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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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daß man ihn nicht mehr sehen kann? Wenn er sich nun nicht wieder über dem Horizonte zeigt?
    – Er? fiel hier Mitz ein. Welcher ›er‹ denn?«
    Im gleichen Augenblick ließ sich aber die Stimme Omikrons vernehmen.
    »Mister Forsyth!… Mister Forsyth!
    – Da gibt’s etwas Neues,« rief der Amateur-Astronom, stieß seinen Stuhl hastig zurück und eilte der Tür zu.
    Noch hatte er diese nicht erreicht, als ein heller Strahl durchs Fenster drang und in tausend Lichtflimmern von den Gläsern und Flaschen auf dem Tische zurückstrahlte.
    »Die Sonne… ah, die Sonne! jubelte Dean Forsyth, während er die Treppe hinaufstürmte.
    – Herrgott im Himmel! rief Mitz, auf einen Stuhl niedersinkend. Da ist er nun weg, und wenn er erst wieder mit Krone da im Oberstübchen eingeschlossen ist, da soll ihn einmal einer rufen! Ebensogut könnte man den Wind im Sack fangen. Na, das Frühstück wird ja auch mit Hilfe des heiligen Geistes allein alle werden. Und alles das wegen der Sterne!«
    Das polterte die vortreffliche Mitz in ihrer meist verdrehten Sprache hervor, obgleich ihr Herr sie nicht hören konnte. Hätte er sie hören können, so wäre übrigens ihr Redestrom auch so gut wie umsonst gewesen.
     

    Die Sonne… ah, die Sonne!… (S. 31.)
     
    Außer Atem vom schnellen Steigen betrat Mr. Dean Forsyth sein Observatorium. Es war jetzt ein südwestlicher Wind aufgesprungen, der die Wolken mehr nach Osten hin trieb. Eine große aufgeklärte Stelle ließ schon bis zum Zenith den ganzen Teil des Himmels übersehen, wo das Meteor wahrgenommen worden war. Das Zimmer war jetzt von den Sonnenstrahlen hell erleuchtet.
    »Nun, fragte Mr. Dean Forsyth, was gibt es?
    – O, die Sonne ist da, antwortete Omikron, doch nicht für lange Zeit, denn von Westen ziehen schon wieder neue Wolken heran.
    – Da ist keine Minute zu verlieren!« rief Dean Forsyth, der schon sein Fernrohr einstellte, während der Diener dasselbe mit dem Teleskop tat.
    Etwa vierzig Minuten saßen sie eifrigst beschäftigt vor ihren Instrumenten. Geduldig und doch mit fieberhafter Hast drehten sie deren Stellschrauben, um sie immer in der gewünschten Richtung zu halten.
     

    Das Hans des Dr. Sydney Hudelson. (S. 37.)
     
    Und mit welch peinlicher Aufmerksamkeit durchsuchten sie alle Ecken und Winkel des eben sichtbaren Teiles des Himmelsgewölbes! Unter so und soviel gerader Aufsteigung und so und soviel seitlicher Abweichung war ihnen die Feuerkugel – offenbar auf geradestem Wege nach dem Zenith von Whaston – zuerst erschienen.
    Jetzt war davon nichts, nichts zu entdecken! Nur die ganze wolkenfreie Fläche des Himmels, die doch für Meteore einen so prächtigen Promenadenplatz bildete! Kein leuchtendes Pünktchen in dieser Richtung! Keine Spur von einem Asteroiden!
    »Nichts… gar nichts! sagte Mr. Dean Forsyth, während er sich über die Augen wischte, die von dem angestrengten Sehen mit Blut überfüllt waren.
    – Nichts!« stammelte auch Omikron wie ein mitleidiges Echo.
    Zu weiteren Beobachtungen war es jetzt schon zu spät. Heranziehende Wolken hatten den Himmel aufs neue bedeckt. Eine nochmalige Aufklärung war für heute wohl nicht zu erwarten. Sehr bald bildeten die Dunstballen nur noch eine einzige schmutziggraue Masse und sandten nachher einen feinen Regen herab. Da blieb nun, zum großen Kummer des Herrn und des Dieners, nichts weiter übrig, als auf jede Beobachtung zu verzichten.
    »Und doch, sagte Omikron, sind wir dessen ganz sicher, daß wir ihn gesehen haben!
    – Und ob wir dessen sicher sind!« rief Mr. Dean Forsyth, die Arme drohend zum Himmel erhebend.
    Und in einem Tone, worin sich Unruhe und Eifersucht mischten, setzte er hinzu:
    »Wir sind wohl unsrer Sacke ganz sicher; andre können ihn aber ebensogut wie wir bemerkt haben… wenn wir nicht doch nur die einzigen gewesen sind. Es fehlte nur noch, daß er ihn ebenfalls entdeckt hätte… er… dieser Sydney Hudelson!«
Fußnoten
    1 Die Haushälterin gebraucht im Originale viele Wörter, wie hier »astrokomisch« für astronomisch, falsch. Leider lassen sich diese deutsch nur selten in gleicher und doch verständlicher Weise wiedergeben. Der Übersetzer.
Drittes Kapitel.
Worin von dem Doktor Sydney Hudelson, seiner Gattin Mrs. Flora Hudelson, sowie von Miß Jenny und Miß Loo, den beiden Töchtern der Genannten, die Rede ist.
    »Wenn ihn der Intrigant, der Forsyth, nur nicht auch bemerkt hat! Nur der nicht?« So drückte sich am Morgen des 21. März der Doktor Sydney Hudelson in einem

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