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Die Jagd nach dem Vampir

Titel: Die Jagd nach dem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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langen, spitzen Stiefelsohle im Boden.
    »Der Farn hat verhindert, dass der Abdruck vom Regen weggespült wurde«, erklärte er. »Man kann immer noch sehen, wo Rendor im Vorbeigehen ein paar Farnwedel geknickt hat.«
    Ich stieß einen leisen Pfiff aus. »Ich hatte also recht. Ich habe am Apfelbaum einen Fußabdruck gefunden.«
    »Allerdings. Und zwar vom selben Stiefel, von dem dieser Abdruck hier stammt. Die Spitzen sind identisch.« Kit zog das Fähnchen aus der Erde und steckte es in die Tasche.
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Rendor soll nicht wissen, dass ihm jemand auf der Fährte war, wenn er wieder hier vorbeikommt.«
    Kit schaute zum Tierfriedhof zurück und ließ seinen Blick über den Hügel gleiten, als sondierte er das Terrain. »Das ist der Weg, den ich nehmen würde, wenn ich mich rasch fortbewegen wollte, ohne gesehen zu werden. Es ist kein bekannter Pfad, das Risiko, jemandem zu begegnen, ist sehr gering. Er ist nicht besonders schwer zu begehen und bietet dennoch zahlreiche Möglichkeiten, sich zu verbergen. Hier ist man weit weniger gut zu sehen als auf der Hügelkette.«
    »Also hatte ich auch in diesem Punkt recht«, sagte ich triumphierend. »Rendor ist durch die Wälder geschlichen.«
    »Jedenfalls hat er sich verdächtig benommen«, räumte Kit ein und ging weiter. »Komm, ich habe noch mehr Spuren gefunden. Und vielleicht irre ich mich, aber ich glaube zu wissen, wohin Rendor gegangen ist.«
    Wir machten uns auf den Weg und untersuchten alle paar Meter eine weitere verräterische Spur, die Kit gefunden hatte – einen geknickten Zweig, eine platt getretene Pflanze, einen Stiefelabdruck. Wenn Kit mich mit seinen Fähigkeiten als Fährtenleser hatte beeindrucken wollen – es war ihm gelungen. Ich hätte einen Monat gebraucht, um die Hälfte der Spuren zu entdecken, die er in einer halben Stunde gefunden hatte.
    Langsam wand sich der Weg um einen Vorsprung von Emma’s Hill und wurde immer schmaler, bis er ganz aufhörte. Wir standen an einer Felsenkante, von der aus man das Flusstal in östlicher Richtung überblicken konnte.
    »Hier bin ich umgekehrt, um dich zu holen«, sagte Kit und zog das letzte Fähnchen aus dem Boden. »Wenn ich Rendors Spuren weiter gefolgt wäre – ich wette, ich wäre dort unten angekommen, in Gypsy Hollow, so heißt die Talsenke.«
    Er deutete auf einen schmalen Pfad, der von der Felskante wegführte und in einem dichten Gehölz verschwand, das sich vom Fuß des Hügels bis zum Fluss erstreckte.
    »Was ist denn dort unten?«, fragte ich.
    »Aldercot Hall«, antwortete Kit. »Man kann es von hier aus nicht sehen, es ist zwischen den Bäumen versteckt.«
    »Aldercot Hall?« Ich schaute auf die Stelle, zu der er gewiesen hatte. »Ich dachte, ich kenne mich in der Nachbarschaft gut aus, aber von Aldercot Hall habe ich noch nie gehört. Wer wohnt dort?«
    »Die Familie DuCaral.«
    »Ich dachte auch, ich kenne meine Nachbarn ganz gut«, sagte ich. »Warum habe ich noch nie von den DuCarals gehört?«
    »Weil sie im falschen Tal leben«, sagte Kit lächelnd. »Du kennst die Familien auf der anderen Seite des Hügels, in und um Finch herum, und der Horizont der Leute dort ist recht beschränkt. Für sie könnte Aldercot Hall genauso gut auf der dunklen Seite des Mondes liegen. Abgesehen davon schätzen die DuCarals ihre Privatsphäre. Sie unternehmen keine großen Anstrengungen, um den Umgang mit ihren Nachbarn zu pflegen.«
    »Wenn sich Rendor dort unten herumgetrieben hat, könnte die Familie in Gefahr sein«, sagte ich. »Vielleicht hält er sie als Geiseln … oder Schlimmeres.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Kit. »Nach dem, was ich gehört habe …« Er brach mitten im Satz ab, wandte sich vom Tal ab und hielt die Nase schnuppernd in die Luft.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Schau«, sagte er und deutete zum Wald. »Rauch.«
    Ich folgte seinem Blick und sah eine dünne Rauchsäule, die aus dem Blätterdach in die Höhe stieg.
    »Ach du meine Güte«, sagte ich verblüfft. »Wie kann jemand bei so einem Wetter etwas verbrennen?«
    »Ich glaube nicht, dass dort jemand etwas verbrennt«, sagte Kit. »Es scheint mir eher, als würde jemand in Gypsy Hollow campen. Vielleicht habe ich die Fährten doch nicht richtig gelesen, Lori.«
    Ich sah ihn mit großen Augen an. »Glaubst du, es ist Rendor?«
    »Vielleicht«, entgegnete Kit. »Aber lass deinen Holzpflock fürs Erste stecken. Wir haben einen harten Weg vor uns. Ich möchte nicht, dass du dich selbst aufspießt – oder

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