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Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Meter zu überwinden, die Feuerkugel zu erreichen, die sich den Blicken hinter einer Krümmung des hohen Ufers verbarg. Dort mußte man sie nach der Versicherung des grönländischen Führers finden und dieser Eingeborne konnte sich hier nicht irren. Eben mit Erdarbeiten beschäftigt, hatte er den blendenden Glanz des Meteors ganz deutlich gesehen und das Krachen bei dessen Aufschlagen ebenso gehört wie, selbst in großer Entfernung, noch manche andre.
    Ein in dieser Gegend unverständlicher Umstand zwang da die Touristen ein wenig auszuruhen. Es war recht warm geworden. Ja, so unglaublich es erscheinen mag, die Leute wischten sich die Stirn ab, als befänden sie sich in einem weit gemäßigteren Klima. War es nur ihr schneller Marsch gewesen, der die Tätigkeit ihrer Haut angefacht hatte? Gewiß mochte der dazu beigetragen haben, unzweifelhaft war aber auch die Lusttemperatur gestiegen. Hier, ganz nahe der Nordwestspitze der Insel, hätte das Thermometer gegen eins in Upernivik jedenfalls einen Unterschied von mehreren Graden gezeigt. Es schien sogar, als ob die Wärme noch zunähme, je mehr man sich dem Ziele näherte.
    »Sollte die Ankunft der Feuerkugel etwa gar das Klima des Archipels verändert haben? fragte Mr. Stanfort lachend.
    – Das wäre wenigstens ein Glück für die Grönländer! antwortete Mrs. Arcadia im nämlichen Tone.
    – Möglicherweise befindet sich der Goldblock, übermäßig erhitzt durch die Reibung an den Luftschichten, noch in glühendem Zustande, erklärte der Astronom aus Boston, und seine strahlende Wärme macht sich bis hierher fühlbar.
    – Sehr schön! rief Mr. Seth Stanfort, und da sollen wir wohl warten, bis er sich abgekühlt hat?
    – Die Abkühlung würde schneller erfolgt sein, wenn er außerhalb der Ins, statt auf diese niedergefallen wäre,« sagte Francis Gordon, auf seine Lieblingsansicht zurückkommend, leise für sich.
    Auch ihm und nicht ihm allein war es recht warm geworden. Herr von Schnack und Mr. Wharf schwitzten wie er und ebenso die ganze Volksmenge samt den Grönländern, denen so etwas noch niemals vorgekommen war.
    Nachdem man sich eine gute Weile verschnauft hatte, ging es mit frischen Kräften weiter. Noch fünfhundert Meter und jenseits der Uferhöhe würde sich die Feuerkugel in all ihrem blendenden Glanze zeigen.
    Leider mußte Herr von Schnack, der an der Spitze ging, schon nach zweihundert Metern wieder Halt machen und hinter ihm die Herren Forsyth und Hudelson und hinter diesen wieder die ganze ungeduldige Menschenmenge. Diesmal war es nicht die Wärme, die alle zum zweitenmal zum Halten nötigte, sondern ein unerwartetes Hindernis, ja das unerwartetste Hindernis, das man in einem Lande wie diesem hätte voraussehen können.
    Eine Einhegung von Pfählen, die untereinander dreifach mit Eisendraht verbunden waren und die sich in einem endlosen Bogen fortsetzte, reichte rechts und links bis hinunter zum Strande und versperrte den Weg auf allen Seiten. Ja, in gewisser Entfernung erhoben sich höhere Pfähle als die andern und trugen einen Anschlag, worauf der Inhalt gleichmäßig in englischer, französischer und dänischer Sprache wiederholt war. Herr von Schnack, der gerade einen dieser Anschläge vor sich hatte, las darauf höchst verwundert die Worte: »Privateigentum! Eintritt streng verboten!«
    Ein Privatbesitztum… hier in so weltferner Gegend, das war doch etwas gar zu Außergewöhnliches! An den sonnenreichen Ufern des Mittelländischen Meeres und selbst an den mehr nebeligen des Ozeans drängen sich wohl die Landsitze, doch hier an den Ufern des Eismeers? Was konnte der seltsame Besitzer nur mit diesem unfruchtbaren und steinigen Stück Land beginnen?
    Jedenfalls ging das Herrn von Schnack nichts an. Absurd oder nicht von dem Mann, ein Privatbesitztum versperrte ihm den Weg, und dieses mehr moralische Hindernis hatte all seinen Wagemut gebrochen. Ein amtlicher Abgeordneter respektiert natürlich die Grundsätze, worauf die zivilisierte Gesellschaft beruht, und die Unverletzlichkeit des Privateigentums ist doch ganz allgemein anerkannt. An diesen Grundsatz hatte der Eigentümer also Sorge getragen, die zu erinnern, die ihn etwa vergessen hätten. »Eintritt streng verboten!« erklärte ausdrücklich und in drei Sprachen den Willen des Besitzers.
    Herr von Schnack war völlig verdutzt. Hier stehen zu bleiben erschien ihm doch als eine sehr starke Zumutung… doch die Kehrseite: Das Eigentum eines andern mit Verachtung aller göttlichen und

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