Die Jagd nach den Millionendieben
mit.“
„15 Kilometer hin. Und 15 km
zurück“, sagte Karl. „Wie soll er das schaffen?“
Gaby war an den Gehsteig
gefahren und abgestiegen. Ihre Miene wurde betrübt. „Aber er schwimmt doch so
gern. Seine Leidenschaft ist das. Ein richtiger Wasserhund. Er taucht sogar.
Doch! Ob ihr’s glaubt oder nicht. Er nimmt den Kopf unters Wasser. Freiwillig.“
„Nebenherlaufen kann er nicht“,
sagte Tarzan. „Aber wenn wir einen großen Rucksack hätten... Wir könnten ihn
reinstecken und zuschnüren, daß nur der Kopf rausguckt. Karl, wenn du Gabys
Siebensachen transportierst, nehme ich Oskar auf den Rücken.“
„Wir haben vier Rucksäcke“,
rief Gaby. „Einer ist so dreckig — in dem fühlt Oskar sich wohl.“
Sie fuhren zurück zu den
Glockners. Oskar zappelte anfangs, als er in den Rucksack eingepackt wurde.
Aber dann war er fügsam und drehte sich ein paar Mal, damit’s bequemer für ihn
wurde.
Tarzan huckte ihn auf. Oskar
leckte ihm übers Genick. „Das kann lustig werden“, meinte Tarzan.
Gaby und Karl bogen sich vor
Lachen.
„Ihr müßtet euch sehen“,
keuchte Gaby. „Das gibt’s nicht! Soll ich dir Watte für die Ohren geben? Damit
du nicht vom Rad fällst, wenn er plötzlich bellt.“
Als sie losfuhren, stand Frau
Glockner vor dem Geschäft und winkte. Oskar hatte seinen Kopf auf Tarzans
Schulter gelegt und ließ sich den Wind um die Hundenase wehen.
„Dem gefällt’s“, sagte Karl. „Sicherlich
will er in Zukunft nur noch so fahren.“
Der Weg zum Moorsteiner See
führte an der Schule vorbei. Tarzan wurde schweigsam, während sie radelten. Und
mehrmals sah er sich um. Nicht wegen Oskar. Mit dem war alles in Ordnung. Aber
Tarzan hatte so ein seltsames Gefühl, als werde er hinterrücks bedroht. Oder
als beobachte ihn jemand, der nichts Gutes im Schilde führte.
Doch so oft er zurückblickte —
nichts fiel ihm auf. Einige Wagen fuhren in Richtung Schule. Ein paar Radler
waren unterwegs. Und vereinzelt Motorradfahrer, die aber sicherlich zu den
Feldwegen abbiegen würden.
Sie holten Klößchen ab. Oskar
durfte für ein paar Minuten aus seinem Rucksack und hob gleich das Bein. Die
Außentaschen des Rucksacks waren gerade groß genug, um Tarzans Badehose und das
Handtuch aufzunehmen. Zu viert fuhren sie dann weiter; und Klößchen hielt sich
wacker, obwohl der Muskelkater ihn plagte.
Es ging über Felder, vorbei an
Wiesen, durch Wald. Die Straße war schmal und wenig befahren. Zweimal fuhren
Heuwagen vorbei, auf denen Kinder saßen.
Der Moorsteiner See lag zwar
ziemlich nahe bei der Stadt und war landschaftlich wunderschön. Aber weil es
dort kein Restaurant gab, brauchte er nie unter einem Massenansturm zu leiden —
auch an heißesten Tagen nicht.
Er war beachtlich groß. Ein
schmaler Waldweg führte am Ufer entlang. Wer den See einmal umrundete, hatte
ungefähr acht Kilometer zurückgelegt. Zu zwei Dritteln war der See von Wald
umgeben, von Tannen und Buchen. Aus der Ferne wirkte das Wasser schwarz. Aber
das lag an dem moorigen Grund. In Wirklichkeit war es sauber und sollte gesund
sein — zum Baden. Ringsum am Ufer wuchs Schilf, in dem seltene Vögel nisteten.
Aber es gab ein paar Dutzend Badebuchten mit feinkörnigem Sand. Nur kleine
Gruppen hatten dort Platz. Aber für die war es dann um so schöner.
Die Sonne stand hoch, als sie
den See erreichten. Vorn parkten einige Wagen. Die ersten Badebuchten waren
belagert. Oskar hechelte, obwohl er keinen Meter gelaufen war. Jetzt durfte er
raus. Sofort stürmte er ins Wasser, soff sich den Buch voll, sprang hinein,
schwamm ein paar Meter und lief — als er zurückkam — mit moorigen Pfoten über
ein weißes Badelaken, das einer dicken Frau mit krebsrotem Sonnenbrand gehörte.
Wie ein Rohrspatz begann sie zu
schimpfen, obwohl sich Gaby sehr höflich entschuldigte. Aber die Frau hörte
nicht mehr auf.
Bis Tarzan sagte: „Sie sollten
sich jetzt auf den Bauch legen, meine Dame. Damit Sie auch auf der Rückseite
gar werden. Halb durchgebraten — das ist doch nichts.“
Damit wurde das Schimpfen erst
recht nicht abgestellt. Aber nun galt es Tarzan.
„Wir gehen nach hinten“, meinte
Karl. „Da sind wir für uns allein.“
Es war noch ein Stück, und
jetzt mußten sie die Räder schieben. Doch der Weg lohnte sich. Er war schmal,
uneben, voller Wurzeln und Steine, an einigen Stellen fast zugewachsen. Aber
unter den schattigen Bäumen bewegte man sich wie in einem niedrigen Gang. Das
Licht schimmerte grünlich. Niemand
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