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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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auf zwei waren mit der U-Bahn gefahren. Es war wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
    Er verbrachte die halbe Nacht mit der Überprüfung von Religionszugehörigkeiten und möglichen Querverbindungen. Zweiundvierzig gehörten der Anglikanischen Kirche an, neun der Heiligen Reformierten, siebzehn waren in keiner Glaubensgemeinschaft. Acht waren Studenten am Shrewsbury College, elf waren bei Debenham gewesen, um den Weihnachtsmann zu sehen, neun hatten an Montoyas Ausgrabungsstätte gearbeitet, dreißig waren in Blackwell’s einkaufen gewesen.
    Einundzwanzig hatten Kontakte mit mindestens zwei Sekundärpersonen gehabt, und der Weihnachtsmann von Debenham hatte mit zweiunddreißig Kontakt gehabt (mit allen bis auf elf in einer Wirtschaft nach Arbeitsschluß), aber keiner von ihnen konnte mit anderen Primärinfektionen außer Badri in Verbindung gebracht werden.
    Am Morgen brachte Mary die Fälle, die im Krankenhaus nicht mehr untergebracht werden konnten. Sie trug Schutzkleidung, aber keine Maske. »Sind die Betten fertig?« fragte sie.
    »Ja. Wir haben zwei Räume mit je zehn Betten.«
    »Gut. Ich werde alle brauchen.«
    Sie halfen den Pflegern bei der Unterbringung der Patienten in den behelfsmäßigen Krankenzimmern und übergaben sie der Obhut von Williams Lehrschwester. »Die bettlägerigen Patienten werden herübergebracht, sobald wir einen Krankenwagen frei haben«, sagte Mary, als sie mit Dunworthy über den Hof hinausging.
    Der Boden begann abzutrocknen, und der Himmel war heller, als wollte es endlich aufklaren.
    »Wann kann mit der Synthetisierung gerechnet werden?« fragte er.
    Sie hob die Schultern. »Einige Tage wird es bestimmt noch dauern.«
    Als sie das Tor erreichten, lehnte sie sich an den gemauerten Pfeiler und fuhr sich über das graue Haar. »Wenn das alles vorbei ist, werde ich durch das Netz gehen«, sagte sie. »In ein Jahrhundert, wo es keine Epidemien gibt, wo es kein Warten und hilfloses Dabeistehen gibt. Ein Jahrhundert, das keine Zehner-Einstufung hat.« Sie lächelte. »Bloß gibt es keins, nicht?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Habe ich Ihnen schon vom Tal der Könige erzählt?« sagte sie.
    »Sie sagten, Sie seien während der Pandemie dort gewesen.«
    Sie nickte. »Über Kairo war die Quarantäne verhängt worden, also flogen wir nach Luxor und nahmen ein Taxi zum Tal der Könige, um Tut-ench-Amuns Grab zu sehen«, erzählte sie. »Es war ziemlich töricht von uns, denn die Pandemie hatte Luxor bereits erreicht, und wir entgingen nur um Haaresbreite der Quarantäne. Außerdem wurden wir zweimal beschossen.« Sie schüttelte den Kopf. »Wir hätten ums Leben kommen können. Meine Schwester weigerte sich, den Wagen zu verlassen, aber ich ging die Treppe hinunter und bis zur Grabkammer und dachte mir: Genauso war es, als Carter das Grab entdeckte.«
    Sie blickte versonnen ins Leere. »Als sie die Grabkammer fanden, war sie verschlossen, und sie hätten warten müssen, bis die zuständigen Behörden sie öffneten. Carter bohrte ein Loch durch die Tür und schaute durch. Carnavon sagte: ›Können Sie was sehen?‹ und Carter sagte: ›Ja. Wundervolle Dinge.‹«
    Sie schloß die Augen. »Ich habe den Augenblick nie vergessen, wie ich dort vor der geschlossenen Tür stand. Ich sehe es noch jetzt ganz klar vor mir.« Sie öffnete die Augen. »Das werde ich vielleicht tun, wenn dies vorbei ist. Zur Öffnung von Tut-ench-Amuns Grab.«
    Sie beugte sich zum Tor hinaus. »Ach du liebe Zeit, anscheinend gibt es wieder Regen. Ich muß zurück.« Sie musterte ihn mit scharfem Blick. »Warum tragen Sie Ihre Schutzmaske nicht?«
    »Wenn ich sie trage, beschlägt meine Brille. Warum tragen Sie Ihre nicht?«
    »Wir haben bald keine mehr. Sie haben Ihre T-Zellen-Verstärkung bekommen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Zeit.«
    »Nehmen Sie sich die Zeit«, sagte sie. »Und tragen Sie Ihre Maske. Sie werden Kivrin nicht helfen können, wenn Sie krank werden.«
    Ich kann ihr auch jetzt nicht helfen, dachte er, als er zurück zu seinen Räumen ging. Ich kann nicht ins Laboratorium, ich finde keinen Techniker, der nach Oxford kommt, ich kann Basingame nicht finden. Er überlegte, wen er sonst noch fragen sollte. Er hatte alle Reiseveranstalter überprüft, die Angelurlaub in Schottland im Programm hatten, hatte alle Bootsvermieter in Schottland angerufen. Der Mann schien spurlos verschwunden. Vielleicht hatte Montoya recht, und er war überhaupt nicht in Schottland, sondern mit einer Frau

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