Die Jagd nach den Millionendieben
fragte
Tarzan und reckte den Kopf.
Stimmen kamen vom Eingang her,
ziemlich hohe Stimmen. Sie schwabbelten aufgeregt durcheinander, daß man kein
Wort verstand. Langsam näherte sich die Gruppe, war aber noch nicht zu sehen;
und die beiden verstanden auch jetzt nichts.
„Komischer Dialekt“, sagte
Tarzan. „Habe ich noch nie gehört.“
Dann bog die Gruppe um die
Ecke, und die beiden wären fast losgeplatzt. Es waren Japaner, mindestens
zwölf: Eine Reisegruppe. Jeder hatte einen Fotoapparat, auch die beiden Frauen.
Und jeder Fisch — auch der kleinste — war es offenbar wert, daß man ihn
fotografierte. Ständig zuckten Blitzlichter. Und jedesmal verbeugte sich ein
Hobby-Fotograf, als wollte er dem Fisch für seine Geduld danken.
Jetzt wurden die Japaner auf
die Kinder aufmerksam. Ein Wortschwall ergoß sich über sie — unter freundlichem
Nicken, unter vielen Verbeugungen.
Tarzan grinste zurück. Gaby
machte ein hilfloses Gesicht. Oskar knurrte vernehmlich.
„Was sagen sie?“ fragte Gaby
verzweifelt.
„Daß es ein sehr schönes
Aquarium wäre. Ob es uns gehörte. Und ob Oskar ein Seehund sei oder nur ein
behaarter Fisch.“ Tarzan grinste.
„Du Esel machst dich über mich
lustig“, sagte Gaby. „Du verstehst noch weniger als ich. Und ich kriege
überhaupt nichts mit.“
„Weniger als nichts läßt sich
nur mathematisch ausdrücken, würde Karl sagen,“ entgegnete Tarzan. Jetzt wurde
deutlich, was die freundlichen Japaner wollten: ein Foto von den hübschen
Kindern mit ihrem Hund.
Das Blitzlicht blendete sie.
„She is your sister?“ wurde
Tarzan von einem kleinen Herrn mit Schlitzaugen gefragt.
„She is my girlfriend“,
erklärte Tarzan; und Gaby wurde rot, obwohl es doch eigentlich keinen Grund
dazu gab.
Der kleine Herr griff in die
Brusttasche, zog eine Klarsichthülle hervor und gab sie Tarzan.
„For you.“
Die durchsichtige Hülle
enthielt japanische Briefmarken — noch ungestempelt.
Sprachlos sah Tarzan den Mann
an. Dann bedankte er sich überschwenglich und verbeugte sich seinerseits
mindestens zehnmal. Aber der freundliche Herr war noch nicht fertig. Gaby
erhielt einen orangeroten Kugelschreiber — Made in Japan. Dann zog die Gruppe
weiter und füllte die Gänge mit Geschnatter und Blitzlichtgewitter.
„Die sind aber nett“, sagte
Gaby. „Also wirklich. So was nettes!“
„Schreibt er auch?“
Sie probierte es auf dem linken
Handteller aus. „Fabelhaft.“
„Du weißt ja, daß japanische
Kugelschreiber wasserfest sind. Die kriegt man auch mit Seife nicht runter.“
„Und du weißt hoffentlich, daß
japanische Briefmarken bei uns nicht gelten. Also kleb’ deutsche auf den Brief,
wenn du deiner Mutter schreibst.“
Gaby probierte, ob die
Kugelschreiberschrift sich mit Spucke abwischen ließ. Es ging.
„Zehn nach zwei“, sagte Tarzan.
„Allmählich könnten sie kommen.“
„Wahrscheinlich geht deine Uhr
nicht richtig.“
Tarzan hielt sie ans Ohr,
horchte angestrengt und nickte schließlich. „Du hast recht. Sie tickt etwas
schnell.“
„Wenn du mich dauernd
veralberst, hetze ich Oskar auf dich.“
„Um Gottes willen! Das riskiere
ich lieber nicht.“
Oskar lag vor ihnen auf dem
Boden, legte den Kopf zwischen die Pfoten und wedelte freundlich mit seinem
Stummelschwanz.
„Die Marken schenke ich Karl“,
sagte Tarzan. „Der sammelt.“
Nach einer Weile stand er auf.
„Ich bringe sie ihm. Dann hat er was, worüber er sich freuen kann. Sonst wird
er noch quengelig da draußen. Hitze ist nichts für ihn. Sein Computergehirn
leidet — sagt er. Wartest du hier?“
Gaby wollte warten. Tarzan ging
zur Kasse und sagte dem Mann dort, daß er nur rasch nach seinem Rad sehen
wolle, aber gleich wieder käme.
Draußen inspizierte er die
Eingänge. Klößchen hatte sich unter einem dichtbelaubten Ahornbaum in den
Schatten gehockt, fächelte sich mit dem Taschentuch Luft zu und dachte an
riesige Eisportionen, wobei ihm das Wasser im Munde zusammenlief.
„Keine Vorkommnisse!“ meldete
er, wie er es mal in einem Spionagefilm gehört hatte. „Und bei dir?“
„Nichts bis jetzt. Falls sie
mit dem Auto kommen — merk’ dir vor allem die Nummer!“
Karl stand bei den Fahrrädern
und geriet vor Freude aus dem Häuschen, als Tarzan ihm die Briefmarken
schenkte.
„Toll! Phantastisch! Die habe
ich noch nicht — wenn ich mich richtig entsinne. Wo ich doch Fernost jetzt
besonders sammle. Woher hast du die?“
Tarzan erzählte es ihm. Für
Karl war das
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