Die Jagd nach Millionen
soweit es nötig
war.
»Ich mache mir ein kleines
Jagdvergnügen,« erklärte ihm Prickett,
»und dazu möchte ich, daß du mir die
Prägung von diesem Geldstück abschliffest.«
»Donnerwetter!« rief der Freund.
»Führe uns nicht in Versuchung, heißt's! Das
ist gesetzwidrig und du bist Beamter!«
»Laß dir über das Gesetz keine
grauen Haare wachsen, mein Alter,« sagte Prickett
beschwichtigend. »Es handelt sich einzig darum, jemand in eine
Falle zu locken, und ich bitte dich lediglich in dienstlichem Interesse
um deinen Beistand.«
Allein Pricketts Freund mochte seine besonderen
Gründe zur Vorsicht haben und blieb bei seiner Weigerung, bis
ihm Prickett ein Schriftstück ausstellte, das ihn den
Behörden gegenüber vollständig deckte. Dann
war die Münze in ein paar Sekunden abgeschliffen.
»So, und jetzt brauche ich ein Werkzeug,«
erklärte Prickett, »womit man ziemlich tief ins
Metall schneiden kann. Ich will jetzt selbst meine Kunst
versuchen.«
Das Werkzeug war bald zur Hand und Prickett an der Arbeit, die
er eifrig betrieb, bis eine leidliche Nachahmung der bewußten
Silberscheibe zu stande gebracht war. Die Zeichen darauf
ähnelten, wie er sich erinnerte, einigermaßen der
stenographischen Schrift, und daß er in dieser geübt
war, erwies sich jetzt als sehr förderlich. In einer Stunde
war er fertig, und der Freund wußte das blank gekratzte Metall
im Handumdrehen derart zu trüben, daß es
vollständig alt und abgegriffen aussah. Prickett bezahlte ihm
die geopferte Zeit und ging wieder nach Hause.
Als er am nächsten Morgen zum
Frühstück kam, trug er eine kleine Geldkasse unterm
Arm und breitete in dem Augenblick, als Frau Harcourt zur
Thüre herein kam, ihren Inhalt auf dem Tisch aus. Die mit so
viel Mühe hergestellte Nachahmung lag mitten in dem
Münzhäufchen, das, um sie deutlicher herauszuheben,
sonst kein Silber, nur Goldstücke enthielt. Lächelnd
blickte er von seinen Münzen auf, um der neuen Hauswirtin
guten Morgen zu wünschen, und auch ein schärferer
Beobachter als sie war, hätte in seinem freundlichen Blick
kein Späherauge erraten können. Dieses
Späherauge folgte aber dem ihrigen, das jetzt eben zu dem
Häufchen Geld wanderte. Prickett sah Schrecken und Triumph
darin aufblitzen, sah, wie sie die Farbe wechselte, und dann
– dann fiel das ganze Theebrett klirrend zu Boden.
»Donnerwetter! Was ist denn los?« rief
Prickett. »Du liebe Zeit – Sie haben sich doch
hoffentlich nicht verbrüht?«
»Nein ... nein!« stammelte Frau Harcourt,
»Mir ... mir ... ist nichts geschehen ...«
»Ja, aber wie ging denn die Geschichte nur
zu?«
»Ich weiß es nicht,« brachte sie
tonlos heraus, »Kann mir's gar nicht denken ... ich
muß ausgeglitten sein mit dem Fuß.«
»Nun, das Unglück läßt
sich ja wieder gut machen,« meinte Prickett, die Sache leicht
nehmend. »Vor Unglücksfällen
schützt auch die beste Hausordnung nicht, und sind sie einmal
geschehen, so heißt's nur, sich zu helfen wissen.«
Das Geräusch hatte Frau Perks herbeigelockt, die
jetzt händeringend auf die Unglücksstelle trat.
»Es thut mir sehr leid,« stotterte Frau
Harcourt, »furchtbar leid ... ich trage natürlich den
Schaden ...« sie griff in die Tasche und zog ihre
Börse heraus ... »von Herzen gern werde ich alles
bezahlen.«
Prickett beobachtete dabei, welche Mühe sie sich gab,
den Blick von dem Häufchen Geld loszureißen, aber die
Silberscheibe schien ihn magnetisch anzuziehen und festzuhalten. Nur
mitunter flog er scheu und ängstlich auf ihn selbst, aber
Pricketts lächelndes Gesicht war unergründlich.
»Ja, meiner Seele,« bemerkte er,
»die Damen scheinen ja ganz außer sich zu sein!
Schließlich ist doch zerbrochenes Geschirr noch lange kein
Unglück! Heben wir das Zeug auf und denken wir nicht mehr
daran.«
Dabei begann er selbst die Scherben aufzulesen.
»Die Tasse ist dahin, die
Spülschüssel desgleichen und das
Brotplättchen auch – damit ist aber das Unheil
erschöpft. Die Zuckerstücke sind spazieren gegangen
und dieser appetitliche Hering hat sich mit Kaffee, Sahne und Eiern
vermischt, aber der Teppich ist im ganzen unversehrt, und das ist doch
die Hauptsache.«
Er hatte die Scherben auf das Kaffeebrett zusammengelesen, und
stellte es mit lächelnder Miene auf den Tisch.
»Das einzig Mißliche bei der Sache ist,
daß ich gerade heute einen Ausflug machen und den Zug nicht
versäumen möchte. Also
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