartet, die es wagen, eine Karawane zu überfallen, die durch eine Provinz Roms zieht.«
»Gut. Hoffen wir, dass die Warnung ankommt.«
Tabor lenkte sein Pferd zu Macro hin, verbeugte sich und begann eine förmliche Rede.
»Langsam, langsam!« Macro hob die Hände und wandte sich an Symeon. »Was sagt er?«
Symeon übersetzte. »Tabor möchte dir für diesen Sieg über das Ungeziefer danken, das die Handelsroute in die Dekapolis immer wieder unsicher gemacht hat. Er sagt, dass er und jedes Karawanen-Kartell in Petra in deiner Schuld stehen, Centurio.«
»Oh. Ja.« Macro zuckte ratlos mit den Schultern. »Sag ihm …« Er unterbrach sich und runzelte die Stirn, denn er wusste nicht, wie er am besten antworten sollte. »Sag ihm, dass die römische Garnison in Bushir von nun an die Sicherheit dieser Route garantiert. Es wird auch keine Korruption mehr geben. Ich hoffe, dass sich dadurch die Beziehungen zwischen Rom und Nabatäa ein wenig verbessern lassen.«
Tabor nickte dankbar, als Symeon Macros Antwort übersetzt hatte. Dann fuhr er fort: »Denk immer daran, Centurio: Wenn du jemals Hilfe brauchst, musst du nur eine Nachricht an das Haus Tabor in Petra schicken.«
»Ja, gut. Das ist sehr freundlich von ihm.« Macro deutete auf die Karawane. »Zunächst einmal werden wir seine Männer bis nach Philadelphia begleiten. Danach werde ich in die Festung zurückkehren. Jetzt, da diese Flanke gesichert ist, müssen wir uns auf Bannus konzentrieren.« Er musterte Symeon. »Ich behaupte nicht, dass das leicht werden wird. Es stehen uns noch viele Kämpfe bevor. Ich könnte einen guten Mann wie dich gebrauchen. Interessiert?«
»Centurio, es wäre mir eine Ehre.«
Sobald die Verwundeten auf einen bedeckten Karren geladen worden waren, der unter dem Schutz einer der beiden Schwadronen Macros unverzüglich nach Bushir aufbrach, folgte der Rest der Karawane wieder der Handelsroute nach Philadelphia. Die Reise dauerte zwei weitere Tage, in denen sich kein Räuber mehr blicken ließ. Die Wüste zog sich in erhabener Verlassenheit dahin, und die Menschen und Tiere der Karawane schienen die einzigen Lebewesen zu sein, die sich durch das Ödland bewegten. In der Abenddämmerung des zweiten
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