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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Prickett wohnt seit zehn Jahren bei mir. Ist ein Herr, den ganz London
kennt, vor dem ganz London Respekt hat. Schererei macht er gar nicht
und zahlen thut er auf die Minute.‹ Das hab' ich ihr gesagt
und ist auch die reine Wahrheit, Herr Prickett. Und sie sagte dann, es
würde eine große Ehre für sie sein, wenn Sie
dablieben, denn zuverlässige, dauerhafte Mieter wären
ihr die Hauptsache und sie würde sich die
größte Mühe geben, Ihnen alles recht zu
machen, denn wenn sie nicht gedacht hatte, daß wenigstens ein
Mieter bliebe, hätte sie gar nicht den Mut gehabt, das Haus zu
kaufen. Und sie sagte auch, sie wolle mich in der Frühe
besuchen, in der Hoffnung, Sie anzutreffen, Herr Prickett, damit Sie
wüßten, ob sie Ihnen passe oder nicht. Ich hab' sehr
gute Auskunft bekommen über sie. Sie hat Unglück
gehabt wie ich auch, Herr Prickett, hat ihren Mann verloren, hat aber
Geld auf der Bank liegen, und ich halte sie für eine brave,
rechtschaffene Seele. Ich glaube fast,« setzte die redselige
Dame hinzu, »daß sie eben klingelt!«
    Diese Ahnung bestätigte sich, und gleich darauf wurde
die neue Eigentümerin von Haus und Einrichtung in Pricketts
Zimmer geführt. Sie war eine hübsche, jugendliche
Erscheinung, dem Aeußern nach höchstens
zweiunddreißig Jahre alt, in tiefer Trauer mit einer
Witwenhaube, und machte einen gebildeten, damenhaften Eindruck. Ihre
Stimme klang sehr angenehm, doch in ihrem Wesen lag etwas Scheues,
Verschüchtertes.
    »Eine Frau, die es mit einem rohen Gesellen von Mann
zu thun hatte,« war Pricketts erster Eindruck.
    »Ich hoffe, daß Herr Prickett sich bestimmen
lassen wird, die Wohnung beizubehalten,« sagte die ihm als
Frau Harcourt vorgestellte Besitzerin, »und ich bitte Sie,
liebe Frau Perks, mir ganz genau zu zeigen, in welcher Weise Sie Herrn
Prickett bedient haben, damit ich all seine Gewohnheiten und
Bedürfnisse kennen lerne. Es wäre mir eine ganz
besondere Beruhigung, einen Mann von Herrn Pricketts Beruf im Haus zu
haben.«
    »So ist mir's auch gegangen,« pflichtete ihr
die bisherige Wirtin bei, »und während der zehn
Jahre, die er hier wohnt, hab' ich mich immer so ruhig aufs Ohr gelegt,
wie die Königin in ihrem Schloß! In ganz London ist
kein Missethäter, der nicht den Herrn Prickett kennte und
schon vor seinem Namen zittern thäte!«
    Dieses Zeugnis von Frau Perks packte Prickett an seiner
schwächsten Stelle und fast war's, als ob der Schein eines
Lächelns über die undurchdringlich ruhigen
Züge des Mannes glitte, freilich nur für eine Sekunde.
    »Ja, so wäre mir's genau auch zu
Mut,« erklärte die neue Besitzerin, »und ich
möchte Herrn Prickett dringend bitten, sich die Sache zu
überlegen.«
    Herr Prickett war natürlich bereit, über den
Fall nachzudenken. Möglich war's ja, daß ihm ein
andrer Stadtteil besser zusagen würde, denkbar auch,
daß ihn die Lust zu Reisen anwandeln könnte. Man
hatte ihn ein wenig überrumpelt mit dieser Angelegenheit, und
für den Augenblick war es ihm nicht gut möglich,
einen endgültigen Entschluß zu fassen.
    Damit gab man sich vorderhand zufrieden, und Frau Perks nahm
ihre Nachfolgerin mit sich, um bei einer Tasse Thee weiteres zu
besprechen. Prickett steckte seine Pfeife an und machte sich
versprochenermaßen ans Ueberlegen. Späterhin
hörte er unten Thüren gehen, und bald darauf trat die
Wirtin wieder bei ihm ein.
    »Nun, Herr Prickett, ich hoffe, die Dame sagt Ihnen
zu?«
    »Hm – o ja. Sie ist etwas jünger,
als mir angenehm ist, besonders bei einer Witwe, und etwas –
hm – einnehmender als gerade nötig, denn, zehn gegen
eins, wird sie von Verehrern überlaufen werden und
höchst wahrscheinlich wieder heiraten. Diese beiden
Fälle würden mir dann nicht zusagen, aber wir werden
ja sehen. Wie sagten Sie doch, daß sie
heißt?«
    »Frau Harcourt. Sie war mit einem Amerikaner
verheiratet, der sie mit hinübernahm und drüben
gestorben ist. Zum Glück hat er ihr ein ganz nettes
Vermögen hinterlassen, nur zum Nichtsthun reicht's nicht ganz,
und sie möchte auch eine Thätigkeit haben, um sich
leichter über ihren Schmerz wegzuhelfen.«
    »Und gute Auskunft haben Sie?«
    »Die allerbeste, Herr Prickett!«
    »Die Dame hat viel gereist?«
    »Ja, das heißt, sie hat eben in Amerika
gelebt.«
    »Nun, Frau Perks, ihr Frauen seht einander ja immer
scharf auf die Finger und wißt mehr voneinander als
unsereiner,« sagte Prickett. »Ein Punkt, in

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