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Die Jahre des Schwarzen Todes

Die Jahre des Schwarzen Todes

Titel: Die Jahre des Schwarzen Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willis Connie
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Ausschau nach einer Wegbiegung. Die schmalen Felder wurden von Wald abgelöst, und der Weg bog zurück nach Norden.
    »Und wenn es keine Straße gibt?« fragte Colin nach einem halben Kilometer, aber nach der nächsten Biegung stießen sie auf einen Weg.
    Er war noch schmaler als der Ziehweg, der am Absetzort vorbeiführte und seit es geschneit hatte, war niemand hier gegangen. Sie warteten durch Anwehungen, brachen bei jedem Schritt durch die verharschte Kruste. Dunworthy hielt angestrengt Ausschau nach dem Dorf, aber die Waldstücke waren zu verfilzt, um hindurchzusehen.
    Im Schnee kamen sie nur langsam voran, und er war schon wieder außer Atem. Die Beengung umschloß seine Brust wie ein eiserner Faßreifen.
    »Was machen wir, wenn wir hinkommen?« fragte Colin. Er marschierte scheinbar mühelos durch den Schnee.
    »Du bleibst außer Sicht und wartest auf mich«, sagte Dunworthy. »Ist das klar?«
    »Ja. Sind Sie sicher, daß dies die richtige Straße ist?«
    Er war ganz und gar nicht sicher. Der Weg war nach Nordwesten abgebogen, fort von der Richtung, in der er das Dorf vermutete, und ein kurzes Stück voraus machte er noch einmal eine Biegung in die falsche Richtung. Er spähte besorgt durch das Gewirr schneebedeckter Äste und Zweige, hoffte einen Blick auf Mauern oder Strohdächer zu erhaschen.
    »Das Dorf war nicht so weit weg, da bin ich ganz sicher«, sagte Colin. Er rieb sich die Arme. »Wir sind schon Stunden unterwegs.«
    Stunden waren es nicht, aber wenigstens eine Stunde, und sie hatten noch nicht einmal die Hütte eines Häuslers gesehen, geschweige denn ein Dorf. Es gab ein Dutzend Dörfer im Umkreis, aber wo?
    Colin zog das Ortungsgerät hervor. »Sehen Sie«, sagte er und zeigte Dunworthy die Ablesung. »Wir sind zu weit nach Süden abgekommen. Ich glaube, wir sollten zu der anderen Straße zurückgehen.«
    Dunworthy sah auf die Ablesung und dann auf die Kartenskizze. Sie waren annähernd südlich vom Absetzort und mehr als drei Kilometer von ihm entfernt. Sie mußten beinahe die ganze Strecke zurückgehen, ohne eine Aussicht, in dieser Zeit Kivrin zu finden, und am Ende dieser Wanderung würde er schwerlich imstande sein, noch weiter zu gehen. Er fühlte sich bereits erschöpft, der Eisenreif um seine Brust zog sich mit jedem Schritt enger, und in der Mitte seiner Rippen meldete sich von Zeit zu Zeit ein stechender Schmerz. Er wandte sich um und spähte voraus, versuchte zu einem Entschluß zu kommen.
    »Meine Füße frieren ein«, sagte Colin. Er stampfte im Schnee herum, und plötzlich flog unweit von ihnen mit klatschenden Flügelschlägen ein Vogel auf und erschreckte sie nicht weniger, als sie ihn erschreckt hatten. Dunworthy blickte zum Himmel auf und runzelte die Stirn. Im Westen zog eine gleichförmig graue Wolkendecke auf.
    »Wir hätten der Hecke nachgehen sollen«, sagte Colin. »Das wäre viel näher…«
    »Still!« sagte Dunworthy.
    »Was ist?« flüsterte Colin. »Kommt jemand?«
    »Pst!« machte Dunworthy. Er zog Colin zu den Büschen am Wegrand und lauschte wieder. Er glaubte ein Pferd gehört zu haben, aber nun war es wieder völlig still. Vielleicht war es nur ein Vogel gewesen, oder eine Sinnestäuschung.
    Er bedeutete Colin, hinter einem Baum in Deckung zu gehen. »Bleib hier!« raunte er und schlich vorwärts, bis er um die Wegbiegung sehen konnte.
    Ein Rappenhengst war an einen Weißdorn gebunden. Dunworthy zog sich hastig hinter eine Kiefer zurück und stand still. Der Reiter konnte nicht weit sein, aber so angestrengt er lauschte und spähte, es war weit und breit kein Mensch zu entdecken. Er wartete, bemühte sich, sein eigenes Atmen zu beruhigen, um besser zu hören, aber niemand kam, und er hörte nichts als das vom Schnee gedämpfte Stampfen der Pferdehufe.
    Das Tier war gesattelt, und das Zaumzeug mit Silber beschlagen. Aber es sah mager aus, und die Rippen waren deutlich zu sehen. Der Sattelgurt war locker, und der Sattel rutschte ein wenig auf die Seite, als das Pferd rückwärts zog. Offensichtlich versuchte es sich zu befreien, und als Dunworthy näherging, konnte er sehen, daß die Zügel nicht angebunden, sondern an Zweigen hängengeblieben waren und sich verheddert hatten.
    Er trat auf den Weg. Der Hengst wandte ihm den Kopf zu und begann wild zu wiehern.
    »Nur ruhig, es ist ja gut«, sagte er und trat vorsichtig von der Seite an das Pferd heran. Er legte ihm die Hand an den Hals, und es hörte auf zu wiehern und begann Dunworthy zu beschnüffeln und mit

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