Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd nach dem Meteore

Die Jagd nach dem Meteore

Titel: Die Jagd nach dem Meteore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
seinen Formen und schlank gebaut, konnte er mit seinen viertausend Maschinenpferdestärken eine Geschwindigkeit von zwanzig Knoten erreichen und sogar überschreiten. Robert Lecoeur hatte sich bei der Wahl durch diese Eigenschaft bestimmen lassen, die ihm gegebenenfalls von großem Vorteil sein mußte.
    Zephyrin Xirdal zeigte sich nicht im mindesten verwundert, ein eignes Schiff zur Verfügung zu haben. Wahrscheinlich war ihm das überhaupt nicht zum Bewußtsein gekommen. Jedenfalls begab er sich ohne Zögern auf dessen Deck und sogleich in seine Kabine, ohne darüber eine Bemerkung fallen zu lassen.
    Die Entfernung zwischen Havre und Upernivik beträgt ungefähr achtzehnhundert Seemeilen, die der »Atlantic« unter Volldampf binnen sechs Tagen zurücklegen konnte. Da es Lecoeur aber keineswegs so eilig hatte, bestimmte er zwölf Tage für diese Überfahrt, und so traf der Dampfer erst am Abend des 18. Juli vor der Station Upernivik ein.
    In diesen zwölf Tagen brachte Zephyrin Xirdal schon kaum noch die Zähne auseinander. Bei den Mahlzeiten, die sie nun einmal zusammen verzehren mußten, bemühte sich Herr Lecoeur wer weiß wieviele Male, das Gespräch auf den Zweck ihrer Reise zu lenken, er erhielt dabei aber nie eine Antwort. So oft er auch von dem Meteor sprach, sein Neffe schien sich an dieses gar nicht mehr zu erinnern und kein Aufleuchten von Verständnis war in seinem gleichgültigen Blicke zu erkennen.
    Xirdal blickte jetzt nur »nach innen« und verfolgte die Lösung ganz andrer Probleme. Welcher? Das hat er niemand anvertraut. Sie mochten wohl irgendwie das Meer betreffen, denn vom Vorder-und vom Hinterteil des Schiffes aus betrachtete Xirdal zuweilen den ganzen Tag über nur das Wasser. Vielleicht ist es nicht zu gewagt, anzunehmen, daß er sich im Geiste mit Nachforschungen über die Erscheinung der Oberflächenspannung beschäftigte, wovon er, in der Meinung, mit seinem Freunde Marcel Leroux zu sprechen, schon gegenüber einigen Vorübergehenden ein Wort hatte fallen lassen. Vielleicht standen die Schlußfolgerungen, zu denen er kam, auch in gewissen Beziehungen zu den merkwürdigen Erfindungen, womit er später die Welt überraschen sollte.
    Am Tage nach der Ankunft in Upernivik wollte der Bankier Lecoeur, der schon zu verzweifeln anfing, die Aufmerksamkeit seines Patenkindes damit erwecken, daß er seine von ihrer Schutzhülle befreite Maschine hervorholte. Er hatte auch richtig gerechnet. Als Zephyrin Xirdal den Apparat bemerkte, raffte er sich, wie aus einem Traume erwachend, auf und sah rings umher mit einem Blicke, aus dem die Festigkeit und Klarheit seiner besten Tage hervorleuchtete.
    »Wo sind wir eigentlich? fragte er.
    – In Upernivik, antwortete Herr Lecoeur.
    – Und mein Stück Land?…
    – Darauf befinden wir uns eben.«
    Das war freilich nicht ganz richtig. Vorher hatte man sich an Herrn Biarn Haldorsen, den Verwalter im Inspektorat des Nordens, wenden müssen, dessen Wohnung leicht an der auf dem Dache wehenden Landesflagge zu erkennen war. Nach Austausch der hergebrachten Höflichkeitsbezeugungen ging man hier zu ernsteren Fragen über, mit Hilfe eines Dolmetschers, den sich Herr Lecoeur vorsichtigerweise zu beschaffen gewußt hatte.
    Da zeigte sich gleich zu Anfang eine Schwierigkeit. Nicht daß es Herrn Biarn Haldorsen in den Sinn gekommen wäre, die ihm vorgelegten Besitzurkunden als unzureichend zu betrachten, ihre Auslegung war aber doch nicht bestimmt genug. Nach dem Inhalte der völlig regelrechten, mit allen nötigen Unterschriften und allen wünschenswerten amtlichen Siegeln versehenen Urkunden, hatte die grönländische Regierung, vertreten durch ihren diplomatischen Agenten in Kopenhagen, Herrn Zephyrin Xirdal ein Stück Land von neun Quadratkilometern Oberfläche überlassen, das von vier je drei Kilometer langen Seiten eingeschlossen war, die nach den Kardinalpunkten orientiert waren und sich in gleicher Entfernung von einem in der Mitte unter 72°51‘30” nördlicher Breite und 55°35‘18” westlicher Länge gelegenen Punkte berührten. Für das Quadratkilometer war dabei ein Preis von fünfhundert Kronen, das heißt im ganzen ein solcher von sechstausend Francs vereinbart worden.
    Herr Biarn Haldorsen war ja bereit, das anzuerkennen, es kam nur noch darauf an, die Lage jenes Mittelpunktes zu bestimmen. Er hatte recht wohl von einer gewissen Länge und Breite gehört und wußte recht gut, daß solche Dinge existierten, darauf beschränkte sich aber auch die

Weitere Kostenlose Bücher