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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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wie Schuppen von den Augen. Sie waren nicht wegen des Gerichtsverfahrens hier, oder weil der Hausherr mit dem König Schwierigkeiten hatte. Er hatte sie hierher geschickt, weil in Bath die Pest ausgebrochen war.
    Agnes hatte gesagt, daß ihre Kinderschwester gestorben sei. Und Frau Imeynes Kaplan, Bruder Hubard. Agnes hatte ihr erzählt, er sei an der Blaukrankheit gestorben. Und Sir Bloet hatte erwähnt, daß das Gerichtsverfahren verschoben werden mußte, weil der Richter erkrankt sei. Darum hatte Eliwys keine Nachricht nach Courcy schicken wollen und war so zornig gewesen, als Imeyne gegen ihren Willen Gawyn zum Bischof geschickt hatte. Weil die Pest in Bath war. Aber es konnte nicht sein. Der Schwarze Tod hatte Bath erst im Herbst 1348 erreicht.
    »Welches Jahr haben wir?« fragte Kivrin.
    Die Frau sah sie einfältig an, als hätte sie nicht verstanden. Kivrin wandte sich zu Pater Roche. »Welches Jahr haben wir?«
    »Seid Ihr krank, Fräulein Katherine?« sagte er besorgt. Er griff nach ihren Handgelenken, wie wenn er befürchtete, daß auch sie einen Anfall bekommen würde.
    Sie entzog ihm die Hände. »Sagt mir das Jahr.«
    »Es ist das einundzwanzigste Jahr der Regierung Eduards des Dritten«, sagte Eliwys.
    Eduard der Dritte, nicht der Zweite! In ihrer Panik konnte sie sich nicht entsinnen, wann er regiert hatte. »Sagt mir das Jahr, bitte.«
    »Anno domini«, sagte der Sekretär vom Bett. Er versuchte sich die Lippen mit der geschwollenen Zunge zu befeuchten. »Eintausenddreihundert- undachtundvierzig.«

Begrub mit meinen eigenen Händen fünf meiner Kinder in einem einzigen Grab… Keine Glocken. Keine Tränen. Dies ist das Ende der Welt.
    AGNIOLA DIE TURA
SIENA, 1347
     
24
     
     
    Dunworthy verbrachte die nächsten zwei Tage damit, daß er in regelmäßigen Abständen bei den Technikern anrief und in der übrigen Zeit in Schottland herumtelefonierte und eine weitere Krankenstation einrichtete. Von den Einquartierten waren weitere fünfzehn Personen an der Influenza erkrankt, unter ihnen Mrs. Taylor, die neunundvierzig Schläge vor einem vollen Geläut zusammengebrochen war.
    »Ließ ihren Glockenstrang los und fiel ohnmächtig um wie ein Klotz«, berichtete Finch. »Die Glocke schlug einen Ton, als wollte sie den Weltuntergang einläuten, und das Seil schlug wie ein lebendes Wesen um sich. Wickelte sich mir um den Hals und erwürgte mich beinahe. Mrs. Taylor wollte weitermachen, als sie wieder zu sich kam, aber dafür war es natürlich zu spät. Es wäre schön, wenn Sie mit ihr sprechen würden, Mr. Dunworthy. Sie ist ganz niedergeschlagen und untröstlich. Sagt, sie werde sich nie verzeihen, daß sie die anderen im Stich gelassen habe. Ich sagte ihr, es sei nicht ihre Schuld, manchmal gerieten die Dinge einfach außer Kontrolle, nicht wahr?«
    Dunworthy nickte.
    Es war ihm nicht gelungen, einen Techniker zu erreichen, geschweige denn zu überreden, daß er nach Oxford käme, und auch seine Suche nach Basingame war erfolglos geblieben. Er und Finch hatten alle Hotels, Gasthäuser und Ferienhausvermieter angerufen. Er hatte Einblick in Basingames Terminkalender genommen, aber dort gab es keine Hinweise auf eine Zimmervorbestellung in irgendeinem entlegenen schottischen Nest, wie er gehofft hatte, und nach dem 15. Dezember überhaupt keine Eintragungen.
    Das Telefonsystem wurde immer störanfälliger. Die Bildwiedergabe fiel abermals aus, und die automatische Ansage mit der Auskunft, daß wegen der Epidemie alle Leitungen besetzt seien, unterbrach fast jeden Anruf, den er durchzubringen suchte, nach nur zwei Nummern.
    Seine Sorge um Kivrin war nicht mehr so akut wie in den ersten Tagen, mehr eine schwere innere Last, die auf sein Unterbewußtsein drückte, während er immer wieder Telefonnummern drückte, auf Krankenwagen wartete, Mrs. Gaddsons Beschwerden anhörte. Andrews hatte nicht zurückgerufen, oder wenn er es getan hatte, war es ihm nicht gelungen, durchzukommen. Badri murmelte endlos von Tod, und die Schwestern bemühten sich nach Kräften, seine wirren Reden auf Zetteln festzuhalten. Während er auf die Techniker oder einen Anruf aus Schottland wartete oder hoffte, daß am anderen Ende der Leitung jemand abnehmen würde, studierte er die Zettel mit Badris Worten und suchte nach Anhaltspunkten. »Schwarz«, hatte Badri gesagt, und »Laboratorium«, und »Europa.«
    Statt sich um eine Behebung der Mängel zu kümmern, ließ man das Telefonsystem weiter verkommen. Die automatische Ansage

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