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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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als ob sie darin geschlafen hätte, und die Atemmaske baumelte ihr an einem Band vom Hals.
    »Ich habe bereits eine Krankenstation eingerichtet«, sagte er. »Sie ist voll von Einquartierten, wie Sie wissen. Bis jetzt haben wir einunddreißig Fälle.«
    »Haben Sie Räumlichkeiten für mehr? Ich brauche sie jetzt noch nicht«, sagte sie in erschöpftem Ton, »aber wenn es so weitergeht, wird es bald soweit sein. Wir haben unsere Kapazität nahezu ausgeschöpft, und mehrere Leute vom Personal sind entweder selbst erkrankt oder weigern sich, von außerhalb in die Quarantänezone zu kommen.«
    »Und der Impfstoff ist noch nicht da?«
    »Nein. Das Grippezentrum hat gerade angerufen. Sie hatten beim ersten Durchgang ein fehlerhaftes Resultat und mußten noch einmal anfangen. Morgen soll die Sendung hier sein. Man vermutet jetzt, daß das Virus aus Uruguay eingeschleppt wurde.« Sie lächelte matt. »Ist Badri vielleicht mit jemandem aus Uruguay zusammengekommen? Wann können Sie die Betten bereitstellen?«
    »Bis heute abend«, sagte Dunworthy, aber Finch informierte ihn, daß fast keine zusammenklappbaren Feldbetten mehr zur Verfügung stünden, und er mußte zum Gesundheitsamt gehen und ihnen ein Dutzend abschwatzen. Erst am Morgen hatten sie die neue Krankenstation in zwei Seminarräumen eingerichtet.
    Finch, der ihm geholfen hatte, die Betten zusammenzusetzen und zu beziehen, stellte fest, daß sie fast kein sauberes Bettzeug, Schutzmasken und Toilettenpapier mehr hatten. »Es hat schon für die Einquartierungen nicht gereicht«, sagte er, »geschweige denn für all diese Patienten, die wir hereinbekommen. Und Verbandmaterial haben wir überhaupt nicht.«
    »Es ist kein Krieg«, sagte Dunworthy. »Ich glaube nicht, daß es Verwundete geben wird. Haben Sie feststellen können, ob eines der anderen Colleges einen Techniker hier in Oxford hat?«
    »Ja, Sir, ich telefonierte mit allen, aber es ist keiner da.« Er klemmte sich ein Kissen unter das Kinn, steckte das Bettlaken unter die Matratze und zog es glatt. »Ich habe Mitteilungen ausgehängt, in denen alle gebeten werden, mit Toilettenpapier zu sparen, wie Sie wissen, aber es hat nichts genützt. Die Amerikanerinnen sind besonders verschwenderisch. Andererseits tun sie mir leid. Helen ist gestern abend krank geworden, und sie haben keinen Ersatz.«
    »Helen?«
    »Mrs. Piantini. Sie hat 39,7 Fieber. Nun werden sie Teile ihres einstudierten Programmes streichen müssen.«
    Was wahrscheinlich ein Segen ist, dachte Dunworthy. »Erkundigen Sie sich, ob sie weiterhin mein Telefon überwachen können, selbst wenn sie nicht mehr üben«, sagte er. »Ich erwarte mehrere wichtige Anrufe. Hat Andrews sich gemeldet?«
    »Nein, Sir, noch nicht. Und die Bildübertragung ist wieder ausgefallen.« Er schüttelte das Kissen auf. »Das mit dem Glockenspiel ist zu dumm. Sie können natürlich den Stedman spielen, aber das ist ein alter Hut. Wirklich ein Jammer, daß es keine Alternativlösung gibt.«
    »Haben Sie die Liste der Techniker?«
    »Ja, Sir«, sagte Finch und machte eine Kopfbewegung. »Drüben bei der Wandtafel.«
    Dunworthy nahm die Blätter auf und überflog das zuoberst liegende. Es war mit Zahlenkolonnen vollgeschrieben, alle mit den Digitalen eins bis sechs in unterschiedlicher Reihenfolge.
    »Das ist es nicht«, sagte Finch und nahm ihm die Papiere aus der Hand. »Das sind die Variationen für das Stück ›Chicago Surprise‹, das nun ausfallen muß.« Er gab Dunworthy ein einzelnes Blatt. »Das ist sie. Ich habe die Techniker mit Anschriften und Telefonnummern nach Colleges getrennt aufgeführt.«
    Colin kam in seinem nassen Mantel herein, eine Rolle Klebeband und ein mit Plastikfolie geschütztes Bündel in den Händen. »Der Vikar sagte, daß ich diese Plakate in allen Krankenzimmern anbringen soll«, sagte er. Er schlug die Plastikfolie zurück und nahm ein Plakat heraus. Der Text lautete: »Fühlen Sie sich desorientiert? Verwirrt? Geistige Verwirrung kann ein erstes Anzeichen der Influenza sein.«
    Er riß einen Streifen Klebeband ab und befestigte das Plakat an der Wandtafel. »Ich war gerade dabei, diese Plakate im Krankenhaus anzubringen, und was meinen Sie, was der Gallenstein tat?« sagte er beim Heraussuchen eines weiteren Plakates. Hier lautete der Text: »Tragen Sie Ihre Schutzmaske.« Er befestigte es an einer leeren Wand. »Sie las den Patienten aus der Bibel vor.« Er steckte das Klebeband ein. »Hoffentlich erwischt es mich nicht auch noch.« Er

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