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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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ans Seitenfenster. Die Sonne, die durch die dichten Baumkronen fiel, malte Lichtflecken auf sein Gesicht.
    Verhoeven hielt dem Mann seinen Dienstausweis hin. „Ist das hier die Fuchskaulstraße?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nur Fuchskaul.“
    „Was?“
    „Es heißt einfach Fuchskaul“, entgegnete der Uniformierte. „Nichts mit Straße. Das Weiherhaus liegt ganz am Ende. Wenn Sie hier weiterfahren, kommen Sie direkt drauf zu.“
    Er machte Verhoeven ein Zeichen, der Auffahrt zu folgen, die linkerhand abzweigte. Sie führte durch ein von Gestrüpp überwuchertes, dicht bewaldetes Gelände. Nach etwa dreihundert Metern lichteten sich die Bäume, und Verhoeven sah einen verrosteten Zaun, an dessen Tor die Auffahrt endete. Dahinter lag eine mit Wellblech und Teerpappe ausgebesserte Holzhütte, neben der ein weiterer Streifenwagen parkte. In den Schatten der Hütte duckte sich ein baufälliger Geräteschuppen, an den sich ein kleiner, von einem windschiefen Holzzaun begrenzter Nutzgarten anschloss. Ein paar niedrige Obstbäume wuchsen dort und Stangenbohnen. Dazu Tomaten und Himbeeren vor einer Wand aus Schilf.
    Wo sich das Grün ein wenig lichtete, glitzerte der Weiher hindurch.
    Verhoeven hielt hinter dem Streifenwagen und stieg aus. Augenblicklich legte sich die bleierne Schwüle auf seine Haut wie ein nasses Handtuch und gab ihm das Gefühl, mindestens eine Woche lang nicht geduscht zu haben. Trotzdem zog er sein Jackett über, bevor er die Autotür zuwarf.
    Der Arzt, der die Tote in Augenschein genommen hatte, war bereits wieder gefahren. Etwas abseits, im Schatten einer Baumgruppe, wartete der Wagen, der die Leiche abtransportieren sollte. Zwei Mitarbeiter des gerichtsmedizinischen Instituts saßen in der geöffneten Hecktür. Ihre Blicke folgten ihm, als er zögernd auf die Tür der Hütte zuging, von der die grüne Farbe fast abgeblättert war. Links und rechts des Eingangs türmten sich Müllberge. Plastikflaschen. Rostige Getränkedosen. Leere Verpackungen von Fertiggerichten. Und Fliegen allenthalben. Sie hingen in dicken, grün schillernden Knäueln an den leeren Wurst- und Käseverpackungen und erfüllten die stickige Luft mit ihrem surrenden Flügelschlag.
    Früher in der Schule gab es Hitzefrei, wenn das Thermometer neben dem Kiosk zu Beginn der großen Pause fünfundzwanzig Grad gezeigt hat, dachte Verhoeven. Aber wie oft war das eigentlich vorgekommen? Dreimal? Viermal in dreizehn Schuljahren?
    Er nickte. Ungefähr.
    Zugleich überlegte er, ob es das überhaupt noch gab, Hitzefrei. Da Nina noch nicht zur Schule ging, war er diesbezüglich nicht wirklich auf dem Laufenden. Vielleicht hatten sie das Hitzefrei im Zuge der Klimaverschiebung ja neu definiert. Mit neuen Richtwerten und neuen Regeln. Oder aber sie hatten es gleich ganz abgeschafft, so wie die Probealarme, die er als Junge so sehr gehasst hatte. Er blinzelte in den gleißend blauen Himmel hinauf. Damals in den Siebzigern, zu Zeiten des Kalten Krieges, hatten ständig irgendwelche Sirenen geheult. Zumindest kam es ihm rückblickend so vor. Fliegeralarm. ABC-Alarm. Dazu dieser widerliche lang gezogene Ton, der Entwarnung bedeutete. Und Anti-Terror-Übungen hatte es auch gegeben. Schon in der Grundschule. Dabei hatten sie sich alle in eine Ecke des Klassenzimmers kauern müssen, die Köpfe zwischen die Knie gebeugt und die schweißnassen Hände schützend in den Nacken gelegt. Ziemlich sinnlos eigentlich, dachte er. Aber immerhin hat man versucht, uns vorzubereiten. Für den Fall, dass die RAF auf die Idee kommt, unsere Schule zu überfallen und uns als Geiseln zu nehmen. Und auch darauf, dass einer in Moskau oder Washington versehentlich auf den falschen Knopf drückt.
    Seltsamerweise schien man ausgerechnet heute, in Zeiten von Kofferbombern und Al Qaida, beschlossen zu haben, auf solche Vorsichtsmaßnahmen verzichten zu können. Verhoeven drückte gegen das Holz der Tür, die nur angelehnt war. Gab es die Sirenen seiner Kindheit überhaupt noch?  Rosteten sie still und leise vor sich hin, versteckt auf den Dächern, hinter irgendwelchen Schornsteinen? Oder hatte man sie demontiert, weil man erkannt hatte, dass den Problemen der modernen Welt nicht mit Probealarmen beizukommen war? Er schüttelte den Kopf. Auf was für Gedanken man kam, wenn man mal für ein paar Minuten raus war aus der Hektik des Alltags!
    „Hallo?“
    „Hier!“, antwortete eine Männerstimme. Gleich darauf trat ihm aus dem Dunkel der Hütte ein weiterer Uniformierter

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