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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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menschlichen Gesetze zu verletzen!
    Ein von Minute zu Minute zunehmendes Murren entstand inzwischen am Ende des Zuges und setzte sich in wenigen Augenblicken bis an seine Spitze fort. Die hintern Reihen, die die Ursache der Verzögerung nicht kannten, gaben ihrem Unwillen darüber unverblümten, lauten Ausdruck. Von dem Zwischenfalle unterrichtet, beruhigte sie das auch noch nicht, im Gegenteil steigerten sich die Proteste zu einem Höllenspektakel, da alle auf einmal durcheinander schrien.
    Sollte man denn vor diesem Drahtzanne für immer stehen bleiben? Sollte man, nach Zurücklegung Tausender von Seemeilen, um hierher zu kommen, sich nun lächerlicherweise von einer schwachen Einhegung vom letzten Ziele zurückhalten lassen? Der Besitzer des Stückchens Land konnte doch nicht so töricht sein, sich auch für den Eigentümer der Feuerkugel zu betrachten? Er hatte also gar kein Recht, den Zutritt zu verbieten. Und wenn er das doch beabsichtigte, so würde man sich diesen ganz einfach zu erzwingen haben.
    Ob Herr von Schnack von dieser Hochflut von Gründen wohl besiegt wurde? Jedenfalls gerieten seine Grundsätze ins Schwanken. Genau vor ihm und nur mit einem dünnen Faden geschlossen, befand sich in der Einhegung eine kleine Tür. Mit einem Messer zerschnitt Herr von Schnack den Faden und ohne daran zu denken, daß ihn diese Handlung zu einem gewöhnlichen Einbrecher stempelte, betrat er das verbotene Gebiet.
    Die einen durch die Tür, die andern, indem sie über die Drähte sprangen, drängte die geschlossene Menge sich nach. In kürzester Zeit hatten dreitausend Menschen das »Privateigentum« überschwemmt, eine erregte, lärmende Menge, die lebhaft über diesen unerwarteten Fall hin und her sprach.
    Wie durch Zauberschlag trat da aber allgemeine Ruhe ein.
    Hundert Meter vom Drahtzanne wurde plötzlich eine Art, bisher von einer Bodenwelle verdeckte Blockhütte sichtbar, und eben öffnete sich deren Tür, in der ein Mann von recht seltsamem Äußern erschien. Der redete die Eindringlinge ruhig an:
    »Heda! Halt einmal, Ihr da drüben! rief er französisch mit etwas rauher Stimme. Was ist das für eine Frechheit, auf eingehegtes Privateigentum einzudringen? Gibt es Gesetz und Ordnung hier in Grönland gar nicht mehr?«
    Herr von Schnack verstand französisch. Er blieb auf der Stelle stehen und hinter ihm ebenso die Touristen, die – wohl in gleicher Empfindung - dem ungewöhnlichen Sprecher dreitausend gespannte Gesichter zuwandten.

Neunzehntes Kapitel.
Worin Zephyrin Xirdal einen immer zunehmenden Widerwillen gegen die Fernerkugel empfindet und was daraus folgt.
    Ob wohl Zephyrin Xirdal, wenn er allein gewesen wäre, seinen Bestimmungsort ohne Hindernisse erreicht hätte? Möglich wäre es vielleicht gewesen. Man würde aber jedenfalls klug und weise gewesen sein, lieber auf das Gegenteil zu wetten.
    Doch wie dem auch sein möge: Es hatte die Gelegenheit gefehlt, hierüber Wetten abzuschließen, da ihn sein guter Geist unter den Schutz eines Mentors gestellt hatte, dessen praktischer Sinn die ungeordnete Phantasie dieses Originals neutralisierte. Zephyrin Xirdal erhielt also gar keine Kenntnis von den Schwierigkeiten der immerhin recht komplizierten Reise, die Robert Lecoeur einfacher als einen Ausflug in die Umgebung von Paris zu gestalten verstanden hatte.
    In Havre, wohin sie der Schnellzug in wenigen Stunden gebracht hatte, wurden die beiden Reisenden sehr zuvorkommend an Bord eines prächtigen Dampfers empfangen, der sofort seine Haltetaue loswarf und, ohne andere Passagiere abzuwarten, aufs hohe Meer hinaussteuerte.
     

    »Privateigentum! Eintritt streng verboten!..« (S. 207.)
     
    Der »Atlantic« war nämlich kein Paketboot, sondern eine von Robert Lecoeur gescharterte, fünf bis sechshundert Tonnen große Jacht, die nun ausschließlich zu ihrer Verfügung stand. Im Hinblicke auf die Bedeutung der in Frage kommenden Interessen hatte der Bankier es für angezeigt gehalten, sich ein Beförderungsmittel zu beschaffen, mit dem er sich nach Belieben mit dem ganzen zivilisierten Erdkreis in Verbindung erhalten konnte. Da der ungeheure Gewinn, den er aus seinen Spekulationen in Goldminenanleiten schon eingeheimst hatte, ihm auch andre Wagestücke erlaubte, hatte er sich die ausschließliche Benützung dieses in England unter hundert andern ausgewählten Schiffes gesichert.
    Der »Atlantic«, die Phantasie eines steinreichen Lords, war im Hinblicke auf die größtmögliche Schnelligkeit konstruiert. Von

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