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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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unverheiratete Jungfrau halten, trotz Imeynes Reden über Ehebrecherinnen). Ich weiß nicht, ob meine eigenen Kleider unpassend oder einfach zu schön waren, um jeden Tag getragen zu werden. Eliwys sagte nichts. Sie und Imeyne halfen mir beim Ankleiden. Ich wollte fragen, ob ich mich waschen könne, bevor ich die neuen Kleider anlegte, möchte aber alles vermeiden, was Imeyne noch argwöhnischer machen kann.
    Sie beobachtete mich beim Binden des Kopftuches und beim Anziehen der Schuhe und behielt mich während der ganzen Mahlzeit im Auge. Ich saß zwischen den Mädchen und teilte ein Schneidbrett mit ihnen. Der Verwalter wurde ans Ende der Tafel verbannt, und Maisry war nicht zu sehen. Nach Mr. Latimers Feststellungen pflegte der Priester der Pfarrei am Tisch des Grundherren zu essen, aber Frau Imeyne schätzt wahrscheinlich auch Pater Roches Tischsitten nicht.
    Es gab Fleisch, ich glaube Wild, und Brot. Das Wildbret schmeckte nach Zimt, Salz und längerer Lagerung, und das Brot war steinhart, aber es war besser als Gerstengrütze, und ich glaube nicht, daß ich gegen die Tischsitten verstieß.
    Andererseits ist mir klar, daß ich die ganze Zeit Fehler machen muß, und sie sind es, die Frau Imeyne so mißtrauisch machen. Meine Kleider, meine Hände, wahrscheinlich auch mein Satzbau sind ein wenig (oder nicht nur ein wenig) abweichend von der Norm dieser Zeit, und alles zusammen läßt mich ausländisch, eigenartig und verdächtig erscheinen.
    Eliwys ist zu sehr in Sorge um ihren Mann und sein Gerichtsverfahren, um meine Fehler zu bemerken, und die Mädchen sind zu jung. Imeyne aber bemerkt alles und legt wahrscheinlich eine Liste wie jene an, die sie von den Fehlern Pater Roche zusammengestellt hat. Es ist ein Glück, daß ich mich nicht als Isabel de Beauvrier ausgab. Sie wäre selbst nach Yorkshire geritten, Winter oder nicht, nur um mich zu überführen.
    Gawyn kam nach dem Abendessen herein. Maisry, die schließlich mit einem feuerroten Ohr und einer hölzernen Schale Bier hereingeschlüpft war, hatte die Bänke zur Herdstelle gezogen und mehrere Scheite harzreiches Kiefernholz ins Feuer gelegt, und die Frauen nähten in seinem gelben, flackernden Licht.
    Gawyn hängte seinen Umhang und die Mütze in den Durchgang neben der inneren Schutzwand. Anscheinend war er gerade von einem Ausritt zurückgekehrt, und zuerst bemerkte ihn niemand. Rosemund saß über ihre Stickerei gebeugt, Agnes schob ihren Karren mit dem hölzernen Ritter darin hin und her, und Eliwys sprach mit Imeyne über den kranken Häusler, dessen Zustand offenbar nicht sehr gut ist. Der Rauch vom Feuer zog in meine Richtung und schmerzte in den Bronchien, und um nicht husten zu müssen, wandte ich den Kopf weg und sah Gawyn neben dem Durchgang stehen und zu Eliwys blicken.
    Kurz darauf fuhr Agnes mit ihrem Karren gegen Imeynes Fuß, und die alte Frau sagte ihr, sie sei des Teufels eigenes Kind, und Gawyn kam in die Diele. Ich schlug den Blick nieder und hoffte, er werde mich ansprechen.
    Das tat er, nachdem er vor meinem Platz das Knie gebeugt hatte. »Gnädiges Fräulein«, sagte er, »ich bin froh, Euch wiederhergestellt zu sehen.«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich darauf sagen sollte oder ob eine Erwiderung überhaupt schicklich war. So beugte ich den Kopf tiefer und schwieg.
    »Ich hörte, daß Ihr Euch nicht an die Angreifer erinnert, Fräulein Katherine. Ist es so?«
    »Ja«, murmelte ich.
    »Noch an Eure Diener, und wohin sie geflohen sein mögen?«
    Ich schüttelte den Kopf, den Blick niedergeschlagen.
    Er wandte sich zu Eliwys. »Ich habe Neuigkeit von den Räubern, Eliwys. Ich habe ihre Fährte gefunden. Es waren viele von ihnen, und sie hatten Pferde.«
    Ich hatte befürchtet, er würde sagen, daß er irgendeinen armen Bauern beim Holzsammeln gefangen und aufgehängt habe.
    »Ich bitte um Erlaubnis, sie zu verfolgen und Fräulein Katherine zu rächen«, sagte er, zu Eliwys gewandt.
    Eliwys sah unbehaglich und wachsam aus. Ich hatte diesen Ausdruck vorher schon bei ihr gesehen, wenn er gekommen war. »Mein Mann bat uns, hierzubleiben, bis er kommt«, sagte sie, »und er bat dich, zu unserem Schutz bei uns zu bleiben.«
    »Du hast noch nicht gegessen«, sagte Frau Imeyne in einem Ton, der die Angelegenheit erledigte.
    »Ich danke Euch für Eure Freundlichkeit, Gawyn«, sagte ich schnell, bevor er sich abwandte. »Ich weiß, daß Ihr es wart, der mich im Wald fand.« Ich holte Atem und hustete. »Wollt Ihr mir bitte sagen, an welcher Stelle

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