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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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mit«, sagte Dunworthy zu Colin, denn ihm lag daran, fort zu sein, bevor noch jemand kam. Er hielt den Schirm so, daß er auch Colin Schutz gewährte, gab aber bald auf, weil Colin entweder vorauslief und dabei in jede Pfütze patschte, oder zurückblieb, um in Schaufenster zu sehen oder gestrandete Regenwürmer vom Pflaster aufzusammeln und unter die Sträucher der Vorgärten zu schlenkern.
    Die Straßen lagen menschenleer, doch ob es eine Folge der Quarantäne war oder an der frühen Stunde lag, vermochte Dunworthy nicht zu sagen. Vielleicht schlafen sie alle, dachte er, und wir können hineinschlüpfen und gleich zu Bett gehen.
    »Ich dachte, es wäre mehr los«, sagte Colin enttäuscht. »Sirenen und Krankenwagen und alles.«
    »Und Leichenkarren, die mit dem Ruf ›Bringt eure Toten heraus!‹ durch die Straßen gezogen werden?« sagte Dunworthy. »Du hättest mit Kivrin gehen sollen.
    Im Mittelalter war Quarantäne viel aufregender als dieses sein wird, mit nur vier Erkrankungsfällen und einem Impfserum, das schon von den Vereinigten Staaten eingeflogen wird.«
    »Wer ist Kivrin?« fragte Colin. »Ihre Tochter?«
    »Sie ist eine Studentin von mir. Sie ist gerade ins Jahr 1320 gegangen.«
    »Zeitreise? – Apokalyptisch!«
    Sie bogen um die Ecke der Broad Street. »Das Mittelalter«, sagte Colin. »Das ist Napoleon, nicht? Trafalgar und das alles?«
    »Es ist der Hundertjährige Krieg«, sagte Dunworthy, und Colin schaute verständnislos. Was brachten sie den Kindern heutzutage in den Schulen bei? »Ritter und Damen und Burgen.«
    »Die Kreuzzüge?«
    »Die Kreuzzüge waren ein bißchen früher.«
    »Dahin möchte ich gern. In die Zeit der Kreuzzüge.«
    Sie erreichten das Tor vom Balliol College. »Still jetzt«, sagte Dunworthy. »Alle werden schlafen.«
    Im Pförtnerhäuschen war niemand, und der vordere Hof lag menschenleer. In der Halle waren Lichter an, wahrscheinlich frühstückten die Schellenläuter, aber im Salvin und im Klubzimmer des Lehrkörpers war alles dunkel. Wenn sie ungesehen die Treppe hinaufkämen und ohne daß Colin plötzlich verkündete, er habe Hunger, könnten sie es ungefährdet zu seinen Räumen schaffen.
    »Pst«, sagte er, rückwärts zu Colin gewandt, der auf dem Hof stehengeblieben war, um den Kaugummi herauszunehmen und seine Farbe zu untersuchen, die jetzt der eines frischen Blutergusses glich. »Wir wollen nicht alle wecken«, sagte er, den Finger an den Lippen, wandte sich um und sah sich einem Paar gegenüber, das gerade aus dem Durchgang kam.
    Beide trugen Regenmäntel, und bevor sie auf den Hof herauskamen, umarmte der junge Mann seine Partnerin, ohne Dunworthys Annäherung zu beachten, aber das junge Mädchen machte sich los und sah ängstlich und verlegen aus. Sie hatte kurzes rotes Haar und trug eine Schwesternuniform unter ihrem Regenmantel. Der junge Mann war William Gaddson.
    »Ihr Benehmen ist der Zeit und dem Ort unangemessen«, sagte Dunworthy streng. »Öffentlich Schaustellungen von Zärtlichkeit sind im College strikt untersagt. Sie sind auch unklug, da Ihre Mutter jeden Augenblick eintreffen kann.«
    »Meine Mutter?« Seine Bestürzung schien nicht geringer als Dunworthys gewesen war, als er sie mit dem Koffer durch den Korridor hatte kommen sehen. »Hier? In Oxford? Was macht sie hier? Ich dachte, wir stünden unter Quarantäne.«
    »So ist es, aber Mutterliebe kennt keine Grenzen. Sie sorgt sich um Ihre Gesundheit, was auch ich tue, in Anbetracht der Umstände.« Er sah William und das junge Mädchen stirnrunzelnd an. »Ich schlage vor, Sie begleiten Ihre Mittäterin nach Hause und treffen dann Vorbereitungen für die Ankunft Ihrer Mutter.«
    »Vorbereitungen?« sagte er schreckerfüllt. »Sie meinen, sie wird bleiben?«
    »Es bleibt ihr nichts anderes übrig, fürchte ich. Wir stehen unter Quarantäne.«
    Im Treppenhaus ging das Licht an, und gleich darauf kam Finch heraus. »Gott sei Dank, daß Sie hier sind, Mr. Dunworthy!«
    Er hatte ein Bündel farbiger Papiere in der Hand, mit dem er Dunworthy zuwinkte. »Das Gesundheitsamt hat uns gerade weitere dreißig zurückgehaltene Personen geschickt. Ich erklärte, daß wir keinen Platz mehr haben, aber sie wollten nicht auf mich hören, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Wir haben einfach nicht die notwendigen Vorräte für all diese Menschen.«
    »Toilettenpapier«, sagte Dunworthy.
    »Ja!« bekräftigte Finch. »Und Lebensmittelvorräte.
    Allein heute morgen ist die Hälfte unserer Vorräte an Speck und

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