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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Fall war das Fieber zu hoch. Vielleicht war es doch ihr Virus, aber sie hatte keine Leibschmerzen gehabt, und ihre Zunge war nicht in dieser Weise angeschwollen.
    Der Sekretär hob die Hand und stieß den Lappen von seiner Stirn, dann ließ er den Arm zurückfallen. Kivrin nahm den Lappen vom Kissen. Er war völlig trocken. Und was, außer einem Virus, konnte so hohes Fieber verursachen? Das einzige, was ihr dazu einfiel, war Typhus.
    »Hat er aus der Nase geblutet?« fragte sie Pater Roche.
    »Nein«, sagte Rosemund. Sie nahm Kivrin den Lappen aus der Hand. »Ich habe kein Blut gesehen.«
    »Tauche den Lappen in kaltes Wasser, aber wringe ihn nicht aus«, sagte Kivrin. »Pater Roche, helft mir, ihn zu heben.«
    Roche schob seine Hände unter die Schultern des Kranken und richtete ihn auf. Unter seinem Kopf war kein Blut auf Kissen oder Laken.
    Pater Roche ließ ihn vorsichtig zurücksinken. »Glaubt Ihr, es ist das Fleckfieber?« fragte er, und sie fand es seltsam, daß es beinahe hoffnungsvoll klang.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    Rosemund reichte ihr den Lappen. Sie hatte Kivrin wörtlich genommen. Er troff von eiskaltem Wasser.
    Kivrin beugte sich über ihn und legte den Lappen auf die Stirn des Kranken. Der riß plötzlich die Arme hoch, stieß den Lappen rückwärts aus Kivrins Hand, dann richtete er sich auf und schlug mit beiden Händen und stieß mit den Füßen nach ihr. Seine Faust traf ihre Hüfte und brachte sie aus dem Gleichgewicht, daß sie beinahe über ihn gefallen wäre.
    »Verzeiht, verzeiht«, sagte Kivrin, bemüht, das Gleichgewicht wiederzufinden und seine Hände festzuhalten. »Verzeiht mir.«
    Seine blutunterlaufenen Augen waren jetzt weit offen und starrten geradeaus. »Gloriam tuam«, lallte er mit einer seltsam hohen Stimme, die beinahe ein Schrei war.
    »Ihr müßt Euch niederlegen«, sagte Kivrin. Sie ergriff sein Handgelenk und wollte ihn sanft zurückdrehen, aber sein anderer Arm schoß heraus und traf sie voll vor die Brust.
    »Requiem aeternam dona eis«, schrie er, erhob sich auf die Knie und dann auf die Füße, daß er mitten im Bett stand. »Et lux perpetua lucent eis.«
    Kivrin begriff plötzlich, daß er die Totenmesse zu singen versuchte.
    Pater Roche faßte nach seinem Nachthemd, und der Sekretär stieß mit dem Fuß nach ihm und stieß weiter, bis er wie ein tanzender Derwisch im Bett herumsprang.
    »Miserere nobis.«
    Er war der Wand zu nahe, als daß sie ihn hätten erreichen können, schlug mit den Füßen und den fuchtelnden Armen gegen die Wand und die Holzverkleidung, ohne es anscheinend zu bemerken. »Wenn er in Reichweite kommt, müssen wir ihn bei den Knöcheln fassen und niederwerfen«, sagte Kivrin.
    Pater Roche nickte, außer Atem. Die anderen standen starr, ohne einen Versuch, den Tobenden zur Ruhe zu bringen. Imeyne war zur Truhe zurückgewichen, den Mörser und ihren Umschlag noch in den Händen. Maisry zwängte sich in die Fensternische, hatte die Augen fest zusammengekniffen und die Hände über die Ohren gelegt. Rosemund hatte den nassen Lappen aufgehoben und hielt ihn in der ausgestreckten Hand, als dächte sie, Kivrin könnte versuchen, ihn wieder auf die Stirn des Kranken zu legen. Agnes starrte mit offenem Mund auf den halb entblößten Körper des Sekretärs.
    Der Kranke warf sich herum, daß er ihnen zugewandt war. Seine Hände krallten unkoordiniert nach den Bändern seines Nachthemdes, wie um sie loszureißen.
    »Jetzt«, sagte Kivrin.
    Pater Roche und sie griffen nach seinen Knöcheln. Der Sekretär fiel auf ein Knie, dann stieß er sich mit ausgebreiteten Armen ab und warf sich vom hohen Bett direkt auf Rosemund. Sie hielt instinktiv die Hände mit dem Lappen hoch, und er prallte auf sie und riß sie mit sich zu Boden.
    »Packt ihn bei den Armen, bevor er sie verletzt«, sagte Kivrin, aber der Sekretär hatte plötzlich aufgehört, um sich zu schlagen. Er lag bewegungslos auf Rosemund, die Arme schlaff ausgebreitet, den Mund fast auf ihrem.
    Pater Roche faßte einen der erschlafften Arme und wälzte den Mann von Rosemund. Er fiel auf die Seite und atmete schnell und kurz, aber nicht mehr keuchend.
    »Ist er tot?« fragte Agnes. Als hätte der Klang ihrer Stimme die anderen aus der Erstarrung gelöst, drängten sie alle vorwärts. Frau Imeyne hielt sich am Bettpfosten fest.
    »Blackie ist gestorben«, sagte Agnes, an die Röcke ihrer Mutter geklammert.
    »Er ist nicht tot«, sagte Imeyne. Sie kniete neben ihm nieder. »Aber das Fieber in seinem

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