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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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sind Postsendungen keine Leute, nicht, also können sie nicht ansteckend sein. Wohin wird sie gebracht, in den Speisesaal?«
    »Wer?«
    »Die Post.«
    »Zum Pförtnerhaus«, sagte Dunworthy, schon vertieft in den Bericht über Badri. Am Dienstagabend war er vom Balliol College zurück zum Netz gegangen. Finch hatte um zwei Uhr mit ihm gesprochen, als er gefragt hatte, wo Mr. Dunworthy sei, und noch einmal kurz vor drei, als Badri ihm die Notiz gegeben hatte. Irgendwann zwischen zwei und drei hatte John Yi, ein Student im sechsten Semester, ihn über den Hof zum Laboratorium gehen sehen, anscheinend auf der Suche nach jemandem.
    Um drei hatte der Portier vom Brasenose College Badris Ankunft eingetragen. Er hatte bis halb acht am Netz gearbeitet und war dann nach Hause gegangen, um sich für die Tanzveranstaltung umzuziehen.
    Dunworthy rief Latimer an. »Wann waren Sie Dienstagnachmittag am Netz?«
    Aus dem Bildschirm zwinkerte er Dunworthy verwirrt an. »Dienstag?« Er blickte umher, als hätte er etwas verlegt. »War das gestern?«
    »Am Tag vor dem Absetzen«, antwortete Dunworthy. »Sie gingen am Nachmittag in die Bodleian-Bibliothek.«
    Er nickte. »Richtig. Ich überprüfte verschiedene Wendungen, die sie gebrauchen wollte. Zum Beispiel: ›Helft mir, denn ich bin von Räubern überfallen worden.‹«
    Dunworthy vermutete, daß er mit »sie« Kivrin meinte. »Sind Sie in der Bibliothek oder im Brasenose mit Kivrin zusammengekommen?«
    Er rieb sich grübelnd das Kinn. »Wir mußten bis spät am Abend arbeiten, um eine Entscheidung über die geeignete Form der Pronomen zu finden. Der Verfall der pronominalen Beugung war um 1300 schon fortgeschritten, aber noch nicht vollständig. Außerdem waren die hier gebräuchlichen Dialektformen zu berücksichtigen.«
    »Kam Kivrin zum Netz, um Sie zu sprechen?«
    »Zum Netz?«
    »Zum Laboratorium im Brasenose«, sagte Dunworthy ungeduldig.
    »Brasenose? Die Christmette findet nicht im Brasenose statt, nicht wahr?«
    »Die Christmette?«
    »Der Vikar bat mich, das Dankgebet zu lesen«, sagte Latimer. »Wird sie im Brasenose gehalten?«
    »Nein. Sie kamen am Dienstagnachmittag mit Kivrin zusammen, um an ihrer sprachlichen Vervollkommnung zu arbeiten. Wo trafen Sie mit ihr zusammen?«
    »Das Wort ›Räuber‹ ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Ursprünglich wohl roubari, entwickelte es verschiedene landschaftlich bedingte Formen…«
    Es war zwecklos. »Die Christmette findet um sieben in St. Mary statt«, sagte er und legte auf.
    Er rief den Pförtner vom Brasenose College an, der noch immer mit dem Aufputzen seines Weihnachtsbaumes beschäftigt war, und ließ ihn nachsehen, ob er Kivrin eingetragen hatte. Sie war am Dienstagnachmittag nicht dort gewesen.
    Er gab die Kontaktlisten in die Konsole ein und fügte die Ergänzungen aus Williams Bericht hinzu. Kivrin hatte Badri am Dienstag nicht gesehen. Dienstagfrüh war sie in der Klinik gewesen und dann bei Dunworthy. Den Nachmittag hatte sie bei Latimer verbracht, und Badri mußte zur Tanzveranstaltung nach Headington gefahren sein, bevor die beiden die Bodleian-Bibliothek verließen. Am Montag war sie von drei Uhr an in der Klinik gewesen, aber zwischen zwölf und halb drei konnte sie an diesem Tag mit Badri zusammengetroffen sein, weil für diesen Zeitraum keine Beobachtung vorlag.
    Er überflog noch einmal die Kontaktlisten, die sie ausgefüllt hatten. Montoyas war nur ein paar Zeilen lang. Sie hatte ihre Kontaktpersonen vom Mittwochvormittag eingetragen, aber keine für Montag und Dienstag, und Information über Badri fehlte ganz. Er fragte sich, warum, dann erinnerte er sich, daß sie erst hereingekommen war, nachdem Mary die Instruktionen zum Ausfüllen der Formblätter gegeben hatte.
    Vielleicht hatte Montoya den Techniker vor dem Mittwochmorgen gesehen, oder wußte, wo er am Montag zwischen zwölf und halb drei gewesen war.
    »Hat Mrs. Montoya dir ihre Telefonnummer gesagt, als sie anrief?« fragte er Colin. Es gab keine Antwort. Er blickte auf. »Colin?«
    Er war nicht im Schlafzimmer, auch nicht im Wohnzimmer, obwohl seine Tasche am Boden lag und ihr Inhalt über den Teppich verstreut war.
    Er suchte Montoyas Nummer im Brasenose College heraus und rief an, ohne eine Antwort zu erwarten. Wenn sie noch immer auf der Suche nach Basingame war, bedeutet es, daß sie nicht die Erlaubnis erhalten hatte, zu ihrer Ausgrabungsstätte hinauszufahren. Dann war sie jetzt zweifellos beim Gesundheitsamt oder bei der Behörde

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