Die Jagd nach den Millionendieben
ein harmloser Mann, der nichts mit Bilderdieben zu tun
hatte? Aber sein Benehmen an der Wurfbude! Und der wimmernde Motor, den Tarzan
ganz sicher erkannt hatte. Und dann die Beschriftung des Wagens! Eddis Eisbar!
So viele Eddis gibt es doch nicht!
„Eigentlich ist noch gar nichts
verloren“, sagte Tarzan, als sie zu viert vor dem Aquarium standen und ratlos
waren. „Und ich sehe nicht ein, wieso wir darunter leiden sollen, wenn die ihre
Verabredungen nicht einhalten.“ Er lachte. „Den wichtigsten Hinweis haben wir
ja.“
„Welchen denn?“ fragte
Klößchen, der so schrecklichen Durst hatte, daß er kaum noch klar denken
konnte.
„Eddis Eisbar“, antwortete
Tarzan.
Klößchen bewegte die Lippen,
als lecke er bereits. „Warum fahren wir nicht hin?“
„Wir sind ja bereits
unterwegs“, sagte Tarzan und schwang sich auf sein Rennrad.
12.
Kundenschall, die Gaunersprache
EDDIS EIS-BAR — DAS
SCHLECKER-PARADIES stand in orangeroten und giftgrünen Leuchtbuchstaben über
der Hauswand. Der Strom war eingeschaltet, sicherlich versehentlich; denn am
hellichten Nachmittag sah man die Eisbar auch ohne Leuchtschrift von weitem.
Langsam radelten die Kinder
näher.
Es war eine stille Seitenstraße
mit einer Zeile drei- und vierstöckiger Wohnhäuser. Auf der anderen Seite
säumten dicke Kastanienbäume den Gehweg. Dahinter lag ein kleiner Park, wo alte
Leute auf den Bänken saßen und in den Sonnenschein blinzelten. Auf der Wiese
spielten einige Kinder Fußball, aber nur auf ein Tor. Ihr Gejohle hallte von
den Hauswänden zurück.
Eine Reihe Wagen parkte am
Rinnstein. Hinten am Ende der Straße stand ein japanischer Kleinwagen — genau in
der Farbe, wie Dr. Pauling ihn hatte.
„Ihr könnt’s mir glauben“,
meinte Klößchen und stieg vom Rad. „Das Eis ist hier erstklassig.“ Er sprach
undeutlich und schluckte dabei, als liefe ihm das Wasser im Mund zusammen.
Zur Straße hin hatte die Eisbar
eine Glasfront. Man konnte hineinsehen, aber der hintere Teil lag nicht im
Blickfeld.
Was die Kinder sahen, war
verheißungsvoll: Hübsche kleine Tische mit Stühlen wie aus italienischen
Straßen-Cafés. Eine lange Theke an der Schmalseite, Regale mit Geschirr und
Flaschen im Hintergrund. Neben dem Eingang hing eine Tafel, auf der die Eissorten
aufgeführt waren.
„Vanille, Schokolade, Erdbeer“,
las Klößchen laut, „Mokka, Nuß, Cola, Pistazie, Krokant, Walnuß — das müßt ihr
nehmen, sage ich euch! — und Nougat. Habe ich zuviel versprochen?“
„Vergiß nicht, weshalb wir hier
sind“, sagte Tarzan leise und stellte sein Rad an die Hauswand. „Das Eis ist
Nebensache.“
Klößchens Miene wurde
verschwörerisch. „Aber wenn wir ordentlich futtern, ist es doch viel
unauffälliger. Dann merkt niemand, was wir in Wirklichkeit wollen.“
Tarzan nickte. „Gut. Ich
übernehme das Futtern, du beobachtest.“
Karl sicherte sein Rad mit dem
Kabelschloß, zog dann sein Portemonnaie hervor und sah sorgenvoll hinein. Dann
sagte er in seiner altklugen Art: „Großen Appetit habe ich nicht, glaube ich.
Allerdings kann man — wenn ich mich richtig erinnere — das eine mit dem andern
verbinden: Eis essen und beobachten.“
Gaby hatte sich ein Stück
entfernt. Oskar mußte mal. Er saß da wie ein Hase, der Ostereier legt, drehte
dabei den Kopf nach allen Seiten und schien das Eis schon zu riechen.
Sie gingen hinein. Tarzan war
der erste. Angenehm kühl war die Luft hier. Es roch nach Fruchtsäften und
Torte. Zwei kleine Mädchen standen an der Theke und kauften sich Eiswaffeln.
Eine junge Frau bediente dort.
Sie war ganz in Weiß, hatte kurzgeschnittenes dunkles Haar und glutvolle Augen
— wie eine Italienerin. Sie sah nett aus und lächelte den Mädchen zu.
Vier oder fünf Tische im
Hintergrund waren besetzt, meistens von Pärchen, die sich an den Händen
hielten. Dabei starrten sie sich in die Augen, als könnten sie’s nicht fassen,
daß es den anderen überhaupt gab. Einige aßen nicht mal Eis, sondern tranken
nur Cola; und Tarzan sah mit milder Verachtung über sie hin.
Im nächsten Moment stieß ihm
der Schreck heiß in den Magen.
Sein Blick war weiter gewandert
— und hatte Dr. Pauling entdeckt.
O verdammt! Ausgerechnet der!
Jetzt und hier! Wo ist der denn noch überall? Werde ich diesen Kerl denn nicht
los? dachte Tarzan. Der folgt mir ja wie ein Gespenst.
Rembrandt hatte sich in die
hinterste Ecke verzogen, an einen Zweiertisch an der Wand. Dort stützte er die
Ellbogen
Weitere Kostenlose Bücher