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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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für Denkmalschutz, um sie zu überreden, den Ausgrabungsort zu einer Stätte »von unersetzlichem Wert« zu erklären.
    Er zog sich an und ging hinüber zum Speisesaal, um Colin zu suchen. Es regnete nach wie vor, der Himmel war von dem gleichen trüben Grau wie die Pflastersteine und die Rinde der Birken. Er hoffte, daß die Schellenläuter und Zwangseinquartierten frühzeitig gefrühstückt haben und wieder in die ihnen zugewiesenen Räume gegangen sein würden, aber es war eine übertriebene Hoffnung. Er war noch auf dem Hof, als er schon das hohe Stimmengewirr hörte.
    »Gott sei Dank, daß Sie da sind, Sir«, sagte Finch, der ihn an der Tür empfing. »Gerade rief das Gesundheitsamt an. Wir sollen weitere zwanzig Personen aufnehmen.«
    »Sagen Sie ihnen, daß wir nicht können«, sagte Dunworthy. Er überblickte die Menge. »Wir haben Anweisung, Kontakt mit infizierten Personen zu meiden. Haben Sie Dr. Ahrens’ Neffen gesehen?«
    »Er war gerade hier«, sagte Finch. Er spähte über die Köpfe der Frauen hinweg, aber Dunworthy hatte den Jungen bereits ausgemacht. Er stand am Ende der Tafel, an der die Schellenläuter saßen, und bestrich mehrere Scheiben Toast mit Butter.
    Dunworthy arbeitete sich zu ihm durch. »Sagte Mrs. Montoya, wo sie zu erreichen ist, als sie anrief?«
    »Die mit dem Fahrrad?« fragte Colin. Er war damit beschäftigt, Marmelade auf die Toastscheiben zu streichen.
    »Ja.«
    »Nein, sie sagte nichts.«
    »Möchten Sie Frühstück, Sir?« fragte Finch. »Ich fürchte, Spiegeleier und Speck gibt es nicht, und mit der Marmelade geht es auch bald zu Ende…« – er funkelte Colin an –, »aber es gibt Haferbrei und…«
    »Bloß Tee«, sagte Dunworthy. »Sie erwähnte auch nicht, von wo sie anrief?«
    »So setzen Sie sich doch«, sagte Mrs. Taylor. »Ich wollte mit Ihnen über unser Programm sprechen.«
    »Was genau sagte Mrs. Montoya?« drängte Dunworthy.
    »Daß kein Mensch sich einen Teufel darum schert, ob ihre Ausgrabung zerstört wird und eine unschätzbare Verbindung mit der Vergangenheit verlorengeht, und wie jemand auf die Idee kommen kann, mitten im Winter angeln zu gehen«, sagte Colin. Er kratzte Marmelade von den Seiten der Schüssel.
    »Mit dem Tee ist auch bald Schluß«, sagte Finch, als er kam und Dunworthy eine Tasse sehr blassen Tees einschenkte.
    Dunworthy setzte sich. »Möchtest du Kakao, Colin? Oder ein Glas Milch?«
    »Milch ist fast keine mehr da«, sagte Finch.
    »Ich brauche nichts, danke«, sagte Colin und legte immer zwei Scheiben Marmeladentoast aufeinander. »Die nehme ich mit zum Tor und warte dort auf die Post.«
    »Der Vikar rief an«, sagte Finch. »Ich soll Ihnen ausrichten, daß Sie erst um halb sieben dort zu sein brauchen, um die Gottesdienstordnung durchzugehen.«
    »Soll die Christmette trotz der Quarantäne gehalten werden?« fragte Dunworthy. »Man sollte meinen, daß unter den Umständen niemand kommen würde.«
    »Er sagte, der ökumenische Ausschuß habe dafür gestimmt, sie auf jeden Fall zu halten, ungeachtet der gegenwärtigen Situation.« Finch goß einen Viertel Teelöffel Milch in den blassen Tee und stellte ihm die Tasse hin. »Er meinte, wenn sie wie gewöhnlich weitermachten, würde es die Moral der Menschen stärken.«
    »Wir werden mehrere Stücke für die Handglocken aufführen«, sagte Mrs. Taylor. »Es ist natürlich kaum ein Ersatz für ein weihnachtliches Glockenspiel, aber doch sehr hörenswert. Übrigens wird der Pfarrer der Heiligen Reformierten Kirche aus der Messe in Zeiten der Pestilenz lesen.«
    »Ah«, sagte Dunworthy, »das sollte freilich helfen, die Moral zu stärken.«
    »Muß ich mitgehen?« fragte Colin.
    »Er hat bei diesem Wetter draußen nichts verloren«, sagte Mrs. Gaddson, die wie eine Harpyie mit einer großen Schüssel grauen Haferbreies erschien, die sie Colin vorsetzte. »Außerdem kann man den Jungen nicht in einer zugigen Kirche den Krankheitskeimen aussetzen. Es ist besser, er bleibt während des Gottesdienstes hier bei mir.« Sie stieß ihm einen Stuhl in die Kniekehlen. »Setz dich hin und iß deinen Haferbrei.«
    Colin blickte flehentlich zu Dunworthy auf.
    »Colin, ich vergaß Mrs. Montoyas Telefonnummer auf meinem Schreibtisch«, sagte Dunworthy. »Würdest du sie mir holen?«
    »Ja!« sagte Colin, nahm seine Toastscheiben und sauste wie der Blitz davon.
    »Wenn dieses Kind die indische Grippe bekommt«, sagte Mrs. Gaddson, »werden Sie sich hoffentlich daran erinnern, daß Sie es waren, der ihn in

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