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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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über seine Abenteuer. Er war mitten in der Nacht in Oxford herumgelaufen, oder vielleicht hatte er weitere Taxis genommen oder ein zusammenklappbares Fahrrad aus seiner Tasche gezogen, ganz allein in einer kalten und regnerischen Winternacht, und er fand nicht einmal etwas dabei.
    Kivrin konnte für sich selbst aufkommen. Wenn das Dorf nicht war, wo es sein sollte, würde sie gehen, bis sie es gefunden hätte, oder ein Taxi nehmen, oder sich irgendwo hinlegen, mit dem zusammengefalteten Umhang als Kopfkissen, und den furchtlosen Schlaf der Jugend schlafen.
    Mary kam herein. »Beide waren gestern bei einer Tanzveranstaltung in Headington«, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
    »Auch Badri war dort«, flüsterte Dunworthy zurück.
    »Ich weiß. Sie waren dort von neun bis zwei, was auf eine Inkubationszeit von fünfundzwanzig bis dreißig Stunden hinausläuft, wenn Badri derjenige war, der sie infizierte.«
    »Sie meinen, er war es nicht?«
    »Ich halte es für wahrscheinlicher, daß alle drei von derselben Person infiziert wurden.«
    »Ein Überträger?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Im allgemeinen tragen die Leute keine Myxoviren mit sich herum, ohne selbst daran zu erkranken, aber er oder sie könnte eine nur leichte Manifestation gehabt oder die Symptome ignoriert haben.«
    Dunworthy dachte, wie Badri an der Konsole zusammengebrochen war, und fragte sich, wie es möglich sei, die Symptome zu ignorieren.
    »Und wenn diese Person«, fuhr Mary fort, »vor vier Tagen in South Carolina war…«
    »Dann haben Sie Ihre Verbindung mit dem amerikanischen Virus.«
    »Und Sie können aufhören, sich um Kivrin zu sorgen. Sie war nicht zum Tanzen in Headington«, sagte sie. »Natürlich ist die Verbindung wahrscheinlicher über mehrere Bindeglieder zustandegekommen.«
    Sie runzelte die Stirn, und Dunworthy wußte, woran sie dachte. Mehrere Bindeglieder, die nicht in ein Krankenhaus eingeliefert wurden und vielleicht nicht einmal einen Arzt gerufen hatten. Mehrere Bindeglieder, die womöglich alle ihre Krankheitssymptome ignoriert hatten.
    »Ihre Schellenläuter«, sagte Mary. »Wann sind sie in England angekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber sie kamen erst heute nachmittag in Oxford an, nachdem Badri am Netz war.«
    »Fragen Sie sie trotzdem. Wann sie landeten, wo sie waren, ob jemand von ihnen krank geworden ist. Die eine oder andere von ihnen könnte Verwandte in Oxford haben und vor den anderen gekommen sein. Haben Sie amerikanische Studenten im College?«
    »Nein. Montoya ist Amerikanerin.«
    »Daran hatte ich nicht gedacht. Seit wann ist sie hier?«
    »Das ganze Semester. Aber sie könnte mit Besuchern aus Amerika zusammengekommen sein.«
    »Ich werde sie fragen, wenn sie zur Blutentnahme kommt«, sagte sie. »Und Sie fragen bitte Badri nach irgendwelchen amerikanischen Bekanntschaften, oder Studenten, die im Austausch in den Staaten waren.«
    »Er schläft.«
    »Das sollten Sie auch tun«, sagte sie. »Natürlich nicht jetzt.« Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Aber es ist nicht nötig, bis sieben zu warten. Ich werde jemanden hereinschicken, um die Blutproben zu nehmen, und dann können Sie nach Hause gehen und schlafen.« Sie nahm sein Handgelenk und sah auf die Uhr. »Unwohlsein? Frösteln?«
    »Nein.«
    »Kopfschmerzen?«
    »Ja.«
    »Das ist ein Zeichen von Erschöpfung.« Sie ließ sein Handgelenk los. »Ich werde gleich jemanden schicken.« Sie stand auf und blickte zu Colin, der ausgestreckt am Boden schlief. »Ihn müssen wir auch untersuchen. Seit er hier in der Klinik ist, besteht ein Infektionsrisiko.«
    Colin schlief mit offenem Mund, aber der Kaugummi steckte fest in seiner Wange. »Wie soll es mit Ihrem Neffen weitergehen?« fragte Dunworthy. »Sie werden jetzt wenig Zeit für ihn haben. Soll ich ihn zum Balliol College mitnehmen?«
    Sie sah ihn erleichtert und dankbar an. »Würden Sie das tun? Es ist mir sehr unangenehm, Sie mit ihm zu belasten, aber ich werde kaum nach Haus kommen, bis wir diese Geschichte unter Kontrolle haben.« Sie seufzte. »Armer Junge. Ich hoffe, sein Weihnachten wird nicht ganz verpfuscht sein.«
    »Ich würde mir deswegen nicht zu viele Sorgen machen«, sagte Dunworthy.
    »Nun, ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagte sie. »Und ich werde mich gleich um die Blutentnahmen kümmern.«
    Sie ging. Colin setzte sich sofort aufrecht.
    »Was für Blutentnahmen?« fragte er. »Bedeutet das, daß ich das Virus kriegen könnte?«
    »Ich hoffe nicht«, sagte Dunworthy. Er mußte an Badris

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