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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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ich Sie einen Moment unter vier Augen sprechen, Mrs. Taylor?« Er führte sie in den Korridor hinaus. »Konnten Sie Ihr Konzert in Ely absagen?«
    »Ja. Und in Norwich. Die Leute waren sehr verständnisvoll.« Sie beugte sich mit besorgtem Ausdruck näher. »Trifft es zu, daß es Cholera ist?«
    Dunworthy starrte sie an. »Cholera?«
    »Eine der Frauen, die unten am Bahnhof war, sagte, es sei die Cholera. Jemand habe sie aus Indien eingeschleppt, und die Leute fielen auf der Straße um und stürben wie die Fliegen.«
    Anscheinend war es nicht ein guter Nachtschlaf gewesen, sondern die nackte Angst, welche die Änderung in ihrem Verhalten bewirkt hatte. Wenn er ihr erzählte, daß es nur vier Fälle gab, würde sie sehr wahrscheinlich verlangen, sofort mit einem Bus nach Ely gebracht zu werden.
    »Der Krankheitserreger ist anscheinend ein Myxovirus«, sagte er vorsichtig. »Wann ist Ihre Gruppe nach England gekommen?«
    Ihre Augen weiteten sich. »Sie meinen, wir hätten die Krankheit eingeschleppt? Wir waren nicht in Indien.«
    »Es besteht die Möglichkeit, daß es der gleiche Myxovirus ist, wie er aus South Carolina gemeldet wurde. Gibt es in Ihrer Gruppe Mitglieder, die von dort kommen?«
    »Nein«, sagte sie. »Wir sind alle aus Colorado, bis auf Mrs. Piantini. Sie ist aus Wyoming. Und keine von uns ist krank gewesen.«
    »Wie lange sind Sie schon in England?«
    »Drei Wochen. Wir haben alle traditionellen Domkapitel besucht und Schellenkonzerte gegeben. Das sind Handglocken«, fügte sie erklärend hinzu. »Wir gaben ein Bostoner Wechselgeläute auf sieben Glocken in St. Katherine, und einen Zapfenstreich mit drei von den Schellenläutern aus Bury St. Edmunds, aber das waren natürlich keine neuen Glockenspiele. Ein Moll-Dreiklang wie die Chicagoer Überraschung…«
    »Und Sie sind alle gestern morgen in Oxford eingetroffen?«
    »Ja.«
    »Niemand von Ihnen kam schon früher, um etwas zu besichtigen oder Freunde zu besuchen?«
    »Nein«, sagte sie, und es klang schockiert. »Wir sind auf Tournee, Mr. Dunworthy, nicht auf einer Urlaubsreise.«
    »Und Sie sagten, daß keine der Damen Ihrer Gruppe krank gewesen ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir können es uns nicht leisten, krank zu werden. Wir sind nur sieben.«
    »Ich bedanke mich für Ihre Hilfe«, sagte Dunworthy und schickte sie zurück in den Clubraum.
    Er rief Mary an, die nicht zu finden war, hinterließ eine Botschaft und machte die Anrufe, die Finch auf seiner Liste mit Sternchen versehen hatte. Er rief im Andrews College, im Jesus College und in St. Mary an, ohne durchzukommen, und auch sein Anruf bei Mr. Basingames Sekretärin blieb ohne Erfolg. Er legte auf, wartete fünf Minuten lang und fing von vorn an. Während einer der Pausen rief Mary an.
    »Warum sind Sie noch nicht im Bett?« fragte sie. »Sie sehen erschöpft aus.«
    »Ich habe die Schellenläuter befragt«, sagte er. »Sie sind seit drei Wochen hier in England. Keine von ihnen kam vor gestern nachmittag nach Oxford, und keine ist krank. Soll ich in die Klinik zurückkommen und mit Badri sprechen?«
    »Es wird nichts nützen, fürchte ich. Er ist nicht bei klarem Verstand.«
    »Ich versuche beim Jesus College durchzukommen und zu erfahren, was sie dort von seinem Umgang und seinen Lebensgewohnheiten wissen.«
    »Gut«, sagte sie. »Fragen Sie auch seine Vermieterin. Und legen Sie sich aufs Ohr. Ich möchte nicht, daß Sie auch krank werden.« Sie machte eine Pause. »Wir haben sechs weitere Fälle.«
    »Jemand aus South Carolina?«
    »Nein. Und niemand, der nicht mit Badri in Berührung gekommen sein konnte. Also ist er noch immer die Schlüsselfigur. Ist Colin bei Ihnen?«
    »Er frühstückt«, sagte er. »Es geht ihm gut. Sorgen Sie sich nicht um ihn.«
    Er kam erst nach halb zwei am Nachmittag ins Bett. Zwei Stunden benötigte er allein, um alle mit Sternchen versehenen Namen auf Finchs Liste zu erreichen, und eine weitere Stunde, um zu entdecken, wo Badri wohnte. Seine Vermieterin war nicht zu Hause, und als Dunworthy zurückkam, bestand Finch darauf, die gesamte Inventarliste der Vorräte mit ihm durchzugehen.
    Schließlich entfloh Dunworthy mit dem Versprechen, die Gesundheitsbehörde anzurufen und zusätzliche Lebensmittel und Toilettenpapier für die einquartierten Personen zu verlangen.
    Colin lag zusammengerollt auf der Polsterbank am Fenster und hatte sich mit einem Laborkittel zugedeckt, der, bedingt durch den Rückenschlitz, nicht einmal seine Beine bedeckte. Dunworthy nahm

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