Die Jagd nach dem Meteore
geliebte Jenny dachte, sah er einem Winteraufenthalte hier mit begreiflicher Angst entgegen.
Der Dampfer brachte eine weitere Menge Neugieriger. (S. 198.)
In der Nacht vom 17. zum 18. August brach ein wirklicher Sturm über den Archipel herein. Zwanzig Stunden vorher war dem Bostoner Astronomen noch eine Beobachtung gelungen, wonach die Geschwindigkeit der Feuerkugel fortwährend abnahm.
Die Gewalt des Sturmes war aber jetzt so groß geworden, daß man sich wohl fragen konnte, ob dieser die Feuerkugel nicht aus ihrer Richtung verschlagen würde.
Im Laufe des 18. August trat keine Abnahme der Windstärke ein und die ersten Stunden der darauffolgenden Nacht waren so unruhig, daß die Kapitäne der Schiffe auf der Reede sich ernstlichen Besorgnissen hingaben.
In der Mitte dieser Nacht vom 18. zum 19. August flaute der Sturm jedoch merkbar ab. Das benützten die Passagiere, sich schon des Morgens um fünf Uhr ans Land setzen zu lassen. Der 19. August war ja der für den Fall der Feuerkugel berechnete Tag.
Und richtig: um sieben Uhr vernahm man einen dumpfen, aber so heftigen Krach, daß die Insel davon bis in ihre Grundfesten erzitterte.
Kurz darauf stürzte ein Eingeborner nach dem von Herrn von Schnack bewohnten Hause. Er brachte die große Nachricht…
Die Feuerkugel war auf der Nordwestspitze der Insel Upernivik niedergefallen.
Achtzehntes Kapitel.
Worin Herr von Schnack und seine zahlreichen Begleiter, um zur Feuerkugel zu gelangen, auch vor einem Einbruch nicht zurückschrecken.
Da entstand aber ein Sturmlauf sondergleichen.
Die in einem Augenblick überallhin verbreitete Meldung brachte die Touristen und die grönländische Bevölkerung außer Rand und Band; die auf der Reede liegenden Schiffe wurden von ihrer Mannschaft verlassen und ein wahrer Strom von Menschen wälzte sich in der von dem eingebornen Boten angegebenen Richtung hin.
Wenn aller Aufmerksamkeit jetzt nicht ausschließlich von dem Meteore in Anspruch genommen gewesen wäre, hätten die Leute gerade in demselben Augenblick einen schwer erklärlichen Vorgang bemerken müssen. Wie auf ein geheimes Signal lichtete eines der in der Bai liegenden Schiffe, ein Dampfer, dessen Schornstein schon seit dem Morgen Rauchwolken ausstieß, plötzlich die Anker und steuerte unter Volldampf aufs Meer hinaus. Es war ein Schiff von schlanker Form und jedenfalls ein vorzüglicher Schnellsegler. In wenigen Minuten verschwand er schon hinter der steilen Uferwand.
Ein solches Verhalten hätte doch auffallen müssen. Warum sollte das Schiff nach Upernivik gekommen sein, wenn es dieses gerade verlassen wollte, wo hier etwas Außerordentliches zu sehen war? Die Eile des Menschenhaufens war aber so groß, daß niemand die jedenfalls seltsame Abfahrt bemerkte.
Nur so schnell wie möglich vorwärts zu kommen, das war das einzige, was der sich drängenden Menge, worunter auch einige Frauen und selbst Kinder waren, heute im Sinne lag. Sich stoßend und mit den Ellbogen kämpfend, wälzte sich alles weiter… nur weiter. Einer war aber doch darunter, der seine Ruhe vollkommen bewahrt hatte. In seiner Eigenschaft als eingefleischter Globetrotter, dessen Blut nichts in Wallung bringen konnte, schritt Mr. Seth Stanfort mit etwas verächtlichem Gesichtsausdrucke inmitten des tobenden Haufens dahin. War es nun feinfühlige Höflichkeit oder sonst ein andres Gefühl, er hatte sich sogar aus der bisher eingehaltenen Richtung entfernt, um sich Mrs. Arcadia Walker zu nähern und ihr seine Dienste anzubieten. Und es erschien ja ganz natürlich, daß sie, bei ihrem freundschaftlichen Verhältnisse, zusammen wanderten, die Feuerkugel aufzusuchen.
»Endlich ist sie ja heruntergefallen, Mister Stanfort, lauteten Mrs. Arcadia Walkers erste Worte.
– Ja, endlich heruntergefallen, antwortete Mr. Seth Stanfort.
– Endlich heruntergefallen!« ertönte immer und immer wieder der Ruf der ganzen Volksmenge, die nach der Nordwestspitze der Insel zog.
Fünf Personen war es gelungen, sich an der Spitze des Schwarmes zu halten, als vorderster Herr von Schnack, der Vertreter Grönlands auf der Internationalen Konferenz, dem auch die Ungeduldigsten höflich den Vortritt einräumten.
In den kleinen freien Raum hinter diesem hatten sich sofort zwei Touristen eingedrängt, die Herren Dean Forsyth und Hudelson, denen noch Francis und Jenny auf dem Fuße folgten. Die jungen Leute spielten ihre Rolle auch hier in gleicher Weise wie auf dem »Mozik« weiter. Jenny hielt sich immer zu
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