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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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trat zur Kasse,
öffnete sie und nahm Geldscheine heraus. Dabei bewegte er den Mund.
Wahrscheinlich zählte er.
    „Ist er’s?“ wurde Tarzan leise
von Karl gefragt.
    „Bestimmt. Sein Gesicht konnte
ich ja leider nicht sehen.“
    „Jetzt wirkt er ganz
gemütlich“, flüsterte Gaby. „Aber er hat böse Augen. Ich kann mir vorstellen:
Wenn der die Wut kriegt, greift er zum Messer.“
    Doch zunächst mal griff Eddi
nur nach den Geldscheinen. Dann klingelte das Telefon auf der Theke.
    Eddi sagte: „Susi, nimm’ mal
ab.“
    Die Frau meldete sich und gab
den Hörer an ihn weiter. „Für dich.“
    Eddi klemmte sich den Hörer
zwischen Schulter und Ohr.
    „Ja, ach du... Hallo, Otto.
Hast du... Wie?“
    Mehr sagte er nicht. Aber er
hörte aufmerksam zu. Zweimal grunzte er, was wie Einverständnis klang. Zum
Schluß sagte er: „Verstanden. In Ordnung.“
    Als er auflegte, glitt ein
mißtrauischer Blick über die Kinder. Mit dem Geld in der Hand, ging er zur Tür
zurück. Bevor er verschwand, sah er sich um. Kalte Augen waren auf Tarzan
gerichtet. Der machte zwar ein unbeteiligtes Gesicht, aber innerlich fröstelte
es ihn. Nur zu gut entsann er sich an letzte Nacht: Als Eddi mit dem Messer in
der Hand nach ihm gesucht hatte.
    Oskar winselte. Er wollte raus.
Für seine Begriffe war er schon viel zu lange brav gewesen. Gaby streichelte
ihn und beruhigte ihn mit einer dicken Waffel. Im Nu war Oskar wieder still und
hob Gaby die Pfote hin, weil er das so gewohnt war. Sie nahm sie, und Oskar
wedelte dankbar.
    Die Kinder bezahlten. Klößchen
hatte natürlich die größte Zeche. Sein Taschengeld reichte nicht. Tarzan mußte
ihm mit 40 Pfennig aushelfen.
    Als sie draußen bei ihren
Rädern waren, fragte Gaby mit piepsiger Stimme: „Glaubt ihr... glaubt ihr, daß
wir aufgefallen sind? Wie der uns angeguckt hat! Als wenn er jetzt in der Küche
sein Messer wetzt.“
    Auch Tarzan fühlte sich
unbehaglich. Aber er überspielte das, indem er sagte: „Was soll denn schon
sein! Höchstens daß Otto Macholt mich bemerkt hat. Na und? Daß ich nicht zur
Polizei gehöre, sieht man doch. Mich nimmt er bestimmt nicht ernst.“
    „Ich weiß nicht.“ Karl schnitt
ein bedenkliches Gesicht und wiegte den Kopf, was bei seinem dünnen Hals nicht
ungefährlich zu sein schien. „Vielleicht hat er dich gestern abend gesehen. Und
jetzt wiedererkannt. Und da er bestimmt kein sanftes Ruhekissen hat — ich
meine: kein gutes Gewissen — denkt er sich vielleicht was. Wenn ich du wäre,
würde ich vorsichtig sein.“
    „Wie die Mutter in der
Porzellankiste“, sagte Tarzan. „Ich gelobe es. Aber jetzt — au! verflixt! —
wird’s knapp. Wir müssen zur Arbeitsstunde, Willi! Kannst du radeln — mit dem
Grönlandgletscher in deinem Bauch.“
    „Der Gletscher hat sich schon
in Milchsuppe aufgelöst. Ich kann.“
    Karl brachte Gaby nach Hause.
Tarzan und Klößchen flitzten zur Schule zurück. Allein hätte Tarzan nur zehn
Minuten gebraucht. Aber Klößchen schnaufte wie eine Dampflok aus dem vorigen
Jahrhundert. Sie schafften es gerade noch.
    In der Arbeitsstunde wurden sie
von Fräulein Ledig beaufsichtigt. Sie hieß Ledig, war ledig und würde wohl nie
einen Mann kriegen. Trotzdem gab sie die Hoffnung nicht auf. Jedesmal wenn sie
mit einem der jüngeren, unverheirateten Kollegen sprach, war ihr Gesicht wie
von Morgenröte überhaucht. Sie war ungefähr 182 cm groß und hatte dünne Beine,
die sie in Hosen versteckte. Daß sie von ihren Schuhen die Absätze abmontiere,
wurde zwar behauptet, stimmte aber nicht. Allerdings: Sie machte nur die
Schuhmoden mit, bei denen es Fußfutterale mit flachen Absätzen gab. Dann kaufte
sie gleich fünf Paar auf Vorrat. Ihr Gesicht war gar nicht so übel — wenn sie
nur nicht so grelle Lippenstifte nehmen würde! Immer sah’s aus, als hätte sie
sich in die Lippe gebissen.
    Zu den Kindern war sie streng,
aber halbwegs gerecht. Sie gab Erdkunde und Biologie. Da sie kurzsichtig war,
aber ihre Brille nur im Notfall aufsetzte, merkte sie nie, daß die halbe Klasse
schlief. Sie hatte es auch mit Haftschalen versucht. Aber die vertrug sie
nicht, weil sie drückten. Und einer der Knirpse aus der 5 a hatte zufällig mal
beobachtet, wie sie die Haftschalen abnahm und in ein Plastikschächtelchen
legte. Aufgeregt und leichenblaß war er zu Tarzan gerannt. „Du, die
Bohnenstange nimmt ihre Augen raus. Eben hat sie’s getan! Wirklich. Hab’s doch
gesehen. Die sind jetzt in ‘ner Schachtel.“
    Lachend hatte Tarzan

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