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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Bischofs den Platz des Hausherren einnehme. Die Besucher schienen jedoch mehr am Trinken als am Essen interessiert. Imeyne brachte ihnen eigenhändig Becher mit Wein, die sie im Nu austranken, um nach mehr zu rufen. Der Sekretär erwischte Maisrys Röcke, als sie den Krug brachte, zog sie näher und steckte ihr die Hand ins Hemd. Sie schlug natürlich die Hände zusammen.
    Das einzig Gute an ihrem Aufenthalt hier ist, daß sie die allgemeine Verwirrung noch erheblich steigern. Ich hatte nur ein paar Minuten Zeit, um mit Gawyn zu sprechen, aber morgen oder übermorgen wird es mir sicherlich gelingen, ihn unbeobachtet beiseite zu nehmen – dies um so mehr, als Imeynes Aufmerksamkeit ganz auf den Gesandten konzentriert ist, der Maisry gerade den Krug weggenommen und sich den Wein selbst eingeschenkt hat – und zu überreden, daß er mir den Absetzort zeigt. Es ist noch reichlich Zeit. Ich habe noch fast eine Woche.

 
21
     
     
    Am 28. starben zwei weitere Personen, beide Sekundärinfektionen, die an der Tanzveranstaltung in Headington teilgenommen hatten. Und Latimer erlitt einen Schlaganfall.
    »Er entwickelte eine Herzmuskelentzündung, die eine Embolie verursachte«, hatte Mary bei ihrem Anruf gesagt. »Gegenwärtig ist er ohne Bewußtsein.«
    Mehr als die Hälfte der Einquartierten war an der Influenza erkrankt, und in der Klinik war nur noch Platz für die ernstesten Fälle. Dunworthy und Finch und einer der Einquartierten, der eine Krankenpflegerausbildung genossen hatte, versorgten die Kranken rund um die Uhr, maßen ihnen das Fieber und gaben Orangensaft aus. Dunworthy stellte Feldbetten auf und besorgte und verteilte Medikamente.
    Und sorgte sich weiter. Als er Mary von Badris Äußerungen »Das kann nicht stimmen« und »Es waren die Ratten« erzählt hatte, war sie unbeeindruckt geblieben. »Es ist das Fieber, James. Das hat keinen Zusammenhang mit der Realität. Ich hatte mal einen Patienten, der ständig von den Elefanten der Königin redete.« Aber er konnte sich die Vorstellung, daß Kivrin im Jahr 1348 gelandet sei, nicht aus dem Kopf schlagen.
    An jenem ersten Abend hatte Badri sich nach dem Jahr erkundigt und gesagt, das könne nicht stimmen. Nach seinem Streit mit Gilchrist hatte Dunworthy Andrews angerufen und ihm mitgeteilt, er könne den Zugang zum Netz im Brasenose College nicht erhalten.
    »Macht nichts«, hatte Andrews darauf gesagt. »Die örtlichen Koordinaten sind nicht so kritisch wie die zeitlichen. Die örtlichen Koordinaten kann ich über die Ausgrabung vom Jesus College bekommen. Ich habe bereits mit ihnen über die Parameterprüfungen gesprochen, und sie sind einverstanden.«
    Die Bildübertragung war wieder defekt gewesen, aber er hatte sich nervös angehört, als hätte er befürchtet, daß Dunworthy wieder mit seinem Drängen anfangen würde, er solle nach Oxford kommen. »Ich habe mich eingehend mit Verschiebungen beschäftigt«, sagte er. »Theoretisch gibt es keine Grenzen, aber in der Praxis tritt meist nur eine minimale Verschiebung auf. Die maximale Verschiebung ist niemals über fünf Jahre hinausgegangen, und das waren alles unbemannte Operationen. Die größte Verschiebung bei einer bemannten Absetzoperation war eine Ferndistanz im 17. Jahrhundert und betrug zweihundertsechsundzwanzig Tage.«
    »Könnte es etwas anderes geben?« hatte Dunworthy sich erkundigt. »Könnte außer der Verschiebung etwas nicht planmäßig verlaufen sein?«
    »Nichts, wenn die Koordinaten stimmen«, hatte Andrews gesagt und versprochen, ihm Meldung zu machen, sobald er die Parameterprüfungen vorgenommen hätte.
    Fünf Jahre war 1325. Die Pest war damals noch nicht einmal in China aufgetreten, und Badri hatte Gilchrist bei klarer Besinnung gesagt, die Verschiebung sei minimal. Und es konnten nicht die Koordinaten sein. Badri hatte sie überprüft, bevor er erkrankt war. Aber die Befürchtungen nagten weiter in ihm, und die wenigen freien Augenblicke, die er erübrigen konnte, verbrachte er mit Telefongesprächen, um einen Techniker zu finden, der bereit war zu kommen und die Fixierung abzulesen, sobald der Impfstoff eingetroffen wäre und Gilchrist das Laboratorium wieder öffnete. Die Sendung aus den Vereinigten Staaten hätte schon am Vortag eintreffen sollen, doch als Mary anrief, hatte sie noch darauf gewartet.
    Am Spätnachmittag läutete sie wieder an. »Können Sie noch ein Krankenzimmer einrichten?« fragte sie. Die Bildübertragung war wieder in Ordnung. Ihre Schutzkleidung sah aus,

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