Die Jagd nach den Millionendieben
Auch
Klößchen. Er speckte sicher dabei ein halbes Pfund ab. Als sie den Zoo
erreichten, war er außer Puste, sagte aber nichts, um sich vor Gaby nicht zu
blamieren. Ihr machte das schnelle Fahren nichts aus.
Der große Zoo beherbergte viele
Tierarten. Ein Besuch war immer Klasse. Aber heute hatten die Kinder keinen
Gedanken dafür. Ihr Interesse galt nur dem Aquarium, einem dreistöckigen Haus.
Es stand an der Schmalseite des großen Geländes, hatte zwei Eingänge und Gitter
vor den Fenstern.
„Damit die Krokodile nicht
abhauen“, hatte Karl mal scherzhaft gesagt.
Es war fünf Minuten vor zwei.
Oskar legte sich auf den Gehsteig und ließ die Zunge herausbaumeln.
„Also wie verabredet“, sagte
Tarzan. „Karl, du postierst dich am vorderen Eingang und bewachst unsere Räder.
Klößchen übernimmt den hinteren Eingang. Gaby und ich gehen zu den
Tintenfischen.“
„Da hinten ist es wenigstens
schattig“, stöhnte Klößchen. Er zog sein Taschentuch hervor und wischte sich
über die Stirn.
An der Kasse löste Tarzan Eintrittskarten
für Gaby und sich. Kinder unter 14 Jahren zahlten die Hälfte. Trotzdem war es
teuer genug. Hunde durften hinein, und Oskar begann gleich an den Wänden zu
schnüffeln.
In den unbeleuchteten und
fensterlosen Gängen war es kühl. Zu beiden Seiten lagen die riesigen Aquarien,
waren fest in die Wände eingebaut, mit Panzerglasscheiben, die dem mächtigen
Wasserdruck standhalten mußten. Die Aquarien waren beleuchtet. Alles Licht kam
von dort. Es gab eine Süßwasser- und eine Meerwasser-Abteilung.
Im Vorbeigehen sahen Gaby und
Tarzan australische Lungenfische, silbrige Salmler, 30 Pfund schwere Karpfen,
einen gefleckten Panzerkopfwels, den sehr seltenen Löffelstör und die nur
fingerlangen Schlammspringer, die an Afrikas und Asiens Küsten beheimatet sind.
„Richtig gruselig“, meinte
Gaby. „Diese Stille. Und das grünliche Licht. Man fühlt sich, als wäre man
selbst unter Wasser.“
„Da möchte ich aber dem nicht
begegnen“, sagte Tarzan.
Sie waren jetzt in der Meerwasser-Abteilung,
und Tarzan deutete dabei auf den meterlangen Seewolf. Das ist ein Fisch —
obwohl er Wolf heißt — mit einem bulligen Schädel.
Mit seinen starken Zähnen
zertrümmert er mühelos die Schalen von Austern, stand auf dem Schild neben
seinem Aquarium.
„Der ist sogar ein
Feinschmecker“, Gaby lachte. „Dabei sieht er aus wie ein Griesgram.“
Die Abteilung war fast leer.
Nur bei dem Fledermausfisch stand ein älteres Ehepaar und erfreute sich an dem
seltsamen Anblick.
Der Gang machte eine Biegung.
Jetzt sahen sie die Tintenfische in ihrem großen Aquarium. Einige lagen ganz
still im Sand. Andere bewegten sich träge. Einer schien zu tänzeln, ließ sich
jetzt nieder und schrieb mit einem seiner acht Arme Zahlen ins Wasser —
jedenfalls sah es so aus.
„Puh!“ sagte Gaby. „Bin ich
froh, daß Rückenschwimmen meine Disziplin ist. Da sehe ich zum Himmel und
kriege nicht mit, was unter mir rumschwimmt.“
„Seit wann sind denn
Tintenfische im Hallenbad? Ich dachte immer, die vertragen kein Chlorwasser.
Gaby lachte. „Ich schwimme ja
auch im Mittelmeer. Das ist nicht gechlort.“
Während der Sommerferien war
sie mit ihren Eltern auf Sizilien gewesen. Dort hatte sie Tintenfische gesehen.
Aber nicht beim Schwimmen, sondern auf den Fischerbooten, die abends vom Fang
heimkehrten.
Wieder sah Tarzan auf die Uhr.
Noch zwei Minuten.
Vor dem Schiffshalter-Aquarium
stand eine Bank. Das war ziemlich in der Nähe. Die beiden setzten sich. Oskar
beobachtete die Harlekinfische und knurrte leise.
Gaby nahm ihre Mütze ab, kämmte
mit den Fingern ihr Haar, setzte sie wieder auf, rückte Oskars Halsband
zurecht, band die Schleife ihres rechten Turnschuhes neu und sah dauernd zur
Gangbiegung.
Tarzan merkte, wie aufgeregt
sie war. Fürsorglich klopfte er ihr auf die Schulter.
„Brauchst keine Angst zu
haben.“
„Hab’ ich auch nicht.“
„Hier kann uns gar nichts
passieren.“
Sie nickte und lächelte ihn an.
Durch das grüne Licht aus den Aquarien hatten ihre Augen einen ganz seltsamen
Glanz. Wie eine Nixe, dachte Tarzan. Er fand Nixen großartig.
„Jetzt ist es zwei, Gaby.“
„Geht deine Uhr richtig?“
„Na und wie! Jeden Morgen ruft
der Rundfunksender bei mir an und fragt, wie spät es ist. Danach richten sie
sich mit der Zeitansage.“
Gaby lachte auf, daß es
zwischen den Wänden hallte. Erschrocken legte sie eine Hand vor den Mund.
„Was ist denn da los?“
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