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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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rappelte mich auf und machte ein paar schnelle Schritte zurück – bis ich mit dem Rücken gegen eine Platane stieß. Ich drückte mich gegen die gefleckte Rinde des Baums, atmete schwer und schaute mit wirrem Blick über die Lichtung. Niemand hatte mir je erzählt, dass es auf Emma’s Hill einen Friedhof gab. Doch die Lichtung war mit Grabsteinen übersät, allesamt in schrägen Winkeln, als hätte sich der Boden unter ihnen gesenkt – oder als hätte jemand von unten dagegen gedrückt. Als ich dann noch bemerkte, dass eines der Gräber offen war, blieb mir fast das Herz stehen.
    »Lori!«, rief Kit und stürmte auf die Lichtung. Er blickte sich um, rannte zu mir und sah mich besorgt an. »Was ist los? Warum hast du geschrien?«
    Hätte ich mich nicht mit dem Rücken an die Platane gelehnt, wäre ich in Kits Arme gesunken, so sehr zitterten mir die Knie.
    »Die J-Jungen haben einen Vampir gesehen«, flüsterte ich. Ich packte Kit an der Hand und drehte ihn so, dass er das offene Grab sah. »Und er kam von dort!«
    Einen Augenblick lang rührte sich Kit nicht, dann neigte er den Kopf und legte den Handrücken auf den Mund. Als er mich wieder ansah, hatte ich den Eindruck, als könnte er sich das Lachen kaum verkneifen.
    »Wenn er aus einem dieser Gräber gekommen ist«, sagte er mit bebender Stimme, »muss es sich um einen eher niedlichen Vampir gehandelt haben.«
    »Wovon redest du?«, fragte ich.
    »Beruhige dich«, sagte er besänftigend. »Komm mit.«
    Er zog mich von der Platane fort, legte mir einen Arm um die Schultern und führte mich zum nächstgelegenen Grabstein. Während der Adrenalinstoß langsam verebbte, fielen mir ein paar seltsame Dinge auf. Der Grabstein war erheblich kleiner als gewöhnliche Grabsteine. Und für ein Kindergrab schien mir der Name auf dem Stein äußerst seltsam.
    » Snuffy? « Ich war einigermaßen verwirrt.
    »Ein nobler Papagei«, sagte Kit würdevoll. Dann führte er mich von einem Grab zum nächsten und stellte mir die Toten vor. »Und hier haben wir Spiff den Spitz, Leslie den Labrador, Alex den Angorakater, Buckles den Bassett, Little Jim die Schildkröte …«
    »Tiere?« Ich blinzelte einfältig. »Das hier ist ein Tierfriedhof!«
    »Ich fürchte, ja.« Er schaute auf das offene Grab. »Ein Dachs muss die arme Diane ausgegraben haben.«
    »Ein Dalmatiner?«
    »Nein, wieso? Eine Eidechse.«
    »Oh Mann!« Ich begrub das Gesicht in den Händen. »Ich bin so dumm.«
    Kit war zu höflich, um mir laut zuzustimmen. Als ich zwischen den Fingern einen Blick zu ihm riskierte, bemerkte ich, wie seine Mundwinkel zuckten. Er schien sich köstlich zu amüsieren, sah aber dankenswerterweise davon ab, wie eine Hyäne zu lachen, während er den östlichen Rand des Friedhofs abging. Als er stehen blieb und die Zweige eines ausgedörrten Brombeerstrauchs zur Seite schob, kam eine verwitterte Steinbank zum Vorschein. Sie hatte die Größe und Form eines Zweiersofas, mit einem verblichenen Muster aus verwobenen Reben auf der Rückenlehne und an den Seiten.
    »Nimm Platz, Lori!«, rief Kit. »Du hast einen Schock erlitten, und ich habe die perfekte Medizin.«
    Niedergeschlagen schlurfte ich zu der Steinbank und setzte mich in stummer Selbstanklage darauf, während Kit seinen Rucksack auf den Boden stellte und eine Thermoskanne hervorholte. Er schraubte den Verschluss ab und füllte ihn mit einem dampfenden Gebräu.
    »Heißer Tee«, sagte er und reichte mir den Becher. »Mit viel Zucker.«
    »Du hast heißen Tee mitgenommen?«, fragte ich erstaunt.
    »Natürlich.« Er setzte sich neben mich und deutete auf den Rucksack. »Ich habe alles dabei, was man für eine Tageswanderung mitnimmt – Sandwiches, heißen Tee, ein Paar Ersatzsocken und was man sonst noch braucht.« Interessiert betrachtete er meinen Rucksack. »Was hast du denn mitgebracht?«
    »Ein paar … Sachen«, murmelte ich und sah zu Boden.
    »Was für Sachen?«
    Ich seufzte ergeben, reichte ihm den Becher, nahm meinen Rucksack ab, öffnete ihn und gab seinen Inhalt Kits prüfendem Blick preis.
    »Oh, wie ich sehe, hast du auch Ersatzsocken dabei«, sagte er. »Dazu noch Knoblauch-Zöpfe, einen Holzhammer, einen Pflock, ein silbernes Kruzifix, einen Rosenkranz und eine, nein, zwei, drei Flaschen mit …« Er sah mich fragend an.
    »Weihwasser? Weiß der Vikar, dass du seine Kirche entweiht hast?«
    »Das Kruzifix ist meins«, sagte ich rasch. »Es hat meiner Mutter gehört. Der Rosenkranz auch. Der Holzhammer stammt aus unserem

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