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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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dem ich
etwas heikel bin, ist ihre Gemütsart – ist sie
launisch oder gar heftig? Wenn das der Fall wäre,
würde ich lieber nicht bleiben. Sagen Sie mir ehrlich, was
für einen Eindruck sie Ihnen macht.«
    »Ach, Herr Prickett, soweit ich sie bis jetzt kenne,
ist sie ein sanftes, gutmütiges Frauchen. So sieht sie
wenigstens aus, und auch ihre Stimme klingt sanft.«
    »Nun, Sie werden die Dame ja noch öfter
sehen, eh' sie das Haus übernimmt. Bitte, richten Sie Ihr
Augenmerk gerade auf diesen Punkt!«
    »Das will ich, Herr Prickett.«
    »Wenn sie nicht launisch ist und wenn Sie wirklich
Bürgschaft für ihre Anständigkeit
haben.«
    »Die beste, die man haben kann! Von ihrem Sachwalter
und von dem Geistlichen, der sie getraut hat ... Vielleicht
möchten Sie die Briefe sehen, Herr Prickett?«
    »Wozu? Ich brauche sie nicht zu sehen, die Hauptsache
ist ja, daß Sie davon befriedigt sind. Die Dame
könnte überdies denken, ich hätte ein
Mißtrauen gegen sie oder wäre neugierig.«
    »Ach! Davon würde ich ihr doch kein
Sterbenswörtchen sagen,« beteuerte Frau Perks.
    »Nun, wenn es Ihnen eine Beruhigung ist, daß
ich diese Briefe lese, so ...«
    »Natürlich ist mir's lieb,« rief
die Wirtin eifrig. »In der Minute hole ich sie!«
    »Dann will ich sie mit Vergnügen
ansehen,« erklärte Prickett. »Sie haben ja
vollkommen recht, vorsichtig zu sein. Ich an Ihrer Stelle, ich
würde dieser Dame ohne weiteres trauen, auf ihr ehrliches
Gesicht hin. Sie hat eine nette, offenherzige Art an sich, aber in
Ihrer Lage ist Vorsicht vollkommen berechtigt.«
    Die Wirtin war jetzt fest überzeugt, daß sie
von Anfang an die Absicht gehabt hatte, ihrem langjährigen,
hochgeschätzten Mieter die Briefe vorzulegen, um seinen Rat
einzuholen; die Anerkennung ihrer Vorsicht erfüllte sie mit
stolzer Freude, und Prickett hatte, ohne sich darum zu
bemühen, wie es seine Gewohnheit war, seinen Zweck erreicht.
Der Geistliche, ein gewisser Wilhelm Tolemy von der Pfarrei Doddington,
Thorpley, Salop schrieb, daß er Frau Harcourt seit vielen
Jahren kenne und die allerhöchste Meinung von ihrem Charakter
habe. Ueber ihre Vermögensverhältnisse wisse er
nichts Bestimmtes, habe aber allen Grund, sie für gesichert zu
halten, doch rate er, sich darüber bei dem Sachwalter der Dame
zu erkundigen. Er zweifle nicht, daß ihre Lage genau so sei,
wie Frau Harcourt sie darstelle, denn er habe sie immer als eine Frau
von unanfechtbarer Wahrhaftigkeit gekannt.
    »Außerordentlich befriedigend,«
meinte Prickett. »Die Antwort eines gewissenhaften Mannes, der
kein Wort mehr sagt, als er verbürgen kann.«
    Der Brief des Anwalts, eines Herrn Bletchley Baker, war nicht
weniger zufriedenstellend. Er war aus einem Londoner Klubhaus datiert,
da sich der Herr zufällig ein paar Tage in London aufgehalten
hatte und ihm der Brief seiner Klientin, Frau Harcourt, aus Manchester
nachgeschickt worden war. Mit größtem
Vergnügen bestätigte er, daß Frau Harcourt
in jeder Hinsicht eine achtbare, zuverlässige Dame sei und
vollkommen in der Lage, ihren Verpflichtungen nachzukommen, die seines
Wissens dahin gingen, daß sie fünfzig Pfund als
Angeld und vierhundertundfünfzig bei Uebernahme des Hauses zu
bezahlen habe.
    »Die fünfzig haben Sie schon?«
fragte Prickett und nickte befriedigt, als ihm Frau Perks sagte, sie
seien am Tag vorher auf der Bank eingezahlt worden. »Stimmt
prächtig! Da brauchen Sie sich gar keine Sorgen zu machen! Die
Sache ist in bester Ordnung!«
    Aber Prickett war unter den obwaltenden Umständen
nicht der Mann, irgend jemand in seiner Umgebung zu dulden, dessen er
nicht ganz sicher sein durfte. Er begab sich also ganz gelassen in das
Haus des »Konstitutionellen Klubs«, aus dem der Brief
des Anwalts datiert war, wo er zu seiner nicht geringen Ueberraschung
erfuhr, daß ein Herr Bletchley Baker vollständig
unbekannt sei. Daraufhin war es minder überraschend,
daß die Poststation Thorpley, Salop dem Postamt unbekannt und
auf keiner Karte zu finden war, so wenig als der Name des Geistlichen
in den Büchern der Kirchenbehörde.
    »Auch gut,« sagte sich Prickelt, nachdem
diese Thatsachen festgestellt waren. »Jetzt kann der Tanz
losgehen. Und wenn der General einmal im Leben die Wahrheit gesprochen
hat, was allerdings ans Wunder grenzte, so spielen wir um
fünfzehntausend Tonnen Gold, und das ist wenigstens ein
anständiger Einsatz.«

Viertes Kapitel
    Inspektor Pricketts

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