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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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gibt eine Quelle, und wir werden sie finden.«
    »Und was soll inzwischen mit Kivrin geschehen? Wie, wenn die Quelle bis zum Rückholtermin nicht gefunden wird? Kivrin soll am 6. Januar zurückkommen. Werden Sie die Quelle bis dahin gefunden haben?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie müde. »Vielleicht mag sie nicht in ein Jahrhundert zurück, dessen Entwicklung rasch in die Richtung auf eine Einstufung in Klasse 10 geht. Vielleicht bleibt sie lieber im Mittelalter.«
    Er ging hinauf, Badri zu besuchen. Soweit dem Personal bekannt war, hatte er seit Heiligabend nicht mehr von Ratten gesprochen und auch keine auffallende Unruhe gezeigt. »Laboratorium?« murmelte er, als er Dunworthy sah. Er versuchte ihm mit zittriger Hand eine Notiz zu geben, dann schien er in erschöpften Schlaf zu sinken.
    Dunworthy blieb nur ein paar Minuten und suchte dann Gilchrist auf.
    Es regnete wieder, als er das Brasenose College erreichte. Die Demonstranten hatten bis jetzt ausgehalten und standen mit eingezogenen Schultern fröstelnd und naß unter ihrem Spruchband.
    Der Portier war gerade dabei, den Weihnachtsschmuck von seinem kleinen Christbaum zu nehmen. Als er Dunworthy sah, zeigte er sich alarmiert. Dunworthy ging an ihm vorbei und durch das Tor.
    »Sie können nicht hinein, Mr. Dunworthy!« rief ihm der Pförtner nach. »Das College ist gesperrt.«
    Dunworthy kümmerte sich nicht darum und ging in den Hof. Gilchrists Räume waren in dem Gebäude hinter dem Laboratorium. Er beschleunigte seinen Schritt, da er vermutete, daß der Pförtner ihm nachlaufen und versuchen würde, ihn aufzuhalten.
    Am Eingang des Laboratoriums war ein großes gelbes Schild mit der Aufschrift: »Gesperrt. Kein Zutritt ohne Genehmigung.« Die Tür war mit einer elektronischen Alarmanlage versehen.
    Gilchrist schritt durch den Regen auf ihn zu. Der Portier mußte ihn alarmiert haben. »Mr. Dunworthy. Das Laboratorium ist gesperrt und nicht zugänglich.«
    »Ich wollte Sie sprechen«, sagte Dunworthy.
    Der Portier kam herbeigeeilt. »Soll ich den Ordnungsdienst der Universität rufen, Mr. Gilchrist?«
    »Das wird nicht erforderlich sein. Kommen Sie mit hinauf«, sagte er zu Dunworthy. »Ich habe etwas, das ich Ihnen zeigen möchte.«
    Er führte Dunworthy in sein Büro, setzte sich an den mit Papieren beladenen Schreibtisch und setzte eine komplizierte Schutzmaske mit besonderen Filtern auf.
    »Ich habe eben mit dem Grippezentrum gesprochen«, sagte er. Seine Stimme klang hohl und gedämpft, wie aus einiger Entfernung. »Der Erreger ist ein bisher genetisch nicht entschlüsseltes Virus, dessen Ursprung unbekannt ist.«
    »Seine genetische Struktur ist inzwischen entschlüsselt«, sagte Dunworthy, »und Analogon und Impfstoff werden innerhalb weniger Tage zur Verfügung stehen. Dr. Ahrens hat veranlaßt, daß Brasenose mit Vorrang immunisiert wird, und ich versuche einen Techniker ausfindig zu machen, der die Fixierung lesen kann, sobald eine Immunisierung stattgefunden hat.«
    »Ich fürchte, das wird nicht so einfach sein«, erwiderte Gilchrist. »Ich habe mich mit dem Auftreten der Influenza in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts beschäftigt. Es gibt klare Hinweise, daß in den ersten Jahrzehnten nach 1300 eine Serie von Influenzaepidemien die Bevölkerung schwächte und dadurch ihre Widerstandsfähigkeit gegen den Schwarzen Tod verminderte.«
    Er nahm ein Buch vom Schreibtisch, das wie eine alte Chronik aussah. »Ich habe sechs verschiedene Hinweise auf Ausbrüche zwischen Oktober 1318 und Februar 1321 gefunden.« Er blickte kurz zu Dunworthy auf und begann zu lesen: »Nach der Erntezeit kam über ganz Dorset ein so heftiges Fieber, daß viele daran starben. Dieses Fieber begann mit Schmerzen im Kopf und den Gliedern, mit Verwirrung und Schwäche. Man suchte die Krankheit durch Aderlässe, Umschläge und Kräuteraufgüsse zu heilen, aber viele starben trotzdem.«
    Ein Fieber. In einem Zeitalter von Fieberkrankheiten wie Typhus und Cholera und Masern, die allesamt ähnliche Symptome zeigten.
    Gilchrist hob ein anderes Buch in die Höhe. »1319. Die Sitzungen des Geschworenengerichts in Bath mußten abgesagt werden. Eine Krankheit der Brust befiel das Gericht, so daß niemand, weder Richter noch Geschworene, übrig blieben, die Fälle zu verhandeln.« Gilchrist blickte Dunworthy mit hochgezogenen Brauen an. »Sie erklärten, daß die Befürchtungen der Öffentlichkeit wegen einer Infektion über das Netz hysterisch und unbegründet seien. Es scheint

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