Die Jagd nach dem Vampir
und Kit flößte ihm etwas Tee ein. Ich schaute aus dem Fenster und sah, dass zwei Kaninchen zurückgekehrt waren und am Gemüse knabberten. Kleine Vögel flatterten um den Futterspender herum.
»Maurice hätte durch keinen Wald finden können, selbst wenn man alle Bäume gefällt hätte«, fuhr Rory fort. »Er lief die halbe Nacht im Kreis herum. Am Fuße von High Point konnte ich ihn fast überreden, mir sein Gewehr auszuhändigen, doch in diesem Augenblick schwankte Leo den Hügel herab, sturzbetrunken.«
Ich spürte Kits Anspannung. Er saß da wie in Stein gemeißelt und umklammerte die Armlehnen seines Stuhls, als hinge sein Leben von den nächsten Worten des alten Wildhüters ab.
»Die beiden begannen sich wüst zu beschimpfen«, sagte Rory. »Und Maurice wedelte mit seinem verdammten Gewehr herum. Leo war so betrunken, dass er umkippte und auf der Stelle einschlief. Da hielt ihm Maurice das Gewehr an die Schläfe.« Rory runzelte missbilligend die Stirn. »Nicht fair, eines Gentleman nicht würdig. Sei ein guter Junge und gib mir das blaue Ding da.«
Kit reichte ihm eines der Inhaliergeräte, und nachdem Rory einen kräftigen Zug genommen hatte, gab er es Kit zurück und legte die Hände wieder unter die Bettdecke.
»Ich versuchte Maurice davon abzuhalten, den Jungen kaltblütig zu töten«, sagte er, »und bei dem folgenden Handgemenge gelang es ihm tatsächlich, sich selbst in den Fuß zu schießen. Überall war Blut, und da Maurice kein Blut sehen konnte, fiel auch er in Ohnmacht, und ich stand mittendrin in diesem Schlamassel.«
Kits Griff lockerte sich, und er atmete heftig aus. »Und dann kam Madeline DuCaral und kümmerte sich um das Schlamassel.«
»Genau.« Rory schloss erneut die Augen, und seine schmale Brust schien zu erschlaffen. »Ich schäme mich, es zu sagen, mein Junge, aber ich habe ihr geholfen.«
»Ab hier kann ich übernehmen«, sagte Kit und streichelte den Arm des alten Mannes. »Unterbrechen Sie mich, wenn etwas nicht stimmt.«
Rory nickte schwach.
»Madeline inszenierte Maurices Tod, um Leo ein für alle Mal loszuwerden«, sagte Kit. »Zuerst gab sie ihm das Gewehr in die Hände und bespritzte ihn mit dem Blut ihres Gatten. Als Leo zu sich kam, überzeugte sie ihn, dass er Maurice erschossen hatte, und legte ihm den Gedanken nahe, aus England zu fliehen. Dann brachte sie Maurice ins Krankenhaus, wo man ihn zusammenflickte und nach Hause schickte. Es gab keinen Grund, die Polizei zu rufen, denn die Schusswunde wurde als Folge eines Jagdunfalls deklariert.«
»Aber die Wunde ist nie richtig verheilt«, sagte Maurice. »Was in gewisser Weise ein Segen war, denn Maurice gab das Schießen auf.«
»Nicht so schnell«, sagte ich. »Wie gelang es Madeline, Leo davon zu überzeugen, dass Maurice tot war?«
»Die Macht der Einbildung«, antwortete Kit und sah Rory an.
»Ins Schwarze getroffen«, sagte Rory.
Kit wandte sich zu mir. »Stell dir die Szene vor, Lori. Leo war so betrunken, dass man ihm ein Bein hätte amputieren können, ohne dass er es gemerkt hätte. Als er zu sich kam, klebte Maurices Blut an ihm, und er war zu Tode erschrocken. Er konnte sich nur noch daran erinnern, dass er im Rausch nach der Waffe gegriffen hatte. Sein Temperament war schon so oft mit ihm durchgegangen, also war es ein Leichtes, ihn davon zu überzeugen, dass er sich auch dieses Mal in Schwierigkeiten gebracht hatte.«
»Nur dass es dieses Mal wirklich ernst war«, fügte Rory hinzu. »Damals wäre er für so eine Sache wohl gehängt worden.«
»Madeline benutzte die Macht der Einbildung, um Leo zu manipulieren«, sagte Kit. »Sie redete ihm ein, dass Maurices Herz nicht mehr schlug und dass er nicht mehr atmete. Und Leo war so verwirrt, dass er alles glaubte. Madeline war wie eine Zauberin, Lori. Leo glaubte, was sie ihn glauben machte.«
»Du hast es erfasst«, sagte Rory.
»Ich verstehe nur nicht« – Kit wandte sich wieder dem alten Mann zu –, »warum Sie mitgemacht haben. Maurice und Madeline wollten ihre Tochter daran hindern, einen nichtsnutzigen Halbstarken zu heiraten. Sie haben es auf die falsche Art gemacht, aber im Grunde wollten sie ihr Kind nur beschützen. Welche Beweggründe hatten Sie, Rory?«
»Auch ich wollte das Beste für Charlotte.« Er senkte den Blick und seufzte resigniert. »Andererseits hatte ich, indem ich Stillschweigen wahrte, auch ausgesorgt. Die DuCarals belohnten mich fürstlich für meine Kooperation. Als ich mich zur Ruhe setzte, kam ich in den Genuss
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