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Die Jagd nach den Millionendieben

Die Jagd nach den Millionendieben

Titel: Die Jagd nach den Millionendieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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begegnete ihnen, und niemand ging in gleiche
Richtung. Die Kinder fühlten sich wie auf einer Expedition durch tropischen
Dschungel.
    Sie gingen bis zum anderen
Ende, wo ein kristallklarer Bach in den See floß. Durch dichte Weiden mußten
sie sich einen Weg bahnen. Dann hatten sie einen kleinen Strand ganz für sich.
Karl meinte zwar, er wäre steinig. Aber das traf nur für den vorderen Teil zu.
Hinter einem dicken Eichenstamm, der fast waagerecht über das Wasser
hinauswuchs, bestand der Boden aus pulverfeinem Sand.
    Klößchen, der vor allen Wespen
und Schnaken eine Heidenangst hat, sah sich mißtrauisch um.
    „Gibt’s hier Mücken?“
    „Nicht die üblichen“, sagte
Tarzan todernst. „Nur die Moorsteiner Riesenmücken. Sie werden so groß wie
Libellen, stechen aber nur Leute mit süßem Blut. Wie gut, daß wir ungefährdet
sind.“
    „Immer auf die kleinen Dicken.
Ich weiß es ja“, seufzte Klößchen. Und verzog sich mit seiner Badehose Größe
sechs zum Umkleiden hinter einen Weidenbusch. Unter Jungs genierte er sich
nicht. Aber jetzt war ja Gaby dabei.
    Als alle sich aus- und
umgezogen hatten, wurden die Badelaken ausgebreitet. Karl stellte die Flaschen
ins Wasser. Aber das war so lau, daß es nicht besonders kühlte. Gaby meinte,
die Eßvorräte sollten in den Schatten. Und Tarzan sagte lachend, vor allem
dürften sie nicht zu dicht bei Klößchen aufbewahrt werden.
    „Du wirst staunen“, meinte der,
„wie wenig ich in Zukunft essen will. Auf fast alles werde ich verzichten — nur
auf Schokolade nicht.“
    Er hatte sein Monopoly mit.
Bald lagen alle auf dem Bauch um das Spiel herum, würfelten um Spielgeld,
kauften Grundstücke, Häuser und Straßen und ließen sich die Sonne auf den
Rücken brennen.
    „He! Was ist denn das?“ Gaby
deutete ins Schilf. „Das Tier da.“
    Tarzan richtete sich auf.
„Hallo, du! Wer bist du denn? Siehst ja aus wie eine umgebaute Katze.“
    Klößchen lachte. Karl polierte
rasch seine Nickelbrille, damit er das Tier besser sah. Kopfschüttelnd meinte
er dann: „Zwei Stunden Biologie pro Woche. Das seit zwei Jahren. Und ihr
geistigen Tiefflieger erkennt nicht mal eine Bisamratte. Ondatra zibethica.“
    „Das ist Japanisch“, sagte
Tarzan. „In der Sprache kenne ich mich aus.“
    „Dreizehn Unterarten gibt’s“,
erklärte Karl mit vorwurfsvollem Blick, „in Nordamerika jedenfalls. 1929 wurde
die Bisamratte in Rußland eingeführt. Jetzt ist sie über ganz Europa verbreitet.
Wird 30 bis 33 Zentimeter lang — ohne Schwanz. Der mißt 25. Hat dichten Pelz,
der oberseits braun, unterseits heller ist.“
    „Wie man sieht“, sagte Tarzan.
„Aber jetzt ist sie weg. Wie gut, daß du oberseits und unterseits gesagt hast.
Jetzt wissen wir wenigstens, daß sie nicht auf dem Rücken lag. Denn oberseits
war sie tatsächlich braun.“
    „Habt ihr auch gesehen, daß die
Oberlippe gespalten und der Hinterfuß mit Schwimmborsten gesäumt ist“, meinte
Karl, der es mal wieder nicht unterlassen konnte, mit seinem Computerwissen zu
protzen.
    „Außerdem hatte sie einen
Pickel auf der Nase“, sagte Gaby.
    Alle lachten. Karl kratzte sich
am Bauch und meinte dann noch, daß die Bisamratte in ihrer Lebensweise weniger
der Wasserratte, sondern mehr dem Biber gleiche. Weil sie sich in steilen
Uferwänden Kessel baue — und auf dem Lande kuppelartige Hütten.
    Die Kinder spielten weiter.
Karl wurde Eigentümer des Hauptbahnhofs. Unvermittelt sagte er: „Wir hätten
sehen sollen, wie sie schwimmt. Das tut sie nämlich mit Hilfe ihres seitlich
zusammengedrückten Schwanzes, der sich lebhaft schlängelt. Die Hinterbeine
werden nur als Hilfsruder benutzt. Bei Alarm schlägt sie mit dem Schwanz
klatschend aufs Wasser.“
    „Und wen alarmiert sie dann?“
fragte Klößchen.
    „Die Moorsteiner Riesenmücken“,
sagte Tarzan.
    Es wurde heißer. Klößchen
zerklatschte eine Mücke — von normaler Größe. Karl lieh Gaby seinen Strohhut;
und Tarzan fand, daß sie toll damit aussah, aber das sagte er lieber nicht.
    „Ich geh’ jetzt ins Wasser“,
sagte Gaby.
    Alle kamen mit. Es war wirklich
sehr lau. Und anfangs sehr flach. Im moorigen Schlick sanken sie bis zu den
Knöcheln ein. Aber sie wußten: Der See war tiefgründig. Der Boden fiel zur
Mitte hin trichterförmig ab. Dort sollte er eine Tiefe von 37 Metern haben.
    „Vielleicht sehen wir Moorie“,
sagte Tarzan, als sie bis zur Hüfte hineingewatet waren.
    „Wen?“ fragte Karl.
    „Das Moorsteiner Seeungeheuer.
Es soll eine

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