Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Gelegenheit, seine Kenntnisse über japanische Philatelie (Briefmarkenkunde)
loszuwerden. Sie vereinbarten, noch eine Viertelstunde auf die Bilderdiebe zu
warten. Und Tarzan ging zu Gaby zurück.
    Als er um die Gangbiegung kam,
sah er, daß ein Mann bei ihr stand. Er war groß, hatte ein weiches,
aufgequollenes Gesicht mit dicken Lippen und schütteres Haar. Während er
redete, sah er Gaby unverwandt an und bewegte die Hände, als knete er was.
    Gaby schien ihn nicht zu
beachten. Ihre Miene war abweisend.
    „...und wenn du mitkommst,
kleines Fräulein“, hörte Tarzan, „zeige ich dir meine beiden Hunde. Einen
Dobermann und einen Pekinesen. Wenn die miteinander spielen — so was hast du
noch nicht gesehen. Der Dobermann...“
    „...wird Sie in die Hose
beißen“, sagte Tarzan laut, „wenn Sie nicht gleich verschwinden.“
    Der Mann drehte sich um. Er
hatte tückische Augen. „Wer bist du denn?“
    „Fragen Sie lieber, wer der
Vater dieses kleinen Fräuleins ist“, meinte Tarzan. „Der ist nämlich
Kriminalkommissar. Würden Sie uns bitte Ihren werten Namen nennen. Dann läßt
sich ja feststellen, ob Sie polizeibekannt sind — und vielleicht öfter fremde
Kinder ansprechen.“
    Der Mann kriegte ein rotes
Gesicht vor Wut. „Unverschämter Lümmel!“ zischte er, drehte sich um und ging
eilig zum Ausgang.
    Gaby atmete auf. „So was
Ekliges! Der wollte mir doch tatsächlich Bonbons anbieten. Und ob ich mit zum
Zoo-Café käme — Kuchen essen. Dann hat er geredet und geredet. Ich habe
überhaupt nichts mehr geantwortet. Sein toller Sportwagen stünde draußen, hat
er dann gesagt. Ob ich mitfahren wollte — zu seinen Hunden.“
    „Daß der keine Hunde hat —
darauf kannst du wetten! Höchstens Flöhe. Schlimm, schlimm! Kleinere Mädchen,
die noch nicht so aufgeklärt sind, fallen doch auf so eine Type glatt rein.“
    „Meine kleinen Geschwister
wissen alle, daß sie sich vor so einem ,netten Onkel’ vorsehen müssen. Hat
ihnen mein Vater eingeimpft.“
    Tarzan dachte über den Kerl
nach und kriegte es mordsmäßig mit der Wut. Wenn der Gaby was angetan hätte —
unvorstellbar! Da hätte die Fairneß bei mir aufgehört, dachte er. Für so einen
sind die gemeinsten Griffe gerade richtig. Dem hätte ich die Knochen verbogen.
    „Solange ich in deiner Nähe
bin, kann nichts passieren“, sagte er großartig. „Aber sonst... Hauptsache, du
bist zu Hause, sobald es dunkel wird, und gehst nie allein in den Wald.“
    Gaby erwiderte nichts.
Schelmisch sah sie ihn von der Seite an; und Tarzan merkte, daß er sich wohl
ein bißchen aufgespielt hatte. Aber seltsamerweise störte ihn das gar nicht.
Starrköpfig sagte er: „Kannst schon glauben, daß ich dich beschützen würde. Und
wie! Deine kleinen Geschwister natürlich auch“, fügte er hinzu. Aber das
schwächte die Erklärung nicht ab. Und für einen Augenblick war es vor
Verlegenheit still zwischen ihnen. Dann deutete er zu dem Aquarium links, wo
ein dicker Picassofisch glotzäugig durch die Scheibe sah.
    „Findest du nicht auch — der
hat Ähnlichkeit mit unserem freundlichen Japaner.“
    Gaby prustete los. „Nur daß er
keinen Fotoapparat hat.“
    „Und die Briefmarken würden naß
werden — da drin.“
    „Dem Kugelschreiber — der ja
angeblich wasserfest ist — würde das nichts ausmachen.“
    „He, du!“ sagte Tarzan, sprang
auf, stellte sich an die Scheibe und verbeugte sich wieder und wieder vor dem
glotzäugigen Fisch. Dabei begann er zu schnattern, als spräche er japanisch;
und der Fisch machte erstaunt sein Maul auf und zu.
    „Aufhören!“ keuchte Gaby. „Der
Fisch kriegt einen Lachkrampf. Und ich auch. Mir tut schon der Bauch weh.“
    Tarzan kam zurück und setzte
sich wieder. „Ich dachte immer, Fremdsprachen liegen mir nicht so. Aber für Japanisch
bin ich offenbar begabt.“
    Sie warteten noch zehn Minuten.
Aber Otto, die Knubbelnase, ließ sich nicht blicken. Nur ein altes Mütterchen
hinkte vorbei. Sie hatte eine Einkaufstasche und einen Plastikeimer mit der
Aufschrift Heringe.
    Tarzan sah ihr nach. „Ob die
sich vertan hat? Ob sie denkt, sie ist hier im Fischgeschäft? Vielleicht fragt
sie uns gleich, was 100 Gramm Katzenhai kosten.“
    Gaby kicherte. Sie kicherte
immer noch, als sie schließlich zurückgingen. Jetzt noch zu warten, wäre
sinnlos gewesen. Es war schiefgegangen. Tarzan, der vor Enttäuschung ganz still
wurde, konnte sich nicht erklären, wieso. Hatten sie sich doch geirrt — gestern
abend? War Knubbelnase

Weitere Kostenlose Bücher