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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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ein so banales Thema wählte. „Tja, wie’s scheint schlagen die Medikamente ganz gut an. Allerdings musste ich ihn isolieren.“
    „Wegen des Ausschlags?“
    „Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Da Ponte hat ihn gebissen. Die beiden verstehen sich schon unter normalen Umständen nicht besonders, aber jetzt, wo Papageno so schwach ist, eskaliert die Sache.“
    „Aha.“ Er nickte langsam und sinnend vor sich hin, und sie konnte an seinem Gesicht ablesen, was er dachte. Da Ponte. Papageno … „Mögen Sie Mozart?“
    Sie schluckte und wartete darauf, von irgendwoher Clara Haskil zu hören. Aber ihre Erinnerungen schwiegen. Gott sei Dank schwiegen sie. „Nein.“
    „Nicht?“
    „Ich hasse klassische Musik.“
    Er nickte abermals, verwirrt wie ihr schien, und ihr fiel ein, dass sie ihm genau dasselbe schon einmal geantwortet hatte. Dass sie klassische Musik hasse. Obwohl das gar nicht stimmte. Irgendwann muss ich ihm das sagen, dachte sie. Irgendwann muss ich aufhören, ihn zu belügen.
    „Und wer …“ Verhoeven stutzte. „Oder was ist Da Ponte?“
    „Makropodus opercularis.“ Endlich wieder eine Antwort, aus der ihr keine Schwierigkeiten erwachsen konnten!
    „Ein was?“
    „Paradiesfischmännchen.“
    „Aha.“ Er runzelte die Stirn. „Und gibt es auch ein Paradiesfischweibchen?“
    „Despina“, antwortete sie hastig. „Die beiden leben monogam, was ganz und gar nicht selbstverständlich ist bei dieser Art.“
    Sein Blick glitt zum Telefon, wo das Fläschchen mit Papagenos Medizin gestanden hatte, und für einen flüchtigen Moment hatte Winnie den Eindruck, dass er Zeit gewinnen wollte. Dass er sich davor fürchtete, nach Hause zu gehen. Zurückzukehren in sein Bilderbuchzuhause, zu seiner eleganten Frau und seiner gesunden Tochter.  „Und haben Sie auch noch andere … Arten?“
    „Zwergfadenfische.“ Sie hob entschuldigend die Achseln. „Die sind schön verträglich und machen keinen Ärger.“
    Verhoeven schenkte ihr ein mild-nachsichtiges Lächeln, das vermutlich in erster Linie auf der Tatsache gründete, dass er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie ein Aqua rienfisch „Ärger machen“ sollte.
    Dann griff er nach dem zweiten von Lilli Dahls Briefen, dem letzten:
     
     
    19. Juli 2007
     
    Liebe Welt da draußen,
     
    ich habe mir durchgelesen, was ich beim letzten Mal geschrieben habe, und wenn ich es mir so mit Abstand betrachte, scheint es mir doch irgendwie gefährlich zu sein … 
    Nicht, dass ich glauben würde, dass sie mich noch drankriegen deswegen, das nicht, aber die Erinnerungen an meine Mädchen gehören zu den Dingen, die man am besten ganz weit von sich wegschiebt.
    Dr. Möhlich sagte einmal zu mir, dass manches von dem, was wir erleben, einfach zu schrecklich ist, um es sich zu merken, und dass der Verstand dann Mechanismen entwickelt, um das Belastende auszublenden. Das, was meine Mutter gemacht hat, zum Beispiel. Oder eben das mit Edd diesen beiden Mädchen …
    Eigentlich sollte ich diesen letzten Brief wohl vernichten, aber das bringe ich nicht über mich, wenn ich bedenke, was es mich allein für Nerven gekostet hat, das Papier dafür aufzutreiben. Wirklich, ich zucke immer noch zusammen, wenn Jasper eins von seinen Heften hervor nimmt, um irgendeine blöde Ausgabe einzutragen. Und dann Papier zerreißen? Nee!!! Das mache ich nicht ...
    Aber ich weiß einen Ort, wo der Brief sicher ist, und da bringe ich ihn jetzt hin. Und diesen hier, den nehme ich am besten auch gleich mit, ich kann mir ja vorstellen, ich trage sie zur Post – das klingt auch so schön normal. Und am Ende ist ja doch alles nur ein Spiel, das Leben meine ich, nicht wahr?
     
    Hören am Dienstag wieder voneinander, versprochen,
    Lilli
     
     
     
     

EPILOG
     
     
    Winnie Heller klopfte sich ein wenig lockere Erde von den Händen und blickte zufrieden auf den Grabstein hinunter, vor den sie Ysander und einen hellgelben Rosenbusch gepflanzt hatte.
    „Du hast sie doch nicht alle beisammen, dein sauer verdientes Geld in einen Grabstein für zwei überführte Mörder zu investieren “, hatte Lübke gesagt, als er zufällig mitbekommen hatte, wie sie mit einem Steinmetz telefonierte. „Teufel noch mal, Mädchen da musst du aber höllisch vorsichtig sein, von wegen der persönlichen Komponente, das ist gefährlich, wenn du das nicht mehr trennen kannst, Arbeit und privat …“
    Aber sie hatte sich nicht dreinreden lassen und den Stein gekauft.
    Den Stein und auch das Kleid, von

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